Bochum. Die Stadt zieht sich bei Brauchtumsfesten aus der Verkehrssicherung zurück. Die Veranstalter erhalten Zuschüsse. Dennoch gibt es Zweifel.

Die Stadt sieht sich nicht mehr in der Lage, bei Brauchtumsveranstaltungen für die nötige Verkehrssicherheit zu sorgen. Dafür werden jetzt die Vereine in die Pflicht genommen. Dafür erhalten sie zwar Zuschüsse. „Ob wir diese zusätzliche Arbeit dauerhaft leisten können, ist dennoch fraglich“, sagt Stefan Rodemann, als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Ausrichter des Karnevalsumzuges in Linden.

40.000 Besucher werden am Rosenmontag (20.) auf der Hattinger Straße erwartet. Doppelt so viele sollen es tags zuvor beim Umzug in Wattenscheid sein. Die Stadt weist den Organisatoren bei den Verkehrsregelungen eine Mitverantwortung für den Schutz der Menschenmassen zu.

Brauchtumsfeste in Bochum: Stadt erfüllt nur noch Pflichtaufgaben

„Die gesetzlichen Anforderungen zur Durchführung von Festen, Feiern oder Umzügen sind in den letzten Jahren enorm gestiegen“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Um die nötige Sicherheit zu gewährleisten, seien „zahlreiche Maßnahmen erforderlich. Dies übersteigt bei der wachsenden Anzahl kleinerer und größerer Feste, Feiern, Veranstaltungen etc. die personellen Möglichkeiten des Technischen Betriebes.“

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Die Stadt könne nur noch ihre Pflichtaufgaben erfüllen. Hierzu gehörten „alle Absperrmaßnahmen zur akuten Gefahrenabwehr“, etwa bei Bombenräumungen, die in Bochum regelmäßig mit meist großem Aufwand erforderlich sind. Die Verkehrssicherung bei Brauchtumsveranstaltungen hingegen sei eine freiwillige Aufgabe.

Werbegemeinschaft in Linden erhält 5000 Euro

Diesen Job müssen nun die Veranstalter erledigen. Dafür können die Bezirksvertretungen Zuschüsse gewähren. 5000 Euro hat die Werbegemeinschaft Linden erhalten, um beim Rosenmontagszug zusätzlich zu ihrem eigenen Sicherheitskonzept u.a. Nebenstraßen zu sperren und Halteverbotsschilder aufzustellen.

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„Diesmal können wir das noch stemmen“, sagt Vorsitzender Stefan Rodemann. „Aber wir sind allesamt Ehrenamtler. Allein personell könnte das in den nächsten Jahren sehr schwierig werden. Dazu müssen Gespräche mit der Stadt geführt werden – möglichst bald, um Planungssicherheit zu schaffen.“

In Wattenscheid stellt der Bezirk 24.000 Euro bereit

Das Geld reicht jetzt schon nicht. Mit den 5000 Euro für den Lindwurm komme man nicht aus, weiß Rodemann. Die Stadt habe deshalb weitere Haushaltsmittel zugesichert. In welcher Höhe, will der Chef der Lindener Kaufmannschaft nicht sagen. Aber: Bei der Gesamtsumme werde es „in Richtung Wattenscheid“ gehen.

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Dort hat die Bezirksvertretung Anfang Februar in einer Dringlichkeitsentscheidung netto 24.000 Euro für Absperrungen, Ausschilderungen und weitere Sicherungen beim Karnevalsumzug am Sonntag (19.) bereitgestellt. Dafür haben die WAT-Jecken eine Fachfirma beauftragt. Immerhin: „Die Kosten für die Terror-/Gefahrenabwehr werden vollständig durch den städtischen Haushalt finanziert“, heißt es auf WAZ-Anfrage.

2022 kehrte das Maiabendfest in die Bochumer Innenstadt zurück (Foto). Die Neuauflage ist vom 27. bis 30. April geplant.
2022 kehrte das Maiabendfest in die Bochumer Innenstadt zurück (Foto). Die Neuauflage ist vom 27. bis 30. April geplant. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Maiabendfest: Stadt übernimmt Kosten für Verkehrssicherung

Beim Maiabendfest wurde die Selbstverpflichtung inklusive Zuschuss laut Vorstandsmitglied Thomas Kuhn erstmals 2022 umgesetzt. Vom 27. bis 30. April wird Bochums ältestes Brauchtumsfest erneut gefeiert: mit dem Stadtfest auf dem Boulevard und dem Marsch nach Harpen und zurück in die Innenstadt. „Die Absperrmaßnahmen werden von den Veranstaltern übernommen“, kündigt Stadtsprecher Thomas Sprenger an. Die Kosten der Verkehrssicherungsmaßnahmen sollen – wie bei den Karnevalisten – durch städtische Zuschüsse gedeckt werden.

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