Bochum. Die Werke von Takako Saito besitzen riesigen Ideenreichtum. Jetzt widmet das Kunstmuseum Bochum der 94-jährigen Japanerin eine große Ausstellung.

Sie ist 94 Jahre alt und von kleiner, zierlicher Gestalt. Dabei ist Takako Saito die vermutlich bedeutendste Künstlerin, die das Kunstmuseum in Bochum seit einer Weile empfangen hat. Ihr zu Ehren wird gerade das komplette Erdgeschoss in eine fantastische Spielwiese zum Staunen, Entdecken und Mitmachen verwandelt. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, damit zur großen Vernissage am Freitag, 17. März, alles bereit ist. Eröffnet wird die Schau mit einer Performance von Takako Saito höchstselbst.

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Ausstellung von Takako Saito wird in Bochum eröffnet

Die Werke der japanischen Künstlerin, die schon lange in Düsseldorf lebt, werden auf der ganzen Welt gezeigt und waren etwa im Museum of Modern Art in New York und im Centre Pompidou in Paris zu sehen. Ende der 60er Jahre wurde sie zum Teil der Fluxus-Bewegung, ohne jedoch die Prominenz anderer Künstler dieses lose verbundenen Kollektivs wie Nam June Paik, Wolf Vostell oder auch Yoko Ono zu erreichen. „Sie bekam nie diese Anerkennung, vielleicht war sie dafür einfach nicht laut genug“, sagt die stellvertretende Direktorin Julia Lerch Zajaczkowska.

Künstlerin bei mehreren Performances dabei

Die Ausstellung wird am Freitag, 17. März, um 19 Uhr mit einer Klangperformance von Takako Saito im Foyer des Kunstmuseums (Kortumstraße 147) eröffnet.

Weitere Performances, bei denen Takako Saito das Publikum zum Mitmachen einlädt, sind „Wine Chess & Canapé Chess“ (am Mittwoch, 10. Mai, 18 Uhr), „Kopfballtheater“ (11. Juni, 15 Uhr) und „Ha, Ha, Ha, Ho, Ho, Ho, Opera“ (20. August, 15 Uhr).

Zu sehen bis 20. August. Infos zu den Führungen: kunstmuseumbochum.de

Auch im hohen Alter ist Takako Saito ungeheuer produktiv. Zwar hört sie mittlerweile etwas schwer und ist auch nicht mehr gut zu Fuß. Doch die Einrichtung ihrer Ausstellung überwacht sie ganz genau und gibt auch kleinste Details selbst vor: „Takako ist hier der Boss“, meint Lerch Zajaczkowska.

Wundersame Werke aus einfachen Materialien

Viele der Arbeiten, die jetzt in Bochum zu sehen sind, stammen aus ihrem Atelier, einige gehören auch zur Sammlung des Kunstmuseums. Die vielfältigen und oft wundersamen Werken sind meist aus einfachen Materialien wie Papier, Holz und allerlei gefundenen Gegenständen gefertigt. Damit sie den gebührenden Raum bekommen, erstreckt sich die Ausstellung einmal quer durchs Erdgeschoss, selbst das Café wird zur Spielfläche für Saitos schier überbordenden Ideenreichtum.

Schon im Titel der Ausstellung, von der Künstlerin selbst kreiert, steckt einiges von dem Humor, der sich durch die ganze Werkschau zieht. „Pi-Pi – po, po“ ist eine typisch dadaistische Wortschöpfung ohne große Bedeutung. Doch je nachdem, in welchem Rhythmus und auf welche Art der Titel ausgesprochen wird, entsteht eine kleine Musik: „Alles ist besonders, alles“, sagt die Künstlerin.

Die Besucher sollen aktiv mitmachen

Dabei ist es für sie ein zentrales Anliegen, die Distanz zwischen dem Publikum und der Kunst zu überwinden. Bei einigen ihrer Arbeiten sollen die Zuschauer selbst mitmachen und Hand anlegen dürfen. So besteht etwa ihre „Abfälle-Musik“ aus Hunderten Plastikflaschen und Dosen, die an der Decke baumelnd befestigt sind. Die Besucher gehen mitten hindurch und bringen dabei den ganzen elenden Verpackungsmüll unwillkürlich zum Klingen.

Viele Arbeiten von Takako Saito, die im Kunstmuseum Bochum ausgestellt sind, besitzen eine großen Liebe zum Detail.
Viele Arbeiten von Takako Saito, die im Kunstmuseum Bochum ausgestellt sind, besitzen eine großen Liebe zum Detail. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Einen fast schon legendären Ruf genießen ihre vielen Schachspiele, die überall in der Ausstellung zu finden sind, die Wolkenbücher und die Bügeleisen-Porträts aus Rote-Beete-Saft. Man entdeckt unglaublich viele Details: etwa kleine Ohren an den Bildern, die „Silent Music“ heißen und aus Samen bestehen.

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Zum ersten Mal zu sehen sind frühe Zeichnungen aus ihrer Zeit in Japan während der 50er und 60er Jahre sowie Videoaufnahmen ihrer Performances in Deutschland, Belgien und Italien ab Mitte der 80er Jahre. „Je länger man sich damit beschäftigt, desto größer wird der Zauber“, meint Julia Lerch Zajaczkowska. „Das ist total ansteckend und bestimmt auch für Kinder eine große Freude.“

Eine Fotostrecke finden Sie auf waz.de/bochum