Bochum. Wohin geht’s mit dem Profi-Fußball? Antworten gibt der Autor Christoph Biermann bei einer Lesung am Freitag in Bochum nahe des VfL-Stadions.
Die Bundesliga feiert im August ihr 60-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass veranstaltet das Fanprojekt Bochum über das Jahr verteilt fußballkulturelle Veranstaltungen rund um die Castroper Straße, „eine der letzten Kultstätten der Bundesliga“, so die Initiatoren. Den Auftakt bildet eine Lesung des Sportjournalisten Christoph Biermann.
Am Freitag, 17. Februar, will er ab 20 Uhr in der Gaststätte Ritterburg (Castroper Straße 177) „die wahre Geschichte des modernen Fußballs von 1992 bis heute beleuchten“, verspricht Awo-Sprecher Christopher Becker. Als Experte steht ihm der Geschäftsführer des VfL Bochum, Ilja Kaenzig, zur Seite.
Lesung in Bochum: Frühe 90er Jahre markierten Wendepunkt
Für Christoph Biermann stellen die frühen 90er Jahre einen Wendepunkt im deutschen wie europäischen Profifußball dar. „Die Champions League geht in ihre erste Saison. Die 22 Klubs der englischen First Division gründen die Premier League. Bei den von der FIFA organisierten Fußballspielen sind Stehplätze verboten“, listet der Autor auf.
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Auch für die Bochum-Anhänger ist manches anders. „Uwe Wegmann bringt am 18. Oktober 1993 den VfL als Tabellenführer der 2. Bundesliga gegen den FC St. Pauli in Führung. Viele Fans bejubeln das Tor jedoch nicht am Millerntor, sondern vor dem Fernseher: Das Deutsche Sportfernsehen überträgt das Montagsspiel live.“
Eintritt in der „Ritterburg“ ist frei
Neben Fernsehgeldern inflationieren in den folgenden Jahren Oligarchen, Investoren und Staatsfonds den Markt. „Christoph Biermann erläutert neben den Gefahren des Sportswashing durch Staaten die Bedeutung des deutschen Sonderwegs, dem ‚Geniestreich‘ der 50+1-Regel. Es wird der Frage nachgegangen, warum die großen europäischen Klubs dazu verdammt sind, Erfolge zu monopolisieren, und inwiefern es ihnen die strukturellen Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte vereinfachen, ihren Ansprüchen gerecht zu werden“, heißt es in der Ankündigung.
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„Wie viele Übertretungen roter Linien, konzerngelenkte Bundesligisten, die kein Interesse an der Ermöglichung demokratischer Partizipation durch ihre Mitglieder haben, strukturkorrupte Fußballverbände, Großveranstaltungen in Staaten, in denen die Menschenrechte nicht geachtet werden, vorhersagbare Serienmeisterschaften und spekulierende Investoren braucht es, bis sich Fans und Begeisterte vom Fußball abwenden?“, fragt der Autor.
Im Anschluss an die Lesung besteht die Möglichkeit, sich mit Biermann und Kaenzig auszutauschen. Alle Interessierten sind willkommen. Der Eintritt ist frei.