Bochum-Hordel. Ein Brand hat das Dach einer denkmalgeschützten Kirche in Bochum-Hordel zerstört. Tags danach wird die Polizei zum Brandort gerufen.
Ein Brand im Dachstuhl der Evangelischen Versöhnungskirche in Hordel hat in der Nacht von Freitag auf Samstag zu einem der größten Feuerwehreinsätze in Bochum in der jüngeren Vergangenheit geführt. Bis zu 90 Feuerwehrleute haben stundenlang erst gegen die Flammen und dann gegen Glutnester unter den Dachpfannen gekämpft. Zu Schaden ist bei dem Feuer niemand gekommen. Das denkmalgeschützte Gotteshaus steht bereits seit 15 Jahren leer.
Kirchenbrand in Bochum: Unbekannte brechen offenbar Amtssiegel auf
Am Morgen nach dem Brand lässt sich das Ausmaß der Zerstörung an dem Gebäude von Außen nur erahnen. Dachpfannen des Querschiffes fehlen. Die Einsatzkräfte hatten sie entfernen müssen, um das Feuer effektiv bekämpfen zu können. Rote Amtssiegel der Stadt Bochum an den Türen des Gebäudes, von Mitarbeitern des Bauordnungsamts angebracht, verbieten den Eintritt.
Aber: Zwei Polizisten sind am Samstagmittag vor Ort – ausgerückt nach einem telefonischen Hinweis, so eine Polizeisprecherin. Mit einer Taschenlampe leuchtet einer der Beamten an einer geöffneten Seitentür, das Siegel dort ist gebrochen, in den Innenraum der Kirche. Nach Informationen dieser Redaktion wurde die Polizei gerufen, weil der Verdacht bestand, dass jemand trotz der Siegel die Kirche betreten hat. Angaben zum Einsatz werden aus „ermittlungstaktischen Gründen“, so die Sprecherin, nicht gemacht. Sie sagt nur so viel: „Am Montag werden die Brandursachenermittler ihre Arbeit aufnehmen.“
Feuerwehr fordert Hilfe aus Dortmund an
Die Löscharbeiten waren in der Nacht dadurch erschwerten worden, dass es für die Feuerwehrleute im Gebäude keinen Weg hinauf zum Dach gab, so einer der Einsatzkräfte. Mit Drehleitern von drei Seiten wurde daher der Brand bekämpft. Da selbst mit diesen nicht alle Dachbereiche erreicht werden konnten, forderte die Bochumer Wehr einen Teleskopmast der Kollegen aus Dortmund an.
Bis tief in die Nacht dauerten die Löscharbeiten an. Auch fast drei Stunden nach Ausbruch des Feuers wurden immer wieder Glutnester gefunden und gelöscht, um ein neuerliches Aufflammen zu verhindern. Nach rund fünf Stunden war der Einsatz schließlich beendet.
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Möglicherweise ist die Versöhnungskirche beliebt als Lost Place
„Das ist schon kein gewöhnlicher Brand“, sagt Feuerwehrsprecher Thomas Lindemann. Als er von dem Einsatzort hörte, fühlte er sich erinnert an den Brand von Notre Dame in Paris. „Danach sind Kirchenbrände in den Fachmagazinen thematisiert worden.“
Die Brandursache ist noch unbekannt. Erste Vermutungen in der Nacht drehten sich um die Frage, ob die Versöhnungskirche möglicherweise als sogenannter Lost Place ein Anziehungspunkt für Menschen ist, die gerne verlassene Orte aufsuchen.
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Nachbar hat öfter Licht in der verlassenen Kirche gesehen
„Unser Nachbar hat öfter Licht oben im Turm über der Uhr gesehen“, sagt Marcel Baranski, der in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnt. Von einem Fenster in seinem Haus hat er die Löscharbeiten beobachtet. „Wir saßen beim Abendessen, als wir die erste Feuerwehrfahrzeuge gesehen haben“, berichtet er. Zuerst sei gar nicht klar gewesen, wo genau es brennt.
Schnell habe sich dann abgezeichnet, dass der Dachstuhl des Querschiffes brennt. „Als wir vor Ort angekommen sind, kamen schon Flammen und Rauch aus dem Dach“ so Feuerwehrsprecher Lindemann. Eben noch hatte ein Teil der Einsatztruppe das Elfmetertor des VfL zum 1:0 beim Bundesligaspiel in Köln gesehen, als der Alarm an der Hauptwache in Werne einging. Die Berufsfeuerwehr rückte ebenso aus wie freiwillige Kräfte.
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Feuerwehrleute löschen unter Atemschutz
Bald war die Kirche, die im Dreieck Hannoverstraße - Am Hohberg – Günnigfelder Straße steht, von Einsatzfahrzeugen umzingelt. Die Blaulichter spiegelten sich in den Kirchenfenstern. Unter Atemschutz löschten Einsatzkräfte oben auf den Drehleitern das Feuer und öffneten Teile des Daches.
„Bloß gut, dass zu dieser Jahreszeit keine Blätter in den Bäumen hängen und dass es nicht trocken ist“, sagt Marcel Baranski. „Das hätte die Löscharbeiten bestimmt ziemlich erschwert.“
In dem denkmalgeschützen Gebäude könnten Wohnungen entstehen
Um 2 Uhr 13 ist die Uhr am Turm der Kirche stehengeblieben. An welchem Tag, in welchem Jahr auch immer. Die Mauern sind grau und zum Teil vermoost. Die Rasenfläche vor dem Gebäude an der Hannoverstraße ist eingezäunt. Dort sind hinter einem Bauzaun rote Dachpfannen aufgestapelt, wenige Meter daneben liegen einige Eisenmatten. Untrügliche Zeichen für Renovierungsarbeiten.
Nach der Entwidmung 2013 hatte die Evangelische Kirche mehrere Besitzer, einer soll – allen Bestimmungen des Denkmalschutzes zuwider – den Innenraum stark beschädigt haben. Seit Oktober 2021 gibt es einen neuen Eigentümer, der offenbar in Absprache mit der Denkmalbehörde Notsicherungsmaßnahmen vorgenommen hat. Anders als noch vor einigen Jahren soll es nun möglich sein, dass Wohnungen in der ehemaligen Kirche entstehen. Erhalten werden soll auf jeden Fall ein freigelegtes Fresko, das das letzte Abendmahl zeigt.