Bochum-Dahlhausen. Seit Jahren sucht die Stadt Bochum einen geeigneten Betreiber für das alte Bahnhofsgebäude in Dahlhausen. Das Verfahren dazu wurde neu gestartet.
Seit Jahren liegt ein altes Schmuckstück brach und wird kaum genutzt: das historische Bahnhofsgebäude in Bochum-Dahlhausen. Die Stadt ist inzwischen Eigentümer der Immobilie und auf der Suche nach einem geeigneten Betreiber. Doch diese ging jetzt von vorne los.
Suche nach Pächter für Bahnhofsgebäude in Bochum-Dahlhausen geht von vorne los
Im Januar 2022 sah es noch verheißungsvoll aus. In einem sogenannten Interessenbekundungsverfahren blieb am Ende ein aussichtsreicher Bewerber übrig, mit dem die Stadt in vertiefende Gespräche einstieg. Darin sollten die Konditionen des Grundstücksgeschäfts ermittelt und ausgehandelt und dem Interessenten das Objekt „Bahnhof Dahlhausen“ über einen gewissen Zeitraum für Untersuchungen und Planung reserviert werden.
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Doch zu einem Abschluss kam es dann nicht, weil kurz darauf der Krieg in der Ukraine begann und damit weltweit die Preise explodierten. Das berichtet Marc Gräf (SPD), Bezirksbürgermeister für Bochum-Südwest. Um eine Übernahme des Bahnhofsgebäudes trotz der allgemein gestiegenen Kosten weiterhin attraktiv zu machen, habe sich die Stadt bereiterklärt, die Gutachten mitzufinanzieren, so Gräf weiter. Aus rechtlichen Gründen und auch „der Fairness halber“ sei das Verfahren dann noch einmal neu gestartet worden, um allen Interessenten dieselben Möglichkeiten zu bieten.
Im Rathaus mag man sich zum aktuellen Stand nicht äußern. Stadtbaurat Markus Bradtke lässt lediglich übermitteln, man sei weiter in Gesprächen mit mehreren Interessenten, könne dazu inhaltlich aber noch nichts sagen. Auch Marc Gräf kennt die aktuellen Bewerber nicht. Er wolle aber selbst noch einmal bei der Stadt nachhaken, um sich auf den neuesten Stand in Sachen Bahnhof Dahlhausen zu bringen.
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Gräf liegt das „alte Schätzchen“ am Otto-Wels-Platz sehr am Herzen. Und es gelte jetzt, jemanden zu finden, „der es ernst mit dem Gebäude meint“. Es dürfe nicht sein, dass man sich aufgrund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation mit zu wenig zufrieden gebe.
Bezirksbürgermeister befürchtet Verfall des Bahnhofs in Bochum-Dahlhausen
Aus Sicht des Bezirksbürgermeisters ist es „traurig, dass so wenig Leben im Bahnhof Dahlhausen ist“. Dabei müsste das Gebäude doch pulsieren, so viel Potenzial stecke darin. Es sei schon mal ein Anfang, dass immerhin einigen Vereinen die Nutzung der Empfangshalle hin und wieder gestattet werde.
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Doch da müsse natürlich noch mehr gehen. Und das möglichst schnell, „denn ich habe die Sorge, dass das Gebäude verfällt“. Gräf hofft weiter auf den Bahnhof Dahlhausen „als einen lebendigen Ort der Begegnung, der Arbeit und des Lernens“. Verpflegen, Ruhen und vielleicht auch Übernachtungsmöglichkeiten – so etwas brauche Dahlhausen. Eine entsprechende Umsetzung könnte eine positive Entwicklung des Umfelds nach sich ziehen.
Seit 2020 ganz in städtischem Besitz
Seit Frühjahr 2020 befindet sich das alte Bahnhofsgebäude in Dahlhausen wieder im Besitz der Stadt Bochum. Diese war zuvor lediglich zu einem Drittel Eigentümer, was das Unternehmen „Wiederbelebung“ sehr schwierig machte.
Das historische Bahnhofsgebäude in Dahlhausen wurde von der Königlich-Preußischen Eisenbahnverwaltung in zeittypischer, zweieinhalbgeschossiger Massivbauweise im Jahr 1917 errichtet. Das teilunterkellerte Gebäude besteht aus drei Gebäudetrakten, in der Mitte liegt die ehemalige Bahnhofshalle. 1990 wurde es unter Denkmalschutz gestellt.
Aus Gräfs Sicht ist der alte Bahnhof eine gute Visitenkarte für Dahlhausen, gerade auch im Hinblick auf den Rad- und Wassertourismus, der von Ruhr und Ruhrtalradweg angelockt werde.
Die gute Anbindung an den Radweg findet auch Jochen Hopmann, früherer Vorsitzender der Naturfreunde Linden-Dahlhausen, wichtig. „Die muss vor allem vernünftig gekennzeichnet sein.“ Über Pontonbrücke und Eisenbahnmuseum sei der Bahnhof gut und schnell erreichbar. „Das kann für Radfahrer eine lohnende kleine Schleife sein.“
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Im Bahnhof selbst wünscht sich Hopmann ein nettes, kleines Café. „Bitte bloß keine Eventgastronomie, die kann hier nicht überleben. Dafür ist Dahlhausen kein Pflaster.“ Ein kleines Heimatmuseum „wäre eine feine Sache“. Als positive Beispiele für das Beleben und Betreiben historischer Gebäude nennt Hopmann den Kulturbahnhof Langendreer, wo viele Vereine untergekommen seien, und auch den Zauberkasten in Gerthe. „Kultur müssten wir auch nach Dahlhausen bringen“, findet er sich. Hopmann kann sich da zum Beispiel ganz gut ein Esther-Münch-Theater vorstellen.