Bochum-Langendreer. Matthew kommt aus Uganda und lebt seit fast zwei Monaten in Bochum. Ihm ist kalt – und doch liebt er Deutschland. Seine Geschichte ist kurios.
Die Geschichte von Matthew Lalobo Odongping ist schon ein bisschen kurios. Der junge Mann kommt aus Uganda und ist katholisch. In Bochum macht er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Seinen Dienst leistet er allerdings für die Freie evangelische Gemeinde Bochum-Ost (FeG) und die evangelische Gemeinde Langendreer ab. Die beiden teilen sich seine Stelle. Dass Matthew in Bochum landete, ist Zufall.
Wie ein junger Mann aus Uganda ausgerechnet in Bochum landete
In Uganda lernte Matthew einen Joel aus Deutschland kennen. Der 26-Jährige war froh, sich mal wieder mit jemandem auf Deutsch unterhalten zu können. „Ich bin verliebt in die Sprache“, sagt er. „Ich habe sie in der Schule gelernt und freue mich immer, wenn ich sie anwenden kann.“
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Es stellte sich heraus, dass Joel Mitglied der FeG ist und in Uganda einen Freiwilligendienst in sozialen Bereichen leistet. So entstand bei Matthew die Idee, es ihm gleich zu tun – nur eben in Deutschland. Der Sprache mächtig, fehlt dem studierten Bauingenieur nur noch Auslandserfahrung im Lebenslauf. Und diese sammelt er nun.
Die erste Erfahrung, die Matthew bei seiner Ankunft in Deutschland im November 2022 machte, war eher unangenehm. „Die erste Woche war schlimm“, erinnert er sich. „Es war so bitterkalt.“ Auch Tim Linder, Pastor der FeG, erinnert sich noch an das erste Treffen bei Minusgraden. Er lacht: „Da saß Matthew bei seiner Gastfamilie im geheizten Wohnzimmer und hatte eine dicke Winterjacke an.“
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Seinen ersten Schnee durfte Matthew ebenfalls schon erleben. „Ich bin raus und habe meine Handschuhe ausgezogen, um die Schneeflocken zu spüren. Das war wunderschön, unvergesslich.“ Da Uganda – in Zentralafrika gelegen – direkt vom Äquator durchschnitten wird, gibt es hier keine klassischen Jahreszeiten wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. „Kälter als 25 Grad ist es bei uns nicht.“
FSJler aus Uganda arbeitet in Gemeindegruppen – und auf einer Baustelle
In den beiden Gemeinden arbeitet Matthew sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern zusammen. Meist bei Gruppenangeboten, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen. Auch bei den Jugendtreffs und der Konfirmanden-Arbeit wird er eingebunden. Oder auch bei handwerklichen Dingen.
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Jetzt, rund um den Jahreswechsel, ist Matthew vor allem im neuen Gemeindehaus der FeG anzutreffen. Da der Umbau noch nicht ganz fertig ist, gibt es auf der Baustelle einiges zu tun. Und da in den Gemeinden während der Ferien gerade nicht viel los, greift Matthew zu Akkuschrauber und Hammer, um Tim Linder zu unterstützen.
Viele Unterschiede zwischen Uganda und Deutschland
Untergebracht ist Matthew während seiner Zeit in Langendreer in einer einer Familie mit fünf Kindern. Da fühlt er sich fast wie zu Hause, denn dort ist er das jüngste von zwölf (!) Kindern. Seinen Nichten und Neffen will Matthew ein Vorbild sein. „Ich will ihnen zeigen, dass es auch eine Welt außerhalb von Afrika gibt und sie animieren, in der Schule ihr Bestes zu geben.“ Damit auch sie einmal ähnliche Erfahrungen wie er machen können.
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Matthew möchte später als Bauingenieur für internationale Organisationen arbeiten und versuchen, rund um den Globus Leid zu mindern, die Interessen der Armen in der Öffentlichkeit zu vertreten, die Umwelt zu schützen, soziale Dienste zu leisten und Aktionen für Entwicklungsprojekte zu initiieren. „Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge zu bauen.“
Dienst in sozialen Bereichen
Das FSJ (Abkürzung für Freiwilliges Soziales Jahr) ist ein Freiwilligendienst in sozialen Bereichen. Er wird in Deutschland für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten, die die Vollzeitschulpflicht bereits erfüllt haben und noch nicht das 27. Lebensjahr vollendet haben, also ihren 27. Geburtstag noch nicht gefeiert haben.
Neben dem FSJ gibt es auf Bundesebene den Bundesfreiwilligendienst (BFD). Er wurde als Ersatz für den ausgelaufenen Zivildienst geschaffen und ist auch älteren Menschen zugänglich.
Die ersten Kontakte für seine künftige Arbeit will er in Deutschland knüpfen. Obwohl das hier weitaus schwieriger sei als bei ihm in Uganda, erzählt Matthew. „Bei uns grüßt sich jeder, egal ob bekannt oder nicht. Da kann es auch passieren, dass man sich auf der Straße zufällig trifft und kurz darauf miteinander befreundet ist.“ Dass das in Deutschland anders ist, habe ihn verwundert.
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Auch, dass es hier Seniorenheime gibt. „In Uganda kennen wir so etwas nicht. Da werden die Alten in der Familie gepflegt. Da lebt auch niemand allein.“ Auch Weihnachten werde in Uganda anders gefeiert, sagt Matthew: Vom 25. Dezember bis 2. Januar „und mit ganz viel Musik“.
Fan der FC Liverpool kennt nur einen Spieler des VfL Bochum
Ähnlich sei hingegen die Begeisterung für Fußball. Matthew ist Fan des FC Liverpool. In der Bundesliga kennt er vor allem Spieler des FC Bayern, vom VfL bisher nur Takuma Asano – „weil der bei der WM für Japan ein Tor gegen Deutschland geschossen hat“. Im Ruhrstadion war Matthew schon, allerdings nicht zum Fußball, sondern zum Weihnachtssingen. „Da steht also noch ein weiterer Besuch bevor“, kündigt Tim Linder schon mal an.