Bochum-Gerthe. In Bochum-Gerthe hat Marion Bösel-Weßler im Schwimmbad einer Stahlfirma Schwimmkurse angeboten. Nun hat die Stadt das Bad dichtgemacht.

Die private Schwimmschule von Marion Bösel-Weßler steht vor dem Aus. Knapp zwei Jahre hatte sie Schwimmkurse und Babyschwimmen im firmeneigenen Schwimmbad von BEB Stahlhandel im Gewerbegebiet Josef-Baumann-Straße in Bochum-Gerthe angeboten. Die Ausfälle rund um die Corona-Pandemie hatte die Diplomsportlehrerin noch überstanden, auch die steigenden Mieten wegen der hohen Energiepreise konnte die 59-Jährige noch aufbringen.

Doch dann monierte das Gesundheitsamt der Stadt Bochum bei einer Kontrolle die schlechte Wasserqualität im Becken – und schloss das Bad. „Ich bin montags für einen Babykurs zum Schwimmbad gefahren, da sagte mir die Putzfrau, dass das Bad dicht ist“, sagt Marion Bösel-Weßler.

Private Schwimmschule in Bochumer Firma seit April 2020

Gemeinsam mit Tochter und Hochleistungsschwimmerin Julie Ann betreibt sie seit April 2020 die Schwimmschule „Aquamarys Swim Academy“. Marion Bösel-Weßler hat eine Zeit in den USA gelebt, dort eine Lifeguard-Ausbildung gemacht und lehrt deshalb „nach amerikanischer Methode“, also „vom Babyschwimmer zum Goldfisch“, so heißt es.

32 Kurse hatte sie zuletzt wöchentlich gegeben. Baby- und Kinderschwimmen, Technikkurse für Erwachsene – die Bandbreite war groß. „Ich bin derzeit dabei, etwa 200 Rücküberweisungen zu tätigen, weil die Kurse schon bezahlt waren.“ Die 59-Jährige rechnet mit einem Einnahmeverlust von knapp 9000 Euro. Die Stadt hatte „mikrobiologische Auffälligkeiten festgestellt“. Vor einem Wiederbetrieb hätte die Firma die Filter durch eine Fachfirma instandsetzen lassen müssen.

Stahlfirma in Gerthe hatte Schwimmbad in Turnhalle für Mitarbeiter

Beim Stahlhandel BEB hatte man vor knapp zehn Jahren neben einer Turnhalle auch ein kleines Schwimmbad für die eigenen Mitarbeiter gebaut. An vier Standorten arbeiten insgesamt 55 Menschen bei der Stahlfirma, der sich auf das Richten und Schleifen spezialisiert hat.

So hat das Schwimmbad der Firma BEB in Bochum-Gerthe ausgesehen. Mittlerweile ist das Wasser abgelassen.
So hat das Schwimmbad der Firma BEB in Bochum-Gerthe ausgesehen. Mittlerweile ist das Wasser abgelassen. © Marion Bösel-Weßler

Da das Schwimmbad nur selten genutzt wurde, entschied man sich dafür, das Bad auch extern zu vermieten, um zumindest die Betriebskosten decken zu können, so heißt es auf Nachfrage von der Firma. „Das Bad in der Firma war perfekt. Wir hatten Parkplätze, waren alleine, es hatte genau die richtige Größe“, sagt Marion Bösel-Weßler.

Firma schließt das Bad – auch um Energiekosten zu sparen

„Wir hatten zuletzt relativ viele Kurse“, sagt ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Nachdem die Stadt den Betrieb des Bades wegen schlechter Wasserqualität verboten hatte, zog die Firma die Reißleine. „Wir haben das Wasser rausgelassen.“ Das spare bei den enorm gestiegenen Gaspreisen schlichtweg auch Energiekosten.

17 Schwimmbäder überwacht

Insgesamt 17 gewerblich genutzte Bäder unterliegen der Überwachung des Gesundheitsamtes. Dazu kommen noch die städtischen Frei- und Hallenbäder der Wasserwelten.

Bei ausschließlich privat genutzten Bädern findet keine Überwachung durch das Gesundheitsamt statt.

Für Diplomsportlehrerin Marion Bösel-Weßler bedeutet das eine Katastrophe. „Es ist ja nicht nur das Geld. Mir fehlt einfach das Wasser, mir fehlen die Kinder aus meinen Kursen.“ Sie ist nun auf der Suche nach alternativen Standorten. „Ich halte mich noch mit Einzelunterricht über Wasser, aber ich brauche dringend einen neuen Ort zum Unterrichten.“ Öffentliche Bäder kämen kaum infrage, sie seien meist zu voll und fürs Babyschwimmen etwa nicht warm genug.

Daher sucht sie nun dringend nach privaten Bädern – etwa in Firmen –, die sie für ihre Kurse nutzen kann. Aber besonders zuversichtlich gibt sie sich nicht. Ein neues Becken angesichts der vielen Bäderschließungen aufzutun, wäre wie ein Edelweiß an der Ruhr zu finden.