Bochum. 1980 wurde der Bahnhof Dahlhausen in Bochum stillgelegt. Nun soll das denkmalgeschützte Gebäude saniert und zum Entree im Süden der Stadt werden.
Das Eisenbahnmuseum hat eine neue Eingangshalle, die Bahnsteige am S-Bahnhof plus Brücke über die Gleisanlage sind praktisch wie neu und das Wohnquartier Ruhrauenpark inklusive Erlebnisspielplatz ist mittlerweile fertig. Dahlhausen hat sich herausgeputzt. Fehlt nur noch das Tüpfelchen auf dem i: der Bahnhof. Und für den gibt es nach Jahren des drohenden Verfalls eine Perspektive.
Die Stadt hat das zwischen 1913 und 1917 errichtete Gebäude am Mittwoch gekauft – vorbehaltlich der Zustimmung der Politik. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dagegen ist“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD). Zu wichtig sei das Gebäude für den Stadtteil – „und eigentlich für die ganze Stadt“. Es habe Strahlkraft. Und die soll es nach einer anstehenden Sanierung richtig entfalten.
Miteigentümer hat seinen Anteil verkauft
Der Bezirksbürgermeister strahlte selbst am Donnerstagmittag mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) um die Wette, als beide die noch frische Nachricht verkündeten. Die Stadt Bochum, seit der Zwangsversteigerung im Jahr 2009 des denkmalgeschützten Hauses aus der Kaiserzeit zu einem Drittel Eigentümer, hat die Immobilie nun ganz übernommen. Sie hat sie vom bisherigen Mehrheitseigner, dem Verein Prokulturgutnet, übernommen. Der hatte eigentliche eigene Pläne und Kaufabsichten der Stadt strikt abgelehnt. Doch nach einem Wasserschaden hat sich der Verein dann entschieden, den Bahnhof abzugeben. Und ist mit der jetzigen Lösung auch „zufrieden“, wie Vereinsvorsitzender Reinhard Kreckel sagt.
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Beträchtliche Investition notwendig
Was genau mit dem Bahnhof passieren soll, ist noch nicht klar. „Nachdem die Verhandlungen vor einem Jahr gescheitert sind haben wir uns überlegt, wie wir unser Drittel sinnvoll nutzen können.. Deshalb haben wir jetzt auch noch keine fertigen Pläne für das ganze Gebäude in der Tasche“, so der Oberbürgermeister. Die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft sei beauftragt, bis zum Ende des Jahres Pläne vorzulegen. An Interessenten für den Bahnhof, da ist sich Eiskirch sicher, werde es nicht fehlen. „Auch wenn es jemand sein muss, der eine gehörige Summe investieren kann. Ich habe keine Sorge, dass wir auf dieser Immobilie sitzen bleiben.“
So viel ist sicher: „Es wird eine wirtschaftliche Nutzung sein“, so Eiskirch. Er könne sich gut etwas aus dem Bereich Tourismus, Veranstaltung, Gastronomie vorstellen. Auch Übernachtungsmöglichkeiten könnten dazugehören, ein Teil des Gebäudes wurde in der Vergangenheit zu Wohnzwecken genutzt. Die Lage an der Ruhr und am Ruhrtalradweg ist nahezu optimal. Auch das nahe gelegene Eisenbahnmuseum werde von einer solchen Entwicklung profitieren.
Einst hielten hier Fernzüge
Und noch immer hat der 1980 aufgegebene und 1990 unter Denkmalschutz gestellt Bahnhof Charme. Im sonnendurchfluteten Hauptraum mit den hellen Bodenfliesen sorgt ein Blick auf die gelb gestrichenen Wände blitzartig für eine Kopfreise in die Vergangenheit. „EINGANG“ und „AUSGANG“ steht da noch gut lesbar, ebenso wie der Schriftzug „FAHRKARTEN“ über den einst drei Schaltern, schräg gegenüber steht „GEPÄCK“ über einem vergitterten Fenster. Ganz rechts geht es „ZU DEN BAHNSTEIGEN“. Und tatsächlich sind dort noch Überreste aus jener Zeit zu finden, als hier nicht nur S-Bahnen, sondern auch Fernzüge hielten. Auf dem beiden liegen zwei große Hinweistafeln mit analoger Technik inklusive Uhr: Wien-Hütteldorf heißt es verheißungsvoll auf der einen – und Paris/Oostende nicht weniger verheißungsvoll auf der anderen.
Bahnhof soll zum Entree werden
Marc Gräf gerät ins Schwärmen. „Bislang hat es Dahlhausen an einem schönen Entree gefehlt. Das kann künftig der Bahnhof sein“, so der Bezirksbürgermeister. Derweil schließt Thomas Eiskirch aus, dass es noch einmal zu einer ähnlich schwierigen Eigentumssituation wie in den vergangenen Jahren kommen wird. Seine Vorstellung: Ein Investor bekomme den Bahnhof entweder mit einer Erbpachtverpflichtung oder aber nur unter dem Vorbehalt, dass die Stadt ein Rückkaufrecht erhalte.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Beim Verkauf wiederum werde die Stadt berücksichtigen, dass erhebliche Investitionen vorgenommen werden müssen, um dem Bahnhof mit einer umfassenden Sanierung wieder neues Leben einzuhauchen.
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