Bochum-Querenburg. Seit einem Jahr ist ein Kindertreff in Bochum geschlossen. Eine ganze Siedlung ist ohne Betreuung. Das sorgt für Probleme – vor Ort und anderswo.

Eine Lösung sollte her, möglichst schnell. Doch nun ist der Kinder- und Jugendtreff Initiative Bochum-Querenburg am Peter-Parler-Weg 7 schon seit einem Jahr geschlossen. Und wann er wieder öffnet, ist ungewiss. Die ganze Siedlung rund um die Gropius-Terrassen ist seither ohne Betreuung für den Nachwuchs. Das sorgt vor Ort natürlich für Probleme. Aber nicht nur dort.

Bochum: Kindertreff ein Jahr geschlossen – das bringt Probleme

Betrieben wurde die Initiative Querenburg durch den Verein Pro Steinkuhl, der an der Alten Markstraße noch eine zweite Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche betreibt. Hauptgrund, den Treff zu schließen, seien zeitliche Probleme gewesen. Der Aufwand, den Kindern und Jugendlichen eine anständige Betreuung zu bieten, sie immer größer geworden, hieß es damals. Gerade für einen Verein mit ehrenamtlichen Strukturen.

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Hausaufgabenhilfe, Spielangebote und Aktionen fallen rund um den Peter-Parler-Weg seither weg. Und auch die Betreuung vieler Eltern, die sich mit Fragen an „Ini“-Leiterin Francesca Lobina und ihr Team wenden konnten, gibt es nun nicht mehr. Das hinterlässt im Viertel durchaus ein Vakuum.

Der Gesichtsausdruck des Smileys ist passend: Seit einem Jahr ist der Kinder- und Jugendtreff in Bochum-Querenburg geschlossen. Das macht vor allem den Nachwuchs in der Nachbarschaft traurig.
Der Gesichtsausdruck des Smileys ist passend: Seit einem Jahr ist der Kinder- und Jugendtreff in Bochum-Querenburg geschlossen. Das macht vor allem den Nachwuchs in der Nachbarschaft traurig. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Aufgefangen würden die Leute vor Ort „relativ schlecht“, weiß Lobina. Und es fand eine Verlagerung statt. Der Treffpunkt an der Alten Markstraße platze jetzt natürlich aus allen Nähten, weil viele Kinder und Jugendliche, die sonst die „Ini“ in Querenburg besucht hatten, nun dorthin gehen. Auch das „JuMa“ an der Markstraße und das „HU-Town“ der Awo am Hustadtring seien nun voller.

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Bernd Laschitzki, Vorstandsmitglied von Pro Steinkuhl und bis Frühjahr noch Leiter des „JuMa“, spricht von „teilweise 40 Kindern“, die sich gleichzeitig im Treff an der Alten Markstraße tummeln. „Das bringt die Kollegen mehr als an den Rand ihrer Grenzen.“ Die Wohnung dort sei zu klein für den Andrang. „Wir sprechen von ungefähr 100 Quadratmetern“, so Laschitzki. „Da haben wir die Kapazitäten einfach nicht.“

Aktuell liefen Gespräche mit der VBW über eine Erweiterung der Räumlichkeiten. „Doch die ziehen sich hin“, sagt Laschitzki. Eine kurzfristige Lösung scheint dort nicht in Sicht.

Viele hungrige Kinder

Nicht nur die fehlende Betreuung ist offenbar ein großes Problem im Stadtteil. Bernd Laschitzki weiß, dass viele Kinder, die in die Initiative Querenburg kamen, nichts gegessen hatten. „das war ein großes Thema.“

Und offenbar noch immer. Laschitzki stellt nämlich fest, „dass die Kinder immer in Scharen kommen, sobald es etwas zu essen gibt“. Scheinbar also eine gesellschaftliche Angelegenheit.

Die Stadt weist darauf hin, dass in Querenburg „durch den Sozialen Dienst des Jugendamtes in Kooperation mit dem Ambulanten Jugendhilfezentrum Süd am Hustadtring 49 bedarfsgerechte Hilfen für Familien geleistet“ werden.

Und wohl ebenso wenig für die geschlossene Einrichtung am Peter-Parler-Weg. Aus dem Rathaus heißt es auf Nachfrage, man suche weiter einen Träger. „Das Vergabeverfahren läuft derzeit noch.“ Doch so etwas sei „aufwendig und daher grundsätzlich zeitintensiv“. Nach Abschluss des Vergabeverfahrens werde dann ein Vertrag mit einem neuen Träger zur Weiterführung des Jugendtreffs geschlossen.

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„Der Mietvertrag für die Räumlichkeiten wurde selbstverständlich erhalten, so dass diese auch zukünftig für entsprechende Angebote zur Verfügung stehen“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk weiter mit. „Die bisherige Zeit wurde darüber hinaus genutzt, um die Räumlichkeiten aufzuwerten und mit einem neuen Bodenbelag auszustatten.“

Umsonst wird die Renovierung wahrscheinlich nicht gewesen sein. Laut WAZ-Information soll es einige freie Träger geben, die an einer Weiterführung der Einrichtung interessiert sind. Ist also gut möglich, dass sich mittelfristig dann doch etwas tun wird. „Das wäre sehr wichtig für die Siedlung“, sagt Bernd Laschitzki. „Die Initiative war ein Anker für die Menschen vor Ort. Der fehlt sehr.“