Bochum. Rassismus, Homophobie, Sexismus: Im Fußball gibt es vielerlei Diskriminierungen. In Bochum wurde eine Meldestelle gegründet. Eine erste Bilanz.

Das 1:1-Unentschieden zwischen der SG Wattenscheid 09 und RW Oberhausen in der Regionalliga West rückte rasch in den Hintergrund: Der Schiedsrichter wurde am vergangenen Samstag nach dem Schlusspfiff von einem Zuschauer rassistisch beleidigt. Strafanzeige wurde erstattet, ein Sonderbericht an den Verband angefertigt. Ein Fall für die neue „Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW“.

„Die erste Resonanz ist sehr positiv“, sagt der Leiter Patrick Arnold. Der Diplom-Sozialpädagoge ist Chef der „Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Fan-Projekte in NRW“: ein Zusammenschluss von landesweit 16 Einrichtungen der Jugendhilfe, die sich um junge Fußballfans kümmern, mit Angeboten von Fortbildung über Kultur bis zu Bildungsreisen. So auch in Bochum, wo das VfL-Fanprojekt vielfältige Aktivitäten bereithält.

Diskriminierungen im Fußball: Ruhr-Universität ist einer der Partner

Bochum ist zugleich Sitz der LAG-Fachstelle. Hier, an der Universitätsstraße 83, ging am 1. Juli die „Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW“ unter dem Dach der LAG-Fachstelle an den Start. Das war lange überfällig, meint Patrick Arnold. Diskriminierungen seien im Fußballsport „noch eine große Leerstelle“. Ob bei den Profis oder Amateuren, ob in der Fankurve in der Bundesliga, auf dem Aschenplatz eines Dorfklubs oder als Hasskommentare in den sozialen Medien: Daten, Statistiken und deren Auswertung seien auf diesem Feld bisher kaum vorhanden.

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Die Meldestelle wird durch die Staatskanzlei NRW und das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration finanziert. Vereine, Mitglieder und Spieler quer durch alle Ligen, Zuschauer, Fans und Fangruppen, interessierte Bürgerinnen und Bürger: Alle sind als Hinweisgeber angesprochen. Eine wichtige Rolle nimmt die Ruhr-Universität ein, die als wissenschaftlicher Partner die gemeldeten Vorfälle auswertet und Handlungsempfehlungen erstellt.

Auch beim VfL Bochum gab es Fälle von Diskriminierungen, über die die Meldestelle informiert wurde.
Auch beim VfL Bochum gab es Fälle von Diskriminierungen, über die die Meldestelle informiert wurde. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

400 Meldungen eingegangen: Leiter nennt drei Beispiele aus dem Revier

Zu tun gibt’s reichlich. „Seit dem Sommer sind 400 Meldungen eingegangen“, berichtet Arnold und nennt drei Beispiele aus dem Ruhrgebiet: In Witten seien Auswärtsfans aus Siegen mit Nazi-Tattoos aufgefallen. In Herne hätten Fans Spieler mit ausländerfeindlichen Parolen übelst beschimpft. Und im Ruhrstadion sei im VfL-Fanblock eine Regenbogenfahne abgerissen worden.

„Rassismus, Sexismus, Homophobie, Queer-Feindlichkeit: Alles ist vertreten“, konstatiert Patrick Arnold. Im März 2023 werde die Meldestelle ihren ersten Jahresbericht vorlegen. Geplant seien zudem Workshops an Schulen.

Fußballkulturtage mit Diskussionsabend und Kinderkino

Zuvor veranstaltet die Landesarbeitsgemeinschaft zum siebten Mal die „Fußballkulturtage“. Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr die massive Kritik vieler Fans an der Fußballweltmeisterschaft in Katar. Zwei Angebote gibt es in Bochum:

– Vor eineinhalb Jahren hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die „Taskforce Zukunft Profifußball“ eingerichtet. Über die bisherigen Ergebnisse wird am Donnerstag, 17. November, ab 18.48 Uhr im Union-Kino an der Kortumstraße diskutiert. Durch den Abend führt der Journalist Christoph Ruf. Mit dabei ist der Geschäftsführer des VfL Bochum, Ilja Kaenzig.

Diskriminierungen online melden

Wer Diskriminierungen beim Fußball erleiden muss oder Zeuge einer Herabwürdigung wird, ist aufgerufen, die Meldestelle (www.medif-nrw.de) online zu informieren – per Text, Foto, Ton- oder Videodatei.

Fußballvereine im Profi- wie Amateurbereich, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, melden sich per Mail an info@medif-nrw.de.

– Im Metropolis-Kino im Hauptbahnhof wird am Sonntag, 20. November, der Fußball-Kinderfilm „Teufelskicker“ gezeigt. Beginn ist um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen per Mail an info@lag-fanprojekte-nrw.de.

Das komplette Programm der Fußballkulturtage findet sich auf fussballkulturtage-nrw.de.