Bochum Mitte. Das Schwimmbecken an der Kinderklinik wird schließen. Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert. Schwimmkurse stehen vor dem Aus.

In der Kinderklinik wird aus "wirtschaftlichen und technischen Gründen" zum Ende des Jahres das Schwimmbecken geschlossen. Das ärgert Kursanbieter, wie etwa das Familienforum, das dort jährlich circa 250 Baby-, Kleinkind-, Kinderschwimmkurse, Kurse für Kinder mit Handicap sowie Aquakursen für Schwangere angeboten hatte.

Die jährlich knapp 2000 Kursanmeldungen andernorts auffangen? Kaum umsetzbar. Man werde voraussichtlich ab Februar in stark eingeschränktem Umfang Schwimmkurse im Marienhospital in Wattenscheid anbieten, teilt das Familienforum mit. Kinderschwimmkurse werden bis auf Weiteres entfallen.

Schwimmbecken in Kinderklinik schließt - besteht Hoffnung?

"Das ist total schade", findet Schwimmlehrerin Mareike Schmidt. "Das betrifft sehr viele Bochumer Eltern, die mit ihren Kindern Schwimmkurse machen, das Becken ist zudem ein Therapiebecken", sagt die 37-Jährige. "Eine Möglichkeit zur Wassergewöhnung fällt damit weg und es fällt den Kindern noch schwerer, schwimmen zu lernen", fürchtet sie. Sie hat bereits überlegt eine Petition zu starten.

Doch besteht überhaupt Hoffnung? Betreiberin des Schwimmbeckens ist die Stiftung "Kinderzentrum Ruhrgebiet", die es vom Katholischen Klinikum gepachtet hat. Die Stiftung hat den Vertrag nicht verlängert. "Immer wieder musste das Schwimmbad in den letzten Jahren wegen dringender Reparaturarbeiten geschlossen werden", sagt Stiftungs-Sprecherin Angela Siebold.

Investition in hoher sechsstelliger Größenordnung notwendig

Es bestehe ein erheblicher Sanierungsstau bei dem Becken, das auch von der Kinderklinik selbst für therapeutisches Schwimmen, von einer Elterninitiative sowie von Patienten aus der benachbarten LWL-Klinik genutzt wurde.

"Um die Funktionsfähigkeit des Bads zu ermöglichen, wäre eine Investition in hoher sechsstelliger Größenordnung notwendig", ordnet Jürgen Frech, Sprecher des Katholischen Klinikums ein. Aber selbst dann sei das Becken nicht kostendeckend zu betreiben.

Viele Eltern enttäuscht

Eltern und Teilnehmende hätten sich enttäuscht und traurig über die Schließung geäußert, berichtet indes Stiftungs-Sprecherin Angela Siebold. Für Bochumer Familien falle ein großer Anbieter für Schwimmkurse in Innenstadtnähe weg.

Alternative Angebote seien rar, Wartezeiten lang. Man wisse um die starke Nachfrage und sei davon überzeugt, dass gerade das Schwimmen für Kinder besonders wertvoll für ihre Entwicklung oder Heilung ist.

Bereits seit Jahren sammelt die Stiftung Spenden über die Kampagne "Jedes Kind soll schwimmen können", um ein inklusive Schwimmangebot für Kinder in Bochum und Umgebung zu realisieren. Mit den Spenden konnte die Stiftung zuletzt spezielle Materialien für Kinder mit Unterstützungsbedarf finanzieren. "In den vergangenen Jahren hat die Stiftung dieses inklusive Schwimmbad mit etwa 200.000 Euro unterstützt", sagt Siebold.

Weitere Nutzung unklar

Man werde die Kampagne auch jetzt fortsetzen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. "In der Hoffnung, dass zusätzliche Schwimmkapazitäten in Bochum erschlossen werden können", kündigt Siebold an. Was mit dem Becken geschieht, kann das Katholische Klinikum derzeit nicht beantworten.

"Das therapeutische Schwimmen gehört nicht zu den Aufgaben einer Akutklinik", erinnert Sprecher Frech aber. Für Kinder, die stationär in der Klinik lagen, sei das Schwimmbad nur zu einem sehr geringen Teil genutzt worden. "Weit überwiegend stand es Kindern zur Verfügung, die von außerhalb der Klinik kamen", sagt er.

Kommunalpolitik in der Pflicht

Siebold sieht beim Thema "inklusives Schwimmen" auch die Kommunalpolitik in der Pflicht. Die Nachfrage nach Kursangeboten übersteige das Angebot bei weitem. Das Schwimmbad an der Kinderklinik sei das einzige in Bochum gewesen, welches therapeutisches Schwimmen ermöglichte.

"Gerade ein solches inklusives und heilpädagogisches Angebot fehlt jetzt in Bochum und natürlich ist unser Interesse groß, allen Kindern in Bochum das Schwimmen zu ermöglichen", betont Siebold. Um Familien in anderen Bereichen alternative Angebote machen zu können, entwickele das Familienforum aktuell neue Eltern-Kind- und Bewegungskurse.

Geplante Angebote:

Das Familienforum Ruhr plant einen reduzierten Teil seines Angebotes an drei Nachmittagen am Marienhospital in Wattenscheid: Aqua für Schwangere (vier Kurse), Babyschwimmen (13), Kleinkindschwimmen (vier), Kinderschwimmen (bis Seepferdchen) (vier), Schwimmen mit Handicap (zwei).

Im Familienforum gingen zwischen Januar und Oktober 2022 ca. 1000 Anmeldungen auf Interessentenlisten für den Bereich Baby- und Kinderschwimmen ein.