Bochum. 1,1 Millionen Euro Fördergelder hat das Bochumer Startup ai.dopt bekommen. Damit baut es eine Plattform für die Nutzung künstlicher Intelligenz.
Künstliche Intelligenz? Das hört sich nach Science Fiction an. Ist es aber nicht mehr. Längst spielt „KI“, so die gängige Abkürzung, in der Gegenwart eine Rolle. Und für Unternehmen birgt sie enormes Potenzial. Davon jedenfalls sind drei junge Gründer der Ruhr-Universität Bochum überzeugt.
Bochumer Startup hilft vor allem kleinen und mittleren Unternehmen
Ihre Startup-Firma namens ai.dopt bietet eine KI-Plattform, von der vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren sollen, die über keine große eigene IT-Kompetenz und auch über keine Vorkenntnisse in Sachen KI verfügen. Die Idee: einen schnellen und sicheren Zugang zu künstlicher Intelligenz schaffen. Mit der Plattform können Kunden selbstständig ihr KI-Potenzial identifizieren, mögliche Anwendungen erproben und so herausfinden, ob sich der Einsatz lohnt, z.B. weil sich Kosten senken lassen und/oder der Umsatz steigen könnte.
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KI hilft, um Lieferketten zu optimieren oder Kunden zu halten
Was das sein könnte? Ein Beispiel: Optimale Lieferketten aufzubauen hängt ab von sehr vielen Faktoren wie Preisen, Stückzahlen, Kosten der Lieferkette und vielen anderen. „Aufgrund der Vielzahl von Variablen ist es mit manuellen Strategien schwierig, die Ketten zu optimieren“, sagt Martina Schuster, Co-Gründerin und Mitinhaberin von ai.dopt.
Oder: Kunden, die ein Produkt nicht mehr nutzen und abwandern, bedeuten finanzielle Einbußen für Firmen. Um Maßnahmen zu treffen, die das verhindern können, müssen Kunden, die unmittelbar vor der Abwanderung stehen, entdeckt werden. „Auch das ist mit manuellen Methoden schwierig, da die Faktoren vielschichtig sind.“
Am Ende gehe es immer darum, Daten aufzubereiten und einen Mehrwert zu erzielen. Und das sei dank der neu entwickelten Plattform eben ohne KI-Kentnisse möglich.
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Apps bieten unterschiedliche Anwendungen
„Wir sind die einzigen, die so etwas anbieten“, sagt Martina Schuster. Die gebürtige Augsburgerin („aus einem kleinen Ort in der Umgebung“) ist Juristin, ihre Mitstreiter André Blum und Max Hamsche IT-Ingenieure. Während die Anwendung künstlicher Intelligenz bislang in der Regel über externe Experten laufe und mitunter beträchtliche Kosten verursache, gelinge sie über die KI-Plattform von ai.dopt ohne Vorkenntnisse wie z.B. Programmieren. Und das in nahezu jeder Branche. Denn: „Überall wo Daten sind, kann man künstliche Intelligenz anwenden – oder es zumindest versuchen“, sagt Matthias Hottgenroth, Student der IT-Sicherheit an der Ruhr-Uni Bochum und einer der studentischen Hilfskräfte, die für ai.dopt arbeiten. KI komme vor allem dann ins Spiel, wenn es um Millionen von Daten gehe, deren Verknüpfungen und Muster der einzelne gar nicht sehen könne.
„Wir haben einen App-Store, in dem wir unterschiedliche Apps anbieten“, erklärt Martina Schuster. Weitere Apps werden dazu kommen. „Man muss sich unsere Plattform wie einen Werkzeugkasten vorstellen.“ Der Name ai.dopt sei eine Kombination aus „Artifical Intelligence“ (Künstliche Intelligenz) und dem Wort „Adaption“. Es gehe darum, immer wieder neue Technologie zur Verfügung stellen.
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NRW hat sich sehr um die findigen Gründer bemüht
Die Basis für ein vielversprechendes Geschäftsmodell ist gelegt. Jetzt gehe es darum, Neugierde zu wecken und Vorbehalte gegen die Nutzung künstlicher Intelligenz zu entkräften. Schuster: „Für uns ist es sehr spannend, herauszufinden, ob wir es schaffen, motivierte Unternehmen zu finden.“ Noch werde wenig mit künstlicher Intelligenz gearbeitet. Aber die Bereitschaft dazu scheine zu wachsen.
Bochumer Unternehmen mit bayerischen Wurzeln
„Das wirtschaftliche Potenzial von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz ist groß“, heißt es beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBV). Vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen falle es aber schwer, sichere und vertrauensvolle KI-Systeme zu finden und zu nutzen. ai.dopt will sie liefern.
Nach einer erfolgreichen Pilotphase mit fünf Testkunden ist ai.dopt, das Bochumer Unternehmen mit bayrischen Wurzeln, jetzt auf der Suche nach „echten“ Kunden.
Die Ruhr-Uni, die Wirtschaftsförderung Bochum, das Land NRW und den Bund haben die jungen Gründer längst davon überzeugt. „Wir sind gezielt nach NRW gekommen, weil NRW-Start-up-Transfer uns an die Ruhr-Uni geholt hat.“ Das Programm hilft bei der Gründung von Firmen aus Universitäten heraus. Auch hätten andere Startup-Unternehmen Bochum als Standort empfohlen. Die an der Uni angesiedelte Worldfactory und die Wirtschaftsförderung würden an vielen Stellen helfen. „Die machen das wirklich gut.“
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Ausschlaggebend für den Wechsel von Bayern ins Ruhrgebiet sei der NRW-Start-up-Transfer gewesen – mit einer ersten finanziellen Unterstützung in Höhe von 230.000 Euro. „Dann war die Frage, wo wir hingehen. Wir haben mit Münster, mit Düsseldorf, mit Köln gesprochen. Aber für unser Thema war Bochum perfekt. Nirgendwo sonst ist IT-Sicherheit so stark vertreten wie hier.“
Ergo sind sie aus Süddeutschland ins Ruhrgebiet gewechselt. Insgesamt knapp 1,1 Millionen Euro Förderung hat ai.dopt bekommen, allein 737.000 Euro vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF). Damit sei es möglich gewesen, Fachkräfte aus der Wirtschaft abzuwerben. Mit bald acht Vollzeitbeschäftigten sowie einigen studentischen Hilfskräften soll es gelingen, möglichst bald finanziell auf eigenen Füßen zu stehen.