Bochum. Der Bochumer Mummenschanz ist zurück. 500 Besucher feierten in der Rotunde: in tollen Kostümen, mit mitreißender Musik. Doch es gibt auch Kritik.
Maskeraden von der Stange gibt’s zuhauf. Wer im Karneval einzigartig sein will, wird selbst kreativ – zumal dann, wenn das anschließende Schaulaufen Hunderte bewundernde Blicke beschert. Der Mummenschanz bereitet diese große Bühne. Am Samstag kehrte der Kostümball in die Rotunde zurück.
Vor bald 30 Jahren hatte Michael Retter das Format im Kunstmuseum gestartet. Eine Karnevalsparty abseits von Polonaise und Pappnase, ohne Humtata und Narrhallamarsch, dafür mit Rock, Pop und Soul, dargeboten von exquisiten Live-Bands: Damit landete der Chef einer Bochumer Werbeagentur einen Volltreffer.
Mummenschanz in Bochum: 500 Karten waren im Vorverkauf vergriffen
Ab 2016 geriet der Mummenschanz in schweres Fahrwasser. Das Museum fiel wegen des Umbaus als (ideale) Spielstätte aus. Die Stadtpark-Gastronomie blieb als Ausweichquartier 2017 eine einmalige Episode. Schluss mit lustig? Nein. Die Rotunde sprang 2018 kurz vor Toresschluss ein. Der Mummenschanz war vorerst gerettet.
Auch interessant
Drei Partys stiegen bis 2020 im Bermudadreieck. Dann kam Corona. „Für uns war immer klar: Wenn wir wieder dürfen, wird es den Mummenschanz bei uns weiter geben“, sagt Sven Nowoczyn. Die Resonanz beim Restart bestätigt den Rotunde-Chef: Die 500 Karten (20 Euro) waren schon im Vorverkauf vergriffen.
Panoptikum von Cops bis Cowboys, von Punks bis Pfaffen
Faszinierend, welch farbenprächtiges Panoptikum sich bei dem Maskenball darbietet. Fahle Vampire flirten mit feschen Vamps, Mönche prosten Teufeln zu, Cops und Cowboys entern die Tanzfläche, ebenso wie Minions und Minnie Mouse, Punks und Pfaffen, Piraten und Pharaonen, Hexen und Hippies. Er im Schottenrock und Sie in Smoking und Ledershorts, elanvolle Rockabilly-Ladies und elegante Damen im Stile 20er Jahre, ein Proll-Protz mit 80er-Frise, Kumpel und Kermits und viele Charaktere mehr.
Auch interessant
Ein besonderer Hingucker: eine Damenrunde als Popcorn-Quartett. Die häufigste Kostüm-Variante: Steampunker. Offenbar sind einige Fans der Dampfmaschinen-Szene aus der Jahrhunderthalle herübergekommen, wo im Rahmen des Historischen Jahrmarkts das Steampunk-Festival stattfand. Und ja: Auch eine Indianerin lässt sich den Spaß nicht nehmen. Kulturelle Aneignung? „So’n Quatsch“, meint Jessie. „Ich fühle mich heute wie eine Indianerin: stolz!“
Mit der Rockabilly-Band „Boppin’B“ geht’s blitzschnell von null auf 100
Musikalisch geht’s binnen Sekunden von null auf 100. Die Rock’n’Roll-Band „Boppin’B“ heizt mächtig ein. Den Hessen gelingt es mit einer mitreißenden Performance, die Tanzfläche nonstop zu füllen. Abriss! In den Pausen übernimmt DJ Maicel mit Klassikern aus den 70er bis 90er Jahren. Die Hütte bebt!
Auch interessant
Misstöne gibt’s gleichwohl. Weil die Rotunde-Gastronomie (dort ist seit 2021 mit großem Erfolg die Weinbar „Le Kork“ beheimatet) als Party-Fläche nicht mehr zur Verfügung steht, spielt nur „Boppin’B“ live. Auf „Phonk“, als zweiter Act angekündigt, müssen die Besucher verzichten. „Echt schade. Dabei zeichnet den Mummenschanz doch aus, dass man unter mehreren Musikrichtungen wählen kann“, sagt Linda (42), die mit Freunden aus Dortmund angereist ist.
Nächstes Jahr soll es wieder einen zweiten Electro-Floor geben
„Auch wir haben die Rückmeldung bekommen, dass viele den Electro-Floor vermisst haben. Das hatten wir falsch eingeschätzt. Nächstes Jahr wird es wieder einen zweiten Electro-Bereich geben“, kündigte Sven Nowoczyn am Sonntag an.