Bochum. Die Polizei ermittelt in einer Bochumer Kindertagesstätte wegen des Verdachts der Kindesmisshandlung. Was wir bisher über den Fall wissen.

Nach einem Vorfall in der Awo-Kindertagesstätte an der Wasserstraße in Altenbochum ermittelt die Polizei wegen des Anfangsverdachts der Kindesmisshandlung. Aus dem Umfeld des Kindergartens heißt es, dass dort Mitte Dezember ein zweijähriges Kind für knapp 20 Minuten in einen Raum eingesperrt worden sei, weil es geweint habe.

Die Eltern des Kindes seien danach von nicht beteiligtem Kita-Personal darüber informiert worden. Sie hätten Strafanzeige erstattet. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage, dass der Anfangsverdacht der Misshandlung eines Kindes in der Awo-Kita an der Wasserstraße vorliege. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Kindesmisshandlung in Bochumer Kita? Awo informiert Eltern einen Monat später

Erst am 19. Januar – knapp einen Monat nach dem Vorfall – hat die Awo die Eltern des Kindergartens in einem Elternbrief informiert. „Als Träger haben wir unverzüglich reagiert und stehen seitdem in engem Austausch und Kontakt mit den Beschuldigten, dem Elternrat sowie den Eltern des betroffenen Kindes“, heißt es in dem Brief. Das betroffene Kind besuche den Kindergarten nicht mehr. Es habe einen Platz in einer anderen Awo-Kita angeboten bekommen.

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Die Awo kündigt dort außerdem „interne Umbesetzungen in der Kita“, Coachings und Schulungen an. Der Wohlfahrtsverband bittet explizit darum, sich nicht an Gerüchten oder Vorverurteilungen zu beteiligen. „Eine Bewertung steht noch aus, sodass zum jetzigen Zeitpunkt die Unschuldsvermutung gilt.“

Eltern zeigen sich verärgert und vermuten Vertuschung

In der Elternschaft regt sich indes Ärger. „Ich habe den Eindruck, dass versucht worden ist, den Fall zu vertuschen“, sagt ein Elternteil, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Warum sonst hat es fast einen Monat gedauert, bis wir informiert wurden? Und warum darf das beschuldigte Personal ganz normal weiterarbeiten?“

Christian Schöppner, stellvertretender Elternratsvorsitzender, zeigt sich irritiert von der Kommunikation mit der Kita. „Wir Eltern hätten uns gewünscht, dass offener mit dem Vorfall umgegangen wird“, sagt der 40-Jährige. „Die Eltern sind verunsichert, weil die Informationen nur in Bruchstücken kommen.“

Awo will sich auf WAZ-Anfrage nicht zu dem Vorfall äußern

Die Awo wollte sich am Dienstag auf WAZ-Anfrage mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht inhaltlich äußern. Alle Beteiligten könnten „jedoch sicher sein, dass wir zur größten Transparenz beitragen, um die doch sehr unterschiedlichen Darstellungen der Situation aufzuarbeiten“, erklärt Christopher Becker, Sprecher des Awo-Stadtbüros. „Wir befinden uns außerdem in einem konstruktiven Dialog mit allen Eltern aus der Einrichtung, sowohl schriftlich als auch im persönlichen Austausch.“

Als Träger habe die Awo unverzüglich das Landesjugendamt und das Jugendamt der Stadt über den Vorwurf informiert. Ob der Fall dem Bochumer Jugendamt bereits bekannt ist, konnte die Stadt am Dienstag auf Nachfrage nicht beantworten. Grundsätzlich gelte aber, dass sich das Jugendamt bei einer Meldung mit dem Landesjugendamt (LWL) abstimme.

Das Landesjugendamt als Aufsichtsbehörde nimmt direkt Kontakt mit dem Träger auf. Das Jugendamt der Stadt erhält alle Informationen und bietet den Trägern, insbesondere kleineren Trägern, Beratung an. Das Landesjugendamt übernimmt die Prüfung der institutionellen Schutzkonzepte, die für jede Einrichtung vorhanden sind.

Missbrauchsverdacht in evangelischer Kita erwies sich als unbegründet

Die Kita Wasserstraße hält laut Awo 89 Plätze für Kinder in fünf Gruppen vor. Das Team besteht aus insgesamt 15 Mitarbeitenden.

Der Fall erinnert an einen Missbrauchsverdacht in einer evangelischen Kita im Oktober 2022. Dort hatte es gegen ein Team-Mitglied den Verdacht auf Verletzung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts gegeben. Das Team-Mitglied wurde freigestellt, Ermittlungen bestätigten den Verdacht nicht. Die betroffene Person arbeitet mittlerweile an einer anderen Kita des evangelischen Kirchenkreises.