Bochum. Die Kripo Bochum setzt alles daran, die Täter zu finden, die Silvester Einsatzkräfte attackiert haben. Es gibt Forderungen zu einem Böllerverbot.

Nach den Böllerwürfen auf Polizeibeamte im Bochumer Bermudadreieck in der Silvesternacht sucht die Kriminalpolizei jetzt mit Hilfe von eigenen Videoaufnahmen nach den Tätern. Gleichzeitig machte der Leitende Polizeidirektor Michael Bauermann aus Bochum eine klare Ansage.

„Der Bewurf von Einsatzkräften mit Feuerwerkskörpern macht mich fassungslos“, sagte Bauermann, der die Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz leitet, am Montag auf Anfrage der WAZ. „Ein solch gefährdendes Verhalten ist insbesondere gegenüber Menschen, die für Recht und Ordnung sorgen, anderen helfen oder gar gesundheits- oder lebensrettenden Maßnahmen durchführen, nicht hinnehmbar. Es zeigt aber auch die Geistesleistung und den Wertekanon derer, die sich – getragen vom Jubel der Umherstehenden – mit solchen Taten schmücken.“

Bochumer Polizeidirektor: „Wir werden die Straftaten konsequent verfolgen“

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Nur durch das „professionelle, besonnene aber auch konsequentes Einschreiten der Bochumer Beamten“ hätte die Einsatzsituation vor Ort schnell beendet werden können. Bauermann kündigt an: „Mit den vorliegenden Videoaufzeichnungen werden wir weitere Täter identifizieren und die begangenen Straftaten konsequent verfolgen.“

Feuerwerk-Müll liegt vor dem Bochumer Schauspielhaus, hier ein Foto aus dem Jahr 2017.
Feuerwerk-Müll liegt vor dem Bochumer Schauspielhaus, hier ein Foto aus dem Jahr 2017. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Gegen 0.30 Uhr sollen Unbekannte im Bereich der Brüderstraße zunächst andere, völlig friedliche Besucher des Bermudadreiecks mit Feuerwerkskörpern beschossen haben. Als Streifenbeamte eintrafen, sahen sie einen 26-jährigen Bochumer, der mit einer Schusswaffe auf eine Fassade feuerte. Kurz danach ergriff ein 17-jähriger Bochumer die Pistole. Die Polizeikräfte brachten beide Männer zu Boden und stellten die Waffe sicher. Es war eine Schreckschusswaffe, was vorher aber nicht erkennbar war.

Polizei Bochum bittet um Zeugenhinweise

Danach wurde die Situation immer bedrohlicher. Aus einer Menge von rund 300 Menschen heraus attackierten Unbekannte die Beamten mit Feuerwerkskörpern. Verletzt wurde niemand. Mit alarmierten weiteren Kräften räumte die Polizei vorübergehend einen Teil der Brüderstraße.

Jetzt setzt sie auch auf Hinweise aus der Bevölkerung zu den Tätern: 0234 909 81 05 oder 909 44 41. Bisher wird nur gegen die beiden Männer mit der Waffe ermittelt wegen Straftaten gegen das Waffengesetz.

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Feuerwehrchef Simon Heußen sprach sich nach dieser Silvesternacht in einem WAZ-Gespräch für ein Böllerverbot aus. Angriffe auf seine Kolleginnen und Kollegen gab es zwar nicht, auch nicht mit Feuerwerkskörpern. Allerdings mussten schwerste Verletzungen durch Feuerwerkskörper versorgt werden – und außerdem schoss die Anzahl der Kleinbrände im Vergleich zu den Vorjahren (auch vor Corona) gewaltig in die Höhe.

So begründet Bo-Klima ein Böllerverbot

BoKlima begründet die Forderung nach einem Böllerverbot u.a. mit Schwerverletzten und Todesfällen, Aggression gegen Polizei und Rettungskräfte (etwa durch „marodierende gewaltbereite Gruppen“), Lärmbelastung, Gehörschäden, Luftverschmutzung, Müllberge, Stress für Tiere.

Die Staatsanwaltschaft Bochum hat vor einigen Jahren eine Sonderabteilung gebildet, mit der Übergriffe gegen Ordnungs- und Rettungskräfte sowie andere Amtsträger verfolgt werden. In den ersten elf Monaten 2022 wurden rund 1150 neue Verfahren eingeleitet.

51 Brände musste die Feuerwehr löschen, verteilt auf das gesamte Stadtgebiet. „Mülltonnen haben in allen Varianten gebrannt“, so Heußen. Außerdem Hecken, Fahrzeuge, Container und andere Sachen. Alle Löschfahrzeuge waren unterwegs. Bei der Freiwilligen Feuerwehr wurde Vollalarm ausgelöst. 150 Kräfte waren mit dem Löschen beschäftigt. „Das war richtig viel.“

Zum Vergleich: In der Silvesternacht 2021/2022 (als ein Böllerverbot herrschte) hatte es drei Brände gegeben.

Feuerwehrchef spricht sich für zentral organisiertes Profi-Feuerwerk aus

„Die Zahlen sprechen für sich“, sagt Heußen und positioniert sich klar. „Die letzten zwei Jahre habe ich mit dem Böllerverbot schön Silvester gefeiert. Daher finde ich die Debatte um eine bundesweite Regelung zu einem generellen Feuerwerksverbot absolut sinnvoll. Ich finde die Lösung mit zentral organisiertem Profi-Feuerwerk gut und zeitgemäß, weil ganz möchte ich auf Feuerwerk auch nicht verzichten.“

Bochumer Klimaschutzbündnis will einen Bürgerentscheid zum möglichen Böllerverbot

Am Montag veröffentlichte das „Bochumer Klimaschutzbündnis“ („BoKlima“) einen offenen Brief: „Anmerkungen zur neuesten Raketennacht und ein Vorschlag für die Zukunft.“ Darin spricht sich der Sprecher von Bo-Klima, Ingo Franke, für ein Böllerverbot aus. Außerdem: „Die Entscheidung sollten Bochums Bürger und Bürgerinnen treffen, indem Ihnen vom Rat unserer Stadt die alternativen Lösungsmöglichkeiten im Rahmen eines Bürgerentscheids (sogenannter Ratsbürgerentscheid) zur Wahl gestellt werden. Hierzu werden wir umgehend eine Petition aufsetzen und hoffen auf eine breite und auch Ihre Unterstützung.“