Bochum-Querenburg. Die Kinder in Bochum-Querenburg haben keine Langeweile: Zwei Mitarbeiterinnen der Kindertreffs versorgen sie mit Bastel- und Spielideen – online.

Not macht erfinderisch. Das beweist gerade auch die aktuelle Corona-Krise. Auch Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner, die Leiterinnen der Nachbarschafts-Initiativen in Bochum-Querenburg und -Steinkuhl, sind kreativ geworden, als sie angesichts der geschlossenen Kindertreffs vor der Frage standen, wie sie die Kleinen in Zeiten der Kontaktvermeidung bespaßen sollen. Das Duo nutzt nun alle Kanäle der sozialen Medien – und sorgt damit im Internet für Furore.

Bochum: In Querenburg werden die Kinder jetzt digital betreut

Denn Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner erreichen mit ihren Videos nicht nur die rund 100 „eigenen“ Kinder, sondern ganz viele weitere im gesamte Bundesgebiet. Teilweise werden die Beiträge von bis zu 2500 Nutzern geklickt. Der „Daumen-hoch-Button“, ein sogenanntes Like, wurde in einem Fall sogar fast 20.000 Mal gedrückt. „Wahnsinn“, finden auch Lobina und Böttner, die mit dieser Resonanz „nie und nimmer gerechnet hätten“. Sie lachen: „Influenzer wollten wir eigentlich nicht werden.“

Auf dem Tablet zeigt Francesca Lobina die Videos, die sie mit ihrer Kollegin Ann Katrin Böttner bislang gedreht und im Internet verbreitet hat.
Auf dem Tablet zeigt Francesca Lobina die Videos, die sie mit ihrer Kollegin Ann Katrin Böttner bislang gedreht und im Internet verbreitet hat. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Den beiden neuen „Internet-Stars“ geht es in erster Linie darum, für ihre kleinen Stammgäste auch in Zeiten der Corona-Einschränkungen immer da zu sein. „Wir leisten hier ja vor allem präventive Arbeit und haben ein Auge auf die Familien. Die leben in teils sehr beengten Verhältnissen und haben oft auch kein Spielzeug für die Kinder“, sagt Francesca Lobina.

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Deshalb springen Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner ein. Sie überlegen sich Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder, stellen Bastel- und Spielsets zusammen und werfen sie den Kindern zweimal pro Woche in die Briefkästen. Die Anleitung gibt es digital dazu. „Die Kids erreichen wir in erster Linie über Tiktok, wir nutzen aber auch Instagram, Youtube, Facebook und natürlich unsere eigene Internetseite“, erklärt Ann Katrin Böttner.

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Im ersten Paket hatten Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner die Grundausstattung verteilt: Buntstifte, Schere, Klebestift und einen Hefter für ein Corona-Tagebuch. Dafür sollen die Kinder u.a. das Virus malen, ihre jeweilige Stimmung per Smiley ankreuzen und andere Fragen zur aktuellen Situation in ihren Familien beantworten und dann abheften. „Am Ende, nach Corona, kommen wir dann alle wieder zusammen und schauen gemeinsam in die Tagebücher“, blickt Ann Katrin Böttner schon mal voraus.

Lob vom OB

Die beiden Nachbarschafts-Initiativen Querenburg (Peter-Parler-Weg) und Steinkuhl (Alte Markstraße) gehören zum Trägerverein Pro Steinkuhl. Dieser unterstützt die Kindertreffs auch jetzt, damit Materialien beschafft werden können. Von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch kam ein Brief, in dem er die Arbeit in Corona-Zeiten ausdrücklich lobt.

Unterstützung erhalten Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner auch aus dem Stadtteil. „Eine Frau verwahrt für uns die Kinderseiten aus der WAZ, damit wir sie weiterreichen können“, sagt Francesca Lobina. „Und von einer anderen Person wurden uns 40 Spiele geschenkt. Toll.“

Kontakt: Tel. 0234/ 970 40 11, initiative.querenburg@gmail.com, www.pro-steinkuhl.de und #dieinikidsbleibenzuhause .

Immer wieder werden die beiden von Kindern angeschrieben, die Fragen haben oder einfach nur ein dickes Lob loswerden wollen. Gerade auch aus anderen Teilen Deutschlands. „Kinder aus Berlin, München und anderswo wünschen sich, dass wir auch sie mit Material beliefern“, sagt Francesca Lobina. „Aber das geht natürlich nicht. Bastel- und Spielpakete erhalten nur ,unsere’ Kids, Mitmachen kann aber jeder.

Eine Corona-Tagebuch-Seite und die Bastelanleitung liegen jedem Bastel- und Spielepaket bei, das die Kinderbetreuerinnen in die Briefkästen werfen.
Eine Corona-Tagebuch-Seite und die Bastelanleitung liegen jedem Bastel- und Spielepaket bei, das die Kinderbetreuerinnen in die Briefkästen werfen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Deshalb werden die Spiel- und Basteltipps auch möglichst einfach gehalten. In dieser Woche werden Kronen aus Pappe gebastelt und nach Lust und Laune verziert. Als Nächstes verschicken Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner Sets, aus denen schicke Armbänder gemacht werden können.

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An Ideen mangelt es den beiden nicht, eher am Material. „Wir haben einen großen Verbrauch an Druckerpatronen und Papier“, beschreibt Francesca Lobina die Situation. „Aktuell haben wir jetzt Wasserfarbe und Pinsel bestellt. Man weiß ja nicht, wie lange wir unsere beiden Treffs noch geschlossen halten müssen.“

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Auch viele Eltern machen begeistert mit, haben Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner festgestellt. Was die beiden sehr freut, denn sonst habe man eher wenig Kontakt zu Eltern. „Manche fragen sogar, ob sie von uns auch Päckchen bekommen können.“ Lobina und Böttner wollen die Kontakte auch nach Corona pflegen, vermutlich mit einem Bastelnachmittag für die Erwachsenen. Liegt ja nahe.

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Dass die beiden Treffs im Zuge der aktuell so gut funktionierenden digitalen Kinder- und Jugendarbeit in Zukunft verwaist bleiben, glauben Francesca Lobina und Ann Katrin Böttner nicht. „Da machen wir uns keine Sorgen, die kommen schon alle wieder.“ Denn in der großen Gemeinschaft ist Basteln und Spielen noch immer am schönsten. „Auch das hören wir von den Kindern immer wieder“, freut sich Francesca Lobina.

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