Bochum. Ein Krankenhaus in Bochum hat eine neue Einnahmequelle entdeckt. Patienten müssen ab sofort auch für das WLAN zahlen. Was andere Kliniken planen.
Wem im Krankenhaus die Zeit bis zur Genesung lang wird, vertreibt sich die Stunden gern mit Fernsehen, Telefonieren und Surfen. Ein gutes kostenfreies WLAN hilft dabei nicht nur gegen Mobilfunklöcher, sondern erspart Patienten auch TV- und Telefongebühren – wenn sie denn überhaupt noch erhoben werden. Dem schiebt eine Klinik in Bochum nun einen Riegel vor.
WLAN im Krankenhaus: Nur eine Klinik in Bochum nimmt Gebühren
Im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer ist seit Ende Februar Schluss mit dem Gratis-WLAN. Ab sofort werden mindestens drei Euro pro Tag fällig. Elf Jahre erfreuten sich Patientinnen und Patienten zuvor an dem kostenfreien Zugang, der letztlich auch Telefonieren, Fernsehen und das Nutzen von Streamingdiensten ermöglichte.
„Das ist doch reine Geldschneiderei“, kommentiert eine Patientin die neue Gebührenpolitik der Klinik. „Für Patienten, die länger im Krankenhaus behandelt werden, wird das teuer. Nicht jeder kann sich das leisten“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. 60.000 Euro nahm das Knappschaftskrankenhaus 2022 mit Patienten-TV und -Telefon ein. Die Tendenz ist aber seit Jahren rückläufig. „Die Nutzung des Internets hat zugenommen“, heißt es.
Premium-Paket beinhaltet auch Sky
Der Beschluss, das WLAN nicht mehr gratis anzubieten, ist indes keine Bochumer Idee, sondern eine des Klinikverbunds. Bundesweit müssen Knappschaftspatienten drei Euro für das sogenannte Entertainment-Paket zahlen, für zwei Euro mehr gibt es im Premium-Paket Privatsender wie Sky obendrauf. Privat-Versicherte erhalten das Premium-Paket kostenlos, da die Private Krankenversicherung die Kosten dafür übernimmt.
„Die Entscheidung intensiv in unsere Infrastruktur zu investieren, um modernes TV, Telefon und Internet anbieten zu können, ist vor einem Jahr gefallen“, sagt Christopher Wittmers, Sprecher der Knappschaft Kliniken GmbH, die mit sieben Gesellschaften 13 Kliniken betreibt. „Es war völlig klar, dass eine Gegenfinanzierung sein muss.“
Knappschaftskrankenhaus investierte 1,3 Millionen Euro
Die Kosten für die Kommunikationstechnik sind nicht unerheblich. „Seit 2015 haben wir über 1,3 Millionen Euro investiert. Darunter fallen Kosten zur Erneuerung der Telefonanlage und der Fernsehgeräte, ebenso wie die Einrichtung von Access-Points für den WLAN-Ausbau und die Verbesserung der Reichweite sowie die benötigte Hard- und Software. Zu den Investitionssummen kommen laufende Kosten für Wartung und Service in Höhe von rund 98.000 Euro pro Jahr“, teilt das Bochumer Haus auf Anfrage mit.
Das neue Bezahl-WLAN hat die Klinik in Langendreer nichtsdestotrotz exklusiv. Alle anderen Bochumer Krankenhäuser teilten auf Anfrage mit, dass sie zurzeit keine Kosten für die Nutzung des Klinik-WLAN nehmen und dies auch nicht geplant sei.
Mit Ausnahme der Intensivstationen verfügen alle Patientenzimmer in den Bochumer Krankenhäusern über TV und Telefon. Gebühren erhebt auch hier nur das Knappschaftskrankenhaus. Im Bergmannsheil müssen aber Gespräche ins Mobilfunknetz und Ausland bezahlt werden. 15.600 Euro nahm die Klinik im vergangenen Jahr mit diesen Gesprächen ein.
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Investiert wird längst nicht nur in Langendreer. Die Augusta-Kliniken plant derzeit einen weiteren Sendemast auf dem Krankenhaus, um die Mobilfunkqualität zu verbessern. Nicht nur nahezu alle Patienten nutzen mittlerweile dank günstiger Datentarife ihre Handys fürs Telefonieren, Fernsehen, Streamen und Surfen, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im August kommunizieren intern via Mobilfunk.
Bergmannsheil plant neues Patienten-Entertainment-System
Auch das Thema Bezahlsender ist in den Häusern präsent. Im Katholischen Klinikum schauen Patienten auf Komfortzimmern schon heute kostenfrei die privaten Angebote, das Bergmannsheil bereitet dies vor. „Wir planen perspektivisch ein neues Patienten-Entertainment-System mit diversen neuen Service-Funktionen und erörtern auch die Integration zum Beispiel von Bezahl- und Streamingdiensten“ teilt die Klinik auf Anfrage mit.
Interesse an einem guten WLAN im Haus haben alle Kliniken. Nicht nur fürs Wohl der Patienten hat das drahtlose Netzwerk eine Bedeutung, sondern auch für den Klinik-Alltag in einem nicht-öffentlichen Teil. „Das klinikinterne WLAN steht unseren Mitarbeitenden für die Erledigung berufsbezogener Aufgaben beispielsweise für die digitale Visite per iPad oder für das mobile Arbeiten per Laptop zur Verfügung“, sagt Bianca Braunschweig vom Knappschaftskrankenhaus. Außerdem sei noch ein Gast-WLAN für Dienstleister vorhanden. „Im gesamten Gebäude sind mittlerweile rund 270 Access-Points installiert, die eine vollständige WLAN-Abdeckung ermöglichen.“