Bochum. Über 60-Jährige sind besonders gefährdet: Bochumer Ärzte warnen vor eine Zunahme der Gürtelrose. Bei den Impfungen gebe es viel Luft nach oben.

Immer mehr Menschen erkranken an Gürtelrose, warnen Ärzte in Bochum und rufen deshalb verstärkt zum Impfen auf. Gerade ältere Frauen und Männer sollten sich schützen. „Da gibt’s noch viel Luft nach oben“, sagt Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe.

„Erst kam der Schmerz: brennend und stechend. Dann die Diagnose: Gürtelrose.“ So wird derzeit in großflächigen Anzeigen für eine Impfung gegen die Viruserkrankung geworben. In Deutschland sind jährlich mehr als 300.000 Menschen betroffen.

Der Hautausschlag mit juckenden Bläschen und Pusteln ist äußerst schmerzhaft. Am häufigsten treten sie an Rumpf und Brustkorb auf. Aber sie kommen auch im Bereich des Kopfes vor. Die quälenden Nervenentzündungen können nach Abklingen des Ausschlags bleiben. Auch seelisch sind die Patienten durch „Herpes Zoster“ (so der medizinische Fachbegriff) vielfach schwer belastet.

Gürtelrose: 95 Prozent der über 60-Jährigen tragen das Virus in sich

Das Risiko für einen Ausbruch sei durch die Corona-Pandemie nochmals gestiegen, berichtet Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes (MedQN) Bochum mit 130 angeschlossenen Haus- und Fachärzten. Das hat zwei Gründe:

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– Wer – meist in der Kindheit – Windpocken hatte, kann auch eine Gürtelrose bekommen. „Die Windpocken gehen. Die Viren schlummern weiter in den Nervenzellen und können Jahre und Jahrzehnte später aktiviert werden“, so Tenholt. Die Gefahr sei im Alter besonders groß: „Mehr als 95 Prozent der über 60-Jährigen tragen das Virus in sich.“

Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Ärzteverbunds MedQN, ruft zum Impfen gegen die Gürtelrose auf.
Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Ärzteverbunds MedQN, ruft zum Impfen gegen die Gürtelrose auf. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

MedQN-Chef: Corona-Pandemie hat Risiko nochmals erhöht

– Hinzu komme: Durch Corona sei das Immunsystem vieler Menschen geschwächt. „Es ist nicht mehr mehr ausreichend trainiert“, verdeutlicht Tenholt. Das mache es dem Virus nochmals einfacher – bei Seniorinnen und Senioren über 60 ebenso wie bei all jenen, deren Abwehrkräfte ohnehin geschwächt sind, etwa in Folge chronischer Erkrankungen.

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Das Gesundheitsamt berichtet von aktuell 25 meldepflichtigen Gürtelrose-Erkrankungen in Bochum, 14 davon bei Patientinnen und Patienten über 60 Jahre. „Diese Zahl ist mit den Erkrankungen aus dem Jahr 2021 vergleichbar. Ein Anstieg ist demnach nicht zu erkennen“, so Sprecherin Nina Klein.

200 Impfungen pro Woche gegen Gürtelrose in Bochum

KV-Bezirksleiter und Hausarzt Eckhard Kampe widerspricht: „In den letzten zwei Jahren haben wir verhältnismäßig viele Gürtelrosen-Erkrankungen gesehen.“ Ob Corona dafür eine Ursache ist, sei medizinisch nicht belegt, aber naheliegend. Sicher sei: „Die Impfungen nehmen zu, allerdings auf einem deutlich zu niedrigen Niveau.“

200 Spritzen gegen Gürtelrose werden laut Kassenärztlicher Vereinigung wöchentlich in Bochum gesetzt. Deutlich zu wenig, konstatiert Kampe. Mit MedQN-Chef Tenholt ruft er „ausdrücklich“ zum Impfen bei den niedergelassenen Ärzten auf.

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Zwei Impfungen im Abstand von mindestens zwei Monaten

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung

– allen Menschen ab 60 Jahren,

– Patienten ab 50 Jahren, deren Abwehrsystem durch Krankheit oder Behandlung geschwächt ist,

– sowie Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Rheuma, Darm- und Lungenerkrankungen oder Asthma.

Die Impfung besteht aus zwei Dosen, die im Abstand von mindestens zwei und höchstens sechs Monaten verabreicht werden. Die Kosten übernehmen in aller Regel die Krankenkasse.

Ein Video mit Infos und Tipps rund um die Gürtelrose sehen Sie hier!