Bochum-Laer. Ursula Closset aus Bochum ist die frühere Sekretärin von Papst Benedikt. Sie hatte bis zuletzt Kontakt zu ihm. Das sagt sie zu seinem Tod.

Gefasst reagiert Ursula Closset auf den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. „Wir müssen ja alle sterben“, sagt die frühere Sekretärin von Josef Ratzinger, die schon lange in Bochum lebt. Obwohl ihre gemeinsame Zeit lange zurückliegt, ist der Kontakt zum späteren Papst nie abgebrochen. Seine Vertraute aus dem Ruhrgebiet hatte allerdings erwartet, noch weiter mit Benedikt Kontakt halten zu können. „Ich bin fest davon ausgegangen, dass er 100 wird.“ Das sei ihr größter Wunsch für ihn gewesen.

Papst-Vertraute aus Bochum: So will sie Abschied nehmen

Nun, dieser ging nicht in Erfüllung. Benedikt XVI. wurde „nur“ 95. Doch auch damit habe er „ein gutes Alter erreicht“, sagt Closset, die selbst 77 ist. Sie will nun nach Rom fahren, um ihm ein letztes Geleit zu erweisen. „Das ist das einzige, was man jetzt noch für ihn tun kann“, so Closset. „Ich muss jetzt schnell im Internet nach Flügen gucken.“

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An ihren letzten Besuch beim „Heiligen Vater“, wie sie Benedikt nannte, kann sich Ursula Closset noch gut erinnern. „Der ist gute zwei Jahre her“, berichtet sie. „Ich habe ihm ein Bild von einem Freund aus Heidelberg überreicht. Ich weiß noch genau, wie wir unten am Vatikan reingelassen wurden und dann hoch sind zu seinem Haus.“

Auch aus Bochum hielt Ursula Closset bis zuletzt Kontakt zu Papst Benedikt XVI. Dieses Foto ist von 2013.
Auch aus Bochum hielt Ursula Closset bis zuletzt Kontakt zu Papst Benedikt XVI. Dieses Foto ist von 2013. © Funke | Udo Kreikenbohm

Das Treffen damals habe sie sehr positiv in Erinnerung. Benedikt habe sie gebeten, ihm doch ein Gedicht vorzulesen, erzählt Closset. „Er wünschte sich ,Nur eine Rose als Stütze’ von Hilde Domin und ich hatte ausgerechnet diesen Gedichtband in der Tasche...“

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Auch danach sei der Kontakt nicht abgebrochen. „Wir hatten immer wieder Korrespondenz“, sagt die Papst-Vertraute aus Bochum. Darin sei es dann oft um seine Bücher gegangen – und die, die über ihn geschrieben wurden. Und natürlich über die gemeinsame Zeit in Münster.

Ursula Closset war von 1963 bis 1969 Sekretärin von Joseph Ratzinger, der später zu Papst Benedikt XVI. wurde. Dieses Foto zeigt sie 1963 an ihrem Arbeitsplatz bei Ratzinger an der Uni in Münster.
Ursula Closset war von 1963 bis 1969 Sekretärin von Joseph Ratzinger, der später zu Papst Benedikt XVI. wurde. Dieses Foto zeigt sie 1963 an ihrem Arbeitsplatz bei Ratzinger an der Uni in Münster. © Funke | Udo Kreikenbohm

Diese liegt weit zurück, in den 60er Jahren. Ursula Closset war gerade erst 18 und hatte den Traum, ein Kinderheim zu errichten. Doch dann verunglückte der Vater tödlich und sie musste erstmal mit etwas Solidem Geld verdienen. „Ich konnte ein bisschen auf der Schreibmaschine schreiben und habe mich 1963 an der Uni in Münster als Sekretärin für Josef Ratzinger beworben.“ Etwa 15 Mitbewerberinnen habe es gegeben, die Wahl fiel auf sie.

Zeit an der Uni in Münster: Ratzinger ließ seine Sekretärin oft warten

Closset weiß noch genau, wie oft sie auf Ratzinger warten musste, obwohl dieser telefonisch seine baldige Ankunft in der Uni angekündigt hatte. „Er war immer mit dem Fahrrad unterwegs und hat oft Reinhard Lettmann, den späteren Bischof des Bistums Münster, getroffen. Da haben sich beiden dann regelmäßig verquatscht.“

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Über solche Anekdoten wird Ursula Closset an Silvester, Benedikts Todestag, sicher öfter plaudern. Von vielen gemeinsamen Weggefährten sei sie angerufen worden, sagt die Bochumerin. Vom Tod ihres Vertrauten habe sie aber zuvor schon im Internet erfahren.

Ratzinger-Sekretärin erfüllt sich Traum in Bochum

Ihren Traum von einem Kinderheim hat sich Ursula Closset übrigens so halb erfüllen können. Nach ihrer Zeit als Sekretärin Ratzingers (bis 1969) zog sie nach Bochum, wo ihr Mann studierte. Sie nahm einer Stelle im Hegel-Archiv an der Ruhr-Universität an und eröffnete mit 27 Jahren an der Schattbachstraße in Laer – „direkt gegenüber vom Rittergut“ – ein Gästehaus.

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Dieses Haus hat vier Etagen und 3000 Quadratmeter Grundstück. Anfangs habe sie hier Ärzte aus China untergebracht, später Dozenten bei sich beherbergt. Inzwischen wohnen zwölf Studenten dort – „sechs Inder, drei Chinesen und drei Deutsche“. Und auch für sie selbst ist noch Platz.