Bochum-Querenburg. Der Kinder- und Jugendtreff in Bochum-Querenburg ist seit Jahreswechsel geschlossen. Damit bricht vor Ort die Betreuung weg. Die Hintergründe.
Das ist ein schwerer Schlag für die Kinder und Jugendlichen rund um die Gropius-Terrassen in Bochum-Querenburg: Der Treff der Initiative Querenburg ist seit dem Jahreswechsel geschlossen – dauerhaft. Damit fällt eine wichtige Anlaufstelle für den Nachwuchs im gesamten Wohnviertel weg. Nun wird nach einer Nachfolgelösung vor Ort gesucht.
Bochum: Verein schließt Kinder- und Jugendtreff – das sind die Gründe
Ein weißer Zettel mit einem weinenden Smiley darauf hängt am Eingang der Initiative Querenburg am Peter-Parler-Weg 7 und weist auf die Schließung der Einrichtung hin. Diese hatte bis zum Jahresende der Verein Pro Steinkuhl betrieben. Doch dort wurde nun die Reißleine gezogen. Aus mehreren Gründen.
Aus dem Vorstand wird auf Probleme im Umfeld hingewiesen. Es sei immer wieder zu Vandalismus gekommen, es habe aber auch „kulturelle Probleme“ gegeben. Gemeint ist damit, dass die jungen Mitarbeiterinnen der Initiative Querenburg von einigen männlichen Anwohnern des Viertels nicht akzeptiert wurden. Zudem sei der Zeitaufwand immer größer geworden. „Von daher ist schon im September entschieden worden, die Ini zu schließen“, sagt Alfred Guth, der Vorsitzende von Pro Steinkuhl.
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Bernd Laschitzki, ebenfalls ehrenamtliches Mitglied, sieht das Hauptproblem in der ehrenamtlichen Struktur des Vereins. „Probleme mit dem Umfeld gehören zu unserer Arbeit dazu. Es geht vor allem um den zeitlichen Aufwand. Den kann und will ich nicht mehr leisten.“
Laschitzki, der hauptberuflich den städtischen Kinder- und Jugendtreff „JuMa“ an der Markstraße in Steinkuhl leitet, ist in seiner Funktion bei Pro Steinkuhl nicht nur für die Initiative Querenburg, sondern auch für den Kinder- und Jugendtreff an der Alten Markstraße inhaltlich verantwortlich. Ehrenamtlich. „Bei beiden Einrichtungen zusammen reden wir da von zehn Mitarbeitern. Da hat man gut zu tun. Vor der Arbeit, danach – und oft habe ich meine Arbeitszeit auch unterbrochen, um mich um die beiden Initiativen zu kümmern.“
Kindertreff-Aus in Bochum: Ehrenamtliche fühlten sich überfordert
Das funktioniere nicht, „da werden Leute irgendwann überfordert“, sagt Bernd Laschitzki und meint neben sich selbst auch den Kassierer des Vereins. „Der wollte schon ganz hinschmeißen.“ Mit der Lösung, das Vereinsangebot zu reduzieren, können nun beide aber leben und weitermachen. „Für mich ist da in den ersten Tagen des neuen Jahres echt Ballast abgefallen“, gesteht Laschitzki.
Zwei Alternativen
Bis eine neuer Träger für die Initiative Querenburg gefunden ist, stehen den Kindern und Jugendlichen im Wohnviertel das „JuMa“ an der Markstraße 45 und die zweite Initiative des Vereins Pro Steinkuhl an der Alten Markstraße 47 zur Verfügung. Letztere ist zurzeit ebenfalls geschlossen – wegen Renovierung.Familien, die Unterstützung oder Beratung benötigen, finden laut Stadt vor Ort Ansprechpartnerinnen und –partner vom Sozialen Dienst des Jugendamtes am Standort Querenburger Höhe 294 (Uni-Center). Bei Bedarf werde von hier geeignete Hilfe und Unterstützung geleistet, beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Ambulanten Jugendhilfezentrum Süd am Hustadtring 49.
Allerdings weiß er um die Bedeutung der Entscheidung für das Wohnviertel. „Das ist für viele Kinder ein gravierender Einschnitt. Es muss weiter eine Beratung und Anlaufstelle vor Ort geben, der Bedarf ist groß“, sagt Bernd Laschitzki. „Vor allem die Schulkinder benötigen Unterstützung.“
Im Verein Pro Steinkuhl hofft man nun, dass die Stadt möglichst schnell einen neuen Träger für den Kinder- und Jugendtreff findet. „Aktuell werden die konzeptionellen Grundlagen überarbeitet, auf denen die Arbeit der Initiative basierte“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Den von Pro Steinkuhl und dem Jugendamt gemeinsam festgestellten, veränderten Bedarfslagen der Familien muss zukünftig mit einem passgenauen Leistungsangebot begegnet werden. Auf dieser Grundlage wird sodann ein neuer und geeigneter Träger für die Fortführung der Arbeit der Initiative ausgewählt.“ Erste Gespräche sollen in Kürze geführt werden.
Räume des Treffs stehen weiter zur Verfügung
Von Seiten des Jugendamtes sei dafür gesorgt, dass das Mietverhältnis für die Räume der Initiative bestehen bleibt, bis ein neuer Träger die Arbeit dort fortsetzen kann, heißt es weiter aus dem Rathaus.