Linden. Diese Doppelrolle lässt staunen: Timo Ditscheid arbeitet in Bochum als Bestatter. Zugleich ist er Karnevalsprinz. Hier ist seine Geschichte.
Größer könnte die Kluft zwischen Profession und Passion kaum sein: Als Bestatter steht Timo Ditscheid Trauernden in ihren schwersten Stunden bei. Als Prinz Timo I. entfacht er Frohsinn und Heiterkeit im Karneval. Wie er beides unter eine Kappe kriegt? „Als Kölsche Junge kein Problem“, lacht der 33-Jährige.
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In der Session 2019/20 war Timo Ditscheid zum Prinzen der Kolpingsfamilie Linden gekürt worden. Eine fast schon folgerichtige Krönung, stammt seine Hoheit doch aus der Hauptstadt des rheinischen Fastelovend. Seine Eltern betreiben in Köln ein Bestattungsunternehmen. „Karneval ist seit meiner frühesten Kindheit ein Riesenthema. Vater und Mutter sind Mitglieder in mehreren Gesellschaften. Bei den Umzügen war ich immer ganz vorne dabei“, berichtet Ditscheid.
Prinz Timo I. in Bochum: Umzug der Liebe wegen
Das Bergische Berufskolleg in Wermelskirchen stellte vor bald zehn Jahren die Weichen. Während seiner Ausbildung zur Bestatterfachkraft (so die offizielle Bezeichnung) lernte Timo auf der Berufsschule Lara kennen. Auch sie entstammt einem alteingesessenen Bestattungshaus. „Bochum-Lindener Familientradition seit 1933“, werben Egbert junior und Nicole Trompeter an der Lindener Straße 117 für ihre Dienstleistungen.
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Timo und Lara (32) wurden ein Paar. Bald zog er zu ihr nach Bochum, vom Rhein an die Ruhr: „Der Liebe wegen.“ 2017 wurde geheiratet. Der gemeinsame Sohn Nick ist heute fünf Jahre alt. Eines Tages wird das junge Paar die Familientradition als Bestatter fortführen.
Kölner Junge landete ausgerechnet in Linden
Es ist ein Glücksfall, dass der Neu-Bochumer aus Kölle ausgerechnet in Linden landete. Wenn es in Bochum so etwas wie eine jecke Hochburg gibt, steht sie an der Hattinger Straße, in Jahrzehnten errichtet von der Kolpingsfamilie und der nicht minder rührigen Werbegemeinschaft mit ihrem Vorsitzenden Stefan Rodemann.
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Entsprechend schnell fand Timo Ditscheid den Weg zu den jecken Kolpingsbrüdern und -schwestern. Dank und Freude waren groß, als sich Timo I. vor vier Jahren zur Prinzen-Rolle bereit fand. Gern hätte er seine Lara als Prinzessin an seiner Seite gehabt. „Aber das hätte sie mit dem Kleinen nicht unter einen Hut bekommen.“
18 Termine in dieser Session – darunter im NRW-Landtag
Zwei Jahre währt die reguläre Amtszeit eines Kolping-Prinzen. Weil die Sessionen 2020/21 und 2021/22 wegen Corona abgeblasen werden mussten, darf Timo I. seit dem Elften im Elften weiter regieren – als eine von zwei Bochumer Tollitäten neben Markus Gwizdek als Prinz Quincy I. in Werne. Motto: „Wir sind wieder da und fangen von vorne an!“
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Klar, sagt die Frohnatur, der Karneval in Bochum ist mit Köln nicht zu vergleichen. Auf überschaubare 18 Termine bringt es der Lindener. Dazu zählten Auftritte bei der Festausschuss-Gala im Januar im Ruhrcongress und bei den „Kultur 60+“-Seniorenfeiern. In dieser Woche war er einer von 139 gekrönten Häuptern beim Närrischen Landtag in Düsseldorf.
Höhepunkt ist der Lindener Rosenmontagszug am 20. Februar
Der Höhepunkt und das Heimspiel-Finale folgen am 20. Februar: beim Rosenmontagszug in Linden. Stets an seiner Seite: die Adjutanten und Ex-Prinzen Heinz Voss und Andreas van den Hövel.
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Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Timo wechselt vom (selbst finanzierten) Prinzen-Ornat dauerhaft in den Bestatter-Alltag. Den Frohsinn wird der kölsche Lindener weiter im Herzen tragen.
Infos: karneval-bochum.de