Gelsenkirchen. Der Cartoonist Oli Hilbring hat in der Buchhandlung Junius sein neues Schalke-Buch vorgestellt. Zeichnungen aus den letzten zehn Schalker Jahren.

Cartoonisten seien eigentlich faule Comiczeichner, stellt Oli Hilbring gleich zur Begrüßung fest. „Uns genügt ein einziges Bild mit einem einzigen Witz – und schwups: Schon ist das Tagwerk vollbracht“, sagt er und lacht. Zur Vorstellung seines neuen Buches „Schaaalke“ am Donnerstag in der Altstadt-Buchhandlung Junius hatte der Kreativkopf aus Bochum aber nicht nur eine Zeichnung mitgebracht. Sondern Dutzende. Und die waren das Fundament für eines knackig kurzen, aber höchst unterhaltsamen Abends.

Oli Hilbring VfL-Bochum-Sympathisant und Schalke-Fan

Cartoonist Oli Hilbring genoss die Lesung am Donnerstagabend in Gelsenkirchen.
Cartoonist Oli Hilbring genoss die Lesung am Donnerstagabend in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

„Cartoonist zu sein, ist eine einsame Arbeit. Man muss viel mit sich selbst klarmachen und hoffen, dass das, was dabei herauskommt, auch lustig ist“, erzählt Hilbring im Gespräch mit der WAZ, kurz bevor die Veranstaltung losgeht. Abende wie dieser, wo er für seine Zielgruppe wie sonst üblich nicht nur aus der Ferne zeichnet, sondern ihr plötzlich Auge in Auge gegenübersitzt, die seien etwas ganz Besonderes: „Die direkte Resonanz ist super.“

Seit 2017 wagt er nun bereits diesen Schritt aus dem stillen Kämmerlein hinaus in die Bühnenwelt. Zehn bis 15 solcher Termine absolviert er inzwischen pro Jahr – und dieser hier führt ihn in die Stadt, in der auch sein Lieblings-Fußballclub zuhause ist: der FC Schalke 04. „Ich bin VfL-Bochum-Sympathisant, aber Schalke-Fan“, beschreibt er die schwierige fußballerische Gemengelage, die in ihm brodelt.

Einige Fans kamen im Schalke-Strickpullover mit Weihnachtsmannmotiv

Ein königsblaues Herz pocht auf jeden Fall in der Brust fast aller Besucherinnen und Besucher, die in der Buchhandlung Platz genommen haben. „Willkommen zu unserem kulturellen Jahresabschluss“, begrüßt Inhaberin Sabine Piechaczek die rund 50 Gäste. Nicht wenige von ihnen tragen Fanschal oder Fanshirt. Die besonders Wagemutigen haben sich passend zur Adventszeit sogar in einen Schalke-Strickpullover mit Weihnachtsmannmotiv gezwängt – je kitschiger desto kultiger.

Auf einen fehlenden Gast wolle man aber noch kurz warten, sagt Piechaczek. „Der ist schon unterwegs.“ Alle Blicke richten sich zur Ladentür. Und herein tritt dann unter großem „Hallo“ Mohammed Mohammed Albarnawe – jener Schalke-Fan mit nigerianischen Wurzeln, der in der Arena so gern sein Bier auf dem Kopf balanciert. Diesmal hat er gleich drei gefüllte Plastikbecher auf seinem Haupt gestapelt. Und nimmt mit kerzengerader Haltung in Reihe eins Platz. Seine Sitznachbarn schauen leicht besorgt. Doch Mohammed beruhigt sie mit einem gewinnenden Lächeln.

Huub Stevens sei für ihn immer besonders schwer zu zeichnen gewesen

Hilbring beginnt mit ein paar Nicht-Fußball-Cartoons. Die zeigt er per Beamer auf jener Leinwand, die gleich neben seinem Tisch aufgebaut ist. Vieles ist lustig. „Ja, die gute Laune will ich lieber jetzt gleich zu Beginn entfachen“, sagt Hilbring. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinterher: „Bei Schalke gibt’s ja gleich dann nicht mehr so viel zu lachen.“

Das Gegenteil ist natürlich richtig. Denn der in Herne aufgewachsene Cartoonist hat seine Lieblings-Cartoons aus den vergangenen zehn Schalker Jahren mitgebracht. Und so gibt es für die Fans auch ein grafisches Wiedersehen mit Kevin-Prince Boateng, André Breitenreiter oder Huub Stevens. Gerade der Schalker Jahrhundert-Trainer sei für ihn immer besonders schwer zu zeichnen gewesen, gibt Hilbring zu. Was alle von ihm verewigten Figuren vereint, ist die riesige Nase. Sie ist das Markenzeichen des Zeichners.

Gerhard Delling taufte ihn in der ARD-„Sportschau“ kurzerhand um

Natürlich bleibt auch Platz für Anekdoten: Etwa, dass ein Cartoon von ihm über Felix Magath es mal bis in die altehrwürdige „Sportschau“ geschafft habe. Doch der damalige Moderator Gerhard Delling taufte ihn im Moment größtmöglicher Popularität kurzerhand von Oli Hilbring in „Oli Hirsching“ um. Der entsprechende Ausschnitt aus der Sendung wird per Videoclip eingespielt. Doch Schwerpunkt des Abends bleiben die Cartoons, wobei Hilbring die Dialoge aus den Sprechblasen stets mit verstellten Stimmen galant vorliest. Und viele Lacher erntet.

Es gibt eine Zugabe plus Gesangseinlage. Dann ist nach einer Stunde Schluss. Genug erzählt. Jetzt werden die Stifte ausgepackt. Und jene Gäste, die sein neues Buch kaufen, erhalten auf Wunsch eine exklusive Zeichnung hineingemalt. Und diese drehen sich natürlich auch nur um ein Thema: „Schaaalke“!