Höntrop. An der Waldorfschule in Höntrop hat ein Junge im Streit ein Messer gezückt und einen Mitschüler (12) leicht verletzt. Wie es jetzt weitergeht.

  • Bei einem Streit unter Sechstklässlern hat ein Schüler an der Widarschule in Höntrop ein Messer gezückt
  • Ein eigentlich unbeteiligter Mitschüler (12) wurde leicht verletzt
  • Die Polizei ermittelt, die Schule will den Vorfall auch intern aufarbeiten

Der Vorfall mit dem Messer auf dem Schulhof der Widarschule in Bochum-Höntrop am Mittwoch, 29. März, wirkt nach. Was in der Mittagspause unter Schülern passiert ist, wird nun aufgearbeitet. Ein Sechstklässler hatte im Streit mit einem Mitschüler ein Messer gezückt. Ein unbeteiligter Junge wurde bei dem Durcheinander auf dem Schulhof von der Klinge am Hals berührt und leicht verletzt.

Messer bei Streit auf Schulhof gezückt – so reagieren Schule und Polizei

Innerhalb der Schule würden nun, wie angekündigt, viele Gespräche geführt, sagt Schulleiter Matthias Pott am Tag danach. Am Morgen habe es in der sechsten Klasse, die alle drei beteiligten Schüler besuchen, zusammen mit der Klassenlehrerin und der Schulpsychologin einen Gesprächskreis gegeben, um über den Vorfall zu reden. „Wir hoffen, dass wir das vernünftig hinbekommen“, sagt Pott.

Wichtig sei ihm, jetzt für Deeskalation zu sorgen und Ruhe in die Schule zu bringen. Deshalb stellt er sich auch schützend vor die Klassenlehrerin. Dieser war von Eltern von Sechstklässlern vorgeworfen worden, in einer ersten Mail an die Familien die Angelegenheit verharmlost und heruntergespielt zu haben. Auch das sei Teil der schulischen Deeskalation-Strategie, sagt Pott, der betont, dass die Klassenlehrerin „alles richtig gemacht hat“.

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Widarschule in Bochum bespricht weitere Schritte

Auch ein Gespräch mit der Kripo habe es schon gegeben. „Wir sind uns einig, dass das erste Ziel sein muss, für Ruhe zu sorgen“, so Pott. Die Ferien jetzt könnten mit dazu beitragen, sagt er. Aber auch in der freien Zeit werde man die Angelegenheit aufarbeiten. Und überlegen, ob ein Sonder-Elternabend einberufen wird oder man auch mal einen Polizisten in die Schule einlädt.

Diese sind jetzt ohnehin an der Widarschule im Einsatz. Auch wenn die beteiligten Kinder alle jünger als 14 Jahre und somit strafunmündig seien, ergreife man natürlich Maßnahmen, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis. Zunächst höre man die Schüler im Beisein der Eltern an, „kindgerecht, versteht sich“. Das übernimmt in diesem Fall die Kripo Wattenscheid.

Kripo Wattenscheid spricht nach Messervorfall mit Eltern und Schülern

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„Wir haben schon Kontakt zu Eltern und Schule aufgenommen“, sagt Lemanis. Das Ganze werde aber ein paar Tage dauern. Man müsse erst alle Seiten hören, dann ergebe sich daraus ein Bild. Er bestätigt aber die bisherige Version, dass es wegen einer Bagatelle um einen Pulli zum Streit kam, ein Junge ein Messer zückte, mit diesem in der Hand hinter einem Mitschüler herrannte und dabei einen Unbeteiligten mit der Klinge am Hals traf.

Die Kripo nehme den Vorfall sehr ernst, bekräftigt Lemanis. „Ein Messer gehört nicht in Kinderhände. Und auch nicht auf ein Schulgelände.“ Zusätzlich zur Kripo sei das Kommissariat Prävention/Opferschutz an der Widarschule im Einsatz, „um zur Beruhigung der Situation beizutragen“.

Nach Messervorfall in Bochum: Klassenlehrerin informiert Eltern per E-Mail

„Heute hat sich in der Mittagspause eine Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und ein paar weiteren Sechstklässlern ereignet. Dabei kam ein Taschenmesser zum Einsatz.“ So beginnt die E-Mail, die die Klassenlehrerin der sechsten Klasse am Mittwoch, 29. März, um 14.41 Uhr an die Eltern verschickt hatte. Weiter heißt es darin: „Glücklicherweise ist dabei niemand zu Schaden gekommen, die Streitenden wurden rasch von anwesenden bzw. herbeigeholten Erwachsenen getrennt und das Messer sichergestellt. Der betroffene Schüler wurde nach einem Gespräch mit mir und einer weiteren Kollegin nach Hause geschickt, weitere Maßnahmen werden in die Wege geleitet. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Vorfall aufarbeiten und den Betroffenen die notwendige Hilfe zukommen lassen können.“

