Bochum-Werne. 20 Jahre lang hat der Caritaskreis Bedürftigen in Bochum geholfen. Doch die Zahl der Helfer ging zurück, jetzt ist Schluss. Das hat Folgen.
Bedürftige in Bochum haben eine Anlaufstelle weniger. Vor allem die, die im Stadtteil Werne wohnen. Der dortige Caritaskreis löst sich gerade auf. Die Zahl der Ehrenamtlichen ist in letzter Zeit derart zurückgegangen, dass nun Schluss ist. Das bleibt vor Ort nicht ohne Folgen.
Bochum: Helferkreis gibt auf – Bedürftige in Not
Barbara Mönninghoff, Christel Löschner und Marlen Wolf stehen im Keller des Gemeindebüros von Herz Jesu und sortieren gebrauchte Schuhe, die gespendet wurden. Jedes Paar wird verschnürt und sorgsam in Kisten verstaut. Im Zimmer nebenan stapeln sich die Kartons, auch zahlreiche Säcke mit Altkleidern liegen dort.
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„Wir wollen hier alles sauber und aufgeräumt übergeben“, sagen die drei Ehrenamtlichen. Das, was aus der Kleiderkammer noch übrig geblieben ist, wird weitergegeben. „Das sind wirklich gute Sachen“, sagt Christel Löschner. „Zu schade, um sie wegzuwerfen.“ 65 Kleidersäcke seien deshalb schon nach Bethel gegangen. Weitere 16 liegen noch bereit. Die Schuhe sind für Donezk gedacht. „Eine Fuhre ist auch schon angekommen“, erzählt Barbara Mönninghoff.
Caritas-Helfer fingen vor 20 Jahren sehr unbedarft an
Spielsachen und Kinderkleidung sind für die Kleiderkammer von Liebfrauen und Bodo in Altenbochum gedacht. Diese dient auch künftig als Anlaufstelle für Kleiderspenden und -ausgaben. „Hier bei uns in Werne haben wir dieses Angebot seit Sommer schon aufgegeben“, berichtet Franz Löschner, der den Caritaskreis von Beginn an leitet.
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Vor 20 Jahre habe man angefangen. „Damals wussten wir allerdings nicht so richtig, wo die Glocken hängen“, gesteht Löschner. Was er meint: „Wir wollten helfen, hatten aber zunächst kein Konzept.“ Das habe sich im Laufe der Jahre dann entwickelt.“ Anfangs habe es einmal im Monat eine Sprechstunde gegeben, später kam die Kleiderkammer hinzu. Und die Tafelausgabe. „In Spitzenzeiten waren wir mehr als 20 Ehrenamtliche“, sagt Löschner.
„Was damals als Kleiderspende kam, wurde direkt weitergegeben“, erinnert sich Barbara Mönninghoff. Später sei man dann professioneller vorgegangen, habe alles sortiert. Dafür stand irgendwann auch der große Keller des Gemeindebüros zur Verfügung. Mit Beginn der Flüchtlingswelle bot der Caritaskreis in Herz Jesu auch ein Begegnungscafé an. Das habe sehr zur Integration und Völkerverständigung beigetragen.
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Doch dann gab die Tafel ihre Ausgabestelle in Werne auf. Und die Corona-Pandemie begann. „Das alles hat uns ausgebremst“, sagt Marlen Wolf, die kurz zuvor zum Caritaskreis gestoßen war. Hinzu kam, dass immer mehr der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ausschieden. „Einige fühlten sich zu alt, einige sind verzogen und einige auch verstorben“, bringt es Franz Löschner auf den Punkt.
Ehrenamts-Dilemma: kaum noch freiwillige Helfer zu finden
Neue Mitstreiter waren nicht zu finden. „Es gibt kaum noch Leute, die sich langfristig engagieren wollen“, sagt Barbara Mönninghoff. „Bei so einer Aufgabe muss man aber am Ball bleiben.“ Jeden Dienstagvormittag sei man über all die Jahre zusammengekommen. Während der Flüchtlingswelle sogar fast täglich: Möbel schleppen, Betten aufbauen, Behördengänge erledigen – da sei einiges zusammengekommen.
Die neuen Anlaufstellen
Ein paar Mal werden sich die vier verbliebenen Mitglieder des Caritaskreises Werne noch treffen, um das Lager auszuräumen. Das Klingelschild am Gemeindebüro ist aber schon abmontiert.
Wer Hilfe benötigt, kann sich künftig beim Caritaskreis in Langendreer melden. Der Bauwagen vor der St.-Marien-Kirche, Alte Bahnhofstraße 182, ist mittwochs zwischen 17.30 und 18.30 Uhr geöffnet. Kontakt: Tel. 01573 439 08 40 oder Tel. 0176 36 93 10 24.
Die nächste Kleiderkammer ist an der Liebfrauenstraße 8-10 (Hofeinfahrt am Glockenhof) in Altenbochum zu finden. Öffnungszeiten: montags, 10 bis 13 Uhr, donnerstags, 18 bis 19.30 Uhr und samstags, 10 bis 12 Uhr.
Neben der materiellen Hilfe kam zur Bekämpfung der Armut in Werne auch finanziell einiges rum. 114.000 Euro habe man durch die Caritasarbeit gesammelt und investiert, berichtet Diakon Christoph Göbel. Und das seit 2010. „Eine tolle Zahl, die mich auch ein bisschen stolz macht.“
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Umso trauriger, dass diese Arbeit nun zu einem Teil wegbricht. Hilfe würden Bedürftige aus Werne auch weiterhin