Bochum. Die Gasversorgung ist stabil, Deutschland ist gut durch den Winter gekommen. „Kein Grund zur Entwarnung“, sagt Bochums Stadtwerke-Chef.
Ein milder Winter und offenbar Appelle an die Verbraucher, sparsam mit Energie umzugehen, führen zu einer momentan entspannten Gasversorgung. Aus Sicht von Dietmar Spohn, dem Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum, trügt der Eindruck allerdings. Er sagt: „Der kommende Winter wird zur eigentlichen energiepolitischen Herausforderung.“
Kampagne der Stadtwerke Bochum zum Energiesparen hat offenbar gefruchtet
Heißt das, dass die Bochumerinnen und Bochumer noch mehr als ohnehin schon auf ihren Gasverbrauch achten müssen? Zumindest gibt es aus Sicht der Stadtwerke keinen Grund, die Anstrengungen der vergangenen Monate zurückzuschrauben. Das städtische Tochterunternehmen hatte im August eine Kampagne mit dem Titel „Es macht viel aus, wenn Du viel ausmachst“ gestartet und an die Verbraucher appelliert, Energie zu sparen, ohne dass sie allzu große Einschränkungen hinnehmen müssten. Besonders wirksam sei es zum Beispiel, die Raumtemperatur in Gebäuden zu senken. Wenn sie nur um ein Grad Celsius abgesenkt wird, werden bereits etwa sechs Prozent weniger Energie verbraucht.
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„Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment stabil“, so Stadtwerke-Sprecher Jascha Dröge. Die Bundesnetzagentur bewerte seit Anfang Januar 2023 die Lage als weniger angespannt als noch zu Beginn des Winters. So seien die Gasspeicher in Deutschland derzeit noch gut gefüllt. „Mit einem Speicherstand von bundesweit etwa 64 Prozent gehen wir in die nun beginnende Einspeicherphase. Das sind gute Vorzeichen“, so der Sprecher.
Von Entwarnung kann keine Rede sein
Dennoch sei es deutlich zu früh, um Entwarnung für den nächsten Winter zu geben. Dröge: Die Erdgasmengen, die in den vergangenen Jahren aus Russland bezogen wurden, sie haben etwa die Hälfte des gesamten Gasimports ausgemacht, könnten nicht vollständig durch Erdgas- und LNG-Importe aus anderen Nationen ersetzt werden.
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„Deshalb bleibt ein sparsamer Gasverbrauch wichtig“, so der Unternehmenssprecher. „Das Ziel muss es weiterhin sein, 15 bis 20 Prozent Gas gegenüber den Vorjahren einzusparen.“ Dabei geht es um beträchtliche Mengen. 2021 hat der Energieversorger fast 3,3 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Gas verkauft.
Nach dem Appell im August 2022 war der Bochumer Gasabsatz schnell deutlich gesunken. Mitte Dezember hieß es: „Bochum spart weiter kräftig Erdgas“. Die Stadtwerke hatten im November 233 Millionen kWh ins Netz eingespeist – 35 Prozent weniger als im gleichen Monat 2021 (359 Millionen kWh Erdgas). Von Januar bis November 2022 hatte Bochum etwa 2,1 Milliarden Kilowattstunden Erdgas verbraucht, im gleichen Zeitraum 2021 waren es noch 2,7 Milliarden kWh.
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Stadtwerke haben große Mengen an den Handelsmärkten beschafft
Nun sehen sich die Stadtwerke grundsätzlich in einer guten Ausgangsposition. Denn: Sie haben für den nächsten Winter bereits den überwiegenden Teil der geplanten Absatzmenge an den Handelsmärkten beschafft, wie es heißt. In den kommenden Wochen soll der restliche Teil gekauft werden. Allerdings: Zwischen dem Kauf künftiger und tatsächlich zur Verfügung stehender Gasmengen besteht ein Unterschied: „Dass die Mengen handelsseitig beschafft sind, heißt aber nicht, dass sie auch physisch zur Verfügung stehen“, so Sprecher Jascha Dröge.
Der Appell des Unternehmens bleibe daher bestehen. Kunden sollten auch im kommenden Winter behutsam mit Energie umgehen und weiter sparen – im Interesse des eigenen Geldbeutels und des Klimaschutzes.