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Die Version eines unmittelbar betroffenen Schülers stellte die Situation etwas dramatischer dar. Maurice Rüsberg (12) berichtet, dass es beim „Räuber-und-Gendarm“-Spiel zum Streit kam, weil wohl der Ärmel eines Pullis beschädigt wurde. Daraufhin habe ein Junge ein Messer gezückt und sei damit einem Mitschüler hinterhergerannt. Den Arm mit der Waffe habe er ausgestreckt nach vorne gehalten. „Ich stand unbeteiligt am Rand“, schildert der Zwölfjährige. Der Junge mit dem Messer sei dicht an ihm vorbeigerannt, dabei habe ihn die Klinge am Hals berührt und eine leichte Schnittwunde hinterlassen.

Diese Wunde ist am Hals von Maurice Rüsberg zu sehen. Der Schüler sagt, dass ihn dort das Messer seines Mitschülers getroffen habe.
Diese Wunde ist am Hals von Maurice Rüsberg zu sehen. Der Schüler sagt, dass ihn dort das Messer seines Mitschülers getroffen habe. © Gernot Noelle

„Ich habe das zunächst gar nicht bemerkt“, sagt Maurice. „Erst kurz darauf habe ich ein Brennen an der Stelle gespürt.“ Er sei sofort in die Betreuung gerannt und habe geschrien, draußen renne einer mit einem Messer rum. Das Messer habe sein Mitschüler derweil in ein Gebüsch geworfen, wo es laut Maurice die Klassenlehrerin an sich nahm.

Widarschule: Mutter sucht das Gespräch zur Schulleitung

Marina Rüsberg, Maurices Mama, zeigte sich am Mittwoch natürlich geschockt. Die Wunde an dem Hals ihres Sohnes sei eher ein Kratzer, nichts Wildes. „Aber das hätte natürlich auch anders ausgehen können.“ Zwei Zentimeter weiter oder ein Schritt ihres Sohnes zur Seite… Maurice habe sich zu Hause erst einmal ins Bett gelegt, sagte die Mutter. Dennoch wollte sie ihn am nächsten Tag wieder in die Schule gehen lassen, kündigte Marina Rüsberg an.

Zur Tagesordnung wolle sie damit aber nicht übergehen. „Ich erwarte schon, dass die Schule diesen Vorfall ernst nimmt. Die Mail der Lehrerin klang schon ziemlich verharmlosend.“ Sie wolle jetzt auch selbst das Gespräch mit ihr und der Schulleitung suchen. Mit der Mutter des Jungen, der das Messer gezückt hatte, habe sie schon geredet. „Der tut die Sache total leid.“

Rund 400 Schülerinnen und Schüler lernen an der Widarschule, der Waldorfschule in Höntrop.
Rund 400 Schülerinnen und Schüler lernen an der Widarschule, der Waldorfschule in Höntrop. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Auch Schulleiter Matthias Pott bedauert den Vorfall, „den ersten dieser Art an der Widarschule“. Man habe an der Waldorfschule verschiedene Wege, so etwas aufzuarbeiten. „Zunächst natürlich Gespräche mit allen Beteiligten.“ Man habe zudem ein Streitschlichtungsprogramm, eine neue Schulsozialarbeiterin und es bestehe auch die Möglichkeit von Suspendierungen. „Das sind alles Optionen.“

Er selbst sei – wie die Eltern – von der Klassenlehrerin per E-Mail über den Vorfall informiert worden. Das sei nun „leider passiert“. „Wir müssen gucken, wie wir das ahnden.“

Messer-Vorfall an der Widarschule: Polizei eingeschaltet

Die Polizei war von der Widarschule nicht eingeschaltet worden und erfuhr über die WAZ von dem Vorfall, wurde dann natürlich hellhörig. Bei den Schlagworten Messer und Schule, noch dazu in Kombination, sei man „natürlich hochsensibilisiert“ und „brennend daran interessiert, da tätig zu werden“, hieß es am Mittwochabend es aus dem Präsidium – „gerade auch vor dem Hintergrund der tödlichen Messerattacke auf ein zwölfjähriges Mädchen in Freudenberg“. Die beiden gleichaltrigen Täterinnen dort sind ebenso strafunmündig wie die Beteiligten in diesem Fall in Höntrop. Man wolle den Sachverhalt jetzt in Erfahrung bringen und den Vorfall gemeinsam mit der Schule aufarbeiten.

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Marina Rüsberg, die Mutter von Maurice, hatte am Mittwochabend noch Kontakt zur Polizei aufgenommen und Strafanzeige erstattet. „Wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung“, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis.