Bochum-Querenburg. In einem Neubaugebiet in Bochum spiegelt sich die aktuelle Wirtschaftslage wider: Während hier Häuser bezogen werden, herrscht dort Stillstand.

Im Neubaugebiet an der Querenburger Straße in Bochum-Wiemelhausen liegen Glück und Leid nah beieinander, quasi in direkter Nachbarschaft: Denn während auf der einen Seite die Eigenheime schon bezogen werden können, herrscht auf der anderen Seite der Großbaustelle aktuell Stillstand.

Neubaugebiet in Bochum: Glück und Leid in direkter Nachbarschaft

Insgesamt 256 neue Wohnungen sollen an der Querenburger Straße, oberhalb des Neuen Gymnasiums, am Ende entstehen. 13 frei stehende Einfamilienhäuser, dazu sechs Doppelhaushälften, vier Reihenhäuser und 23 Eigentumswohnungen in drei Mehrfamilienhäusern. Hinzu kommen 21 Mietshäuser (Vivawest). Von 210 Wohnungen, die zum Teil öffentlich gefördert werden, ist hier die Rede.

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Sorgen bereiten aktuell die Mietshäuser der Vivawest, die zur Querenburger Straße hin gebaut werden. Die Rohbauten stehen soweit, die Arbeiten daran jedoch still. „Da geht es sehr langsam voran“, hat vor Wochen schon Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) bemerkt. Und auch Gerhard Scholle von der direkt gegenüber beheimateten Bollmann-Gruppe, die das Neubaugebiet vermarktet hat, sieht die Entwicklung mit Sorge.

Das Neubaugebiet an der Querenburger Straße in Bochum-Wiemelhausen liegt direkt neben dem Neuen Gymnasium. Dieses Foto entstand im Dezember 2021. Im vergangenen Jahr ist viel passiert - die Eigenheime sind inzwischen so gut wie fertig.
Das Neubaugebiet an der Querenburger Straße in Bochum-Wiemelhausen liegt direkt neben dem Neuen Gymnasium. Dieses Foto entstand im Dezember 2021. Im vergangenen Jahr ist viel passiert - die Eigenheime sind inzwischen so gut wie fertig. © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

„Da läuft es wirklich nicht so gut“, sagt der Verkaufsleiter der Bollmann-Gruppe. Das hänge mit der Insolvenz der Harfid GmbH zusammen. Das Bauunternehmen ist eine Tochtergesellschaft der Harfid Holding in Essen.

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Die Folgen der Corona-Pandemie sowie die Auswirkungen des Ukraine-Krieges hätten auch bei der Harfid GmbH in den vergangenen Jahren deutliche Spuren hinterlassen, verbreitete das Unternehmen im September auf seiner Internetseite. Lieferengpässe, die Materialknappheit und deutliche Preiserhöhungen hätten zu Bauverzögerungen und einem drastischen Anstieg der Baukosten geführt. Verschärfend hinzugekommen seien die Energiekrise, der Zinsanstieg sowie die Inflation.

Neubaugebiet in Bochum: Vivawest will Baupläne weiterhin zeitnah umsetzen

Das macht sich nun auf vielen Baustellen bemerkbar. Etwa an der Paulstraße in Wiemelhausen, wo die Arbeiten an vier Mehrfamilienhäusern mit knapp 100 neuen Wohnungen zum Erliegen kamen. Und nun, nicht weit entfernt auch an der Querenburger Straße. Hier tue sich im Moment nichts, sagt Scholle. „Ich sehe keinen Baufortschritt.“

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Vivawest sei bei dem Bauvorhaben an der Querenburger Straße Grundstückseigentümerin und Auftraggeberin der Hochbauleitung, sagt Sprecher Gregor Boldt auf WAZ-Anfrage. „In dieser Rolle befinden wir uns mit dem übernehmenden Generalunternehmer und dem Insolvenzverwalter in Abstimmung über die Wiederaufnahme der Bautätigkeit.“ Ziel bleibe weiterhin, „das Projekt zeitnah umzusetzen“.

Neubaugebiet in Bochum: Warum die neuen Hausbesitzer Glück hatten

Derzeit sei die Fertigstellung der Mietshäuser für das dritte Quartal 2024 vorgesehen, „bezugsfertig wären die Wohnungen somit Ende 2024“, erklärt Boldt weiter. Die Vermarktung neuer Wohnungen starte bei Vivawest rund ein halbes Jahr vor Mietbeginn. „Entsprechend waren bzw. sind die Wohnungen noch nicht vermietet.“ Weitere Angaben zum laufenden Insolvenzverfahren der Harfid GmbH könne man derzeit nicht machen. „Wir bitten dafür um Verständnis.“

Ansturm auf Eigenheime

Auf die Eigenheime rund um das Neue Gymnasium gab es einen regelrechten Ansturm. „Wir hatten kaum die Exposés an die Interessenten verschickt, da waren die Häuser auch schon weg“, berichtet Gerhard Scholle von der Bollmann-Gruppe. „Innerhalb von nur einer Woche.“

Und das, obwohl die Preise für die Einfamilienhäuser, Reihenhäuser und Doppelhaushälften (Wohnflächen zwischen 126 und 180 Quadratmeter) durchaus happig waren. „Je nach Größe wurden zwischen 500.000 und eine Million Euro bezahlt“, sagt Scholle. Insgesamt hätten sich bis zu 500 Interessenten gemeldet. So etwas habe er zuvor noch nicht erlebt.

Er hoffe sehr, dass die Vivawest zu einer Lösung komme, sagt Gerhard Scholle. Sein Unternehmen sei finanziell nicht beteiligt und habe auch nichts mit den Verträgen zu tun. „Aber uns ist die Situation natürlich auch nicht lieb.“ Zumal man schon ein bisschen vom Baufortschritt der Vivawest-Häuser abhängig ist.

Eigenheim-Zufahrt ist vom Baufortschritt bei den Mietshäusern abhängig

Denn solange diese nicht fertig sind, bleibe auch die provisorische Baustraße von der Querenburger Straße in den hinteren Bereich des Neubaugebietes bestehen. „Erst nach Fertigstellung kann die richtige Straße gebaut werden“, sagt Scholle. So wie es derzeit schon auf der anderen Seite parallel zum Geologischen Garten in Richtung Am Dornbusch geschehe.

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Dort seien die ersten Häuser bereits abgenommen und bezugsfertig. „Die ersten Familien legen auch schon los“, weiß Scholle zu berichten. Die neuen Eigenheimbesitzer hätten Glück gehabt. „Die Preise haben sich gehalten, es gab auch Förderungen.“ Das Wetter habe ebenfalls mitgespielt und die Bauunternehmen hätten auch samstags gearbeitet, um schnell fertig zu werden. So habe der Zeitplan genau eingehalten werden können.

Bis Sommer, so Gerhard Scholle, sollten alle Häuser bezogen sein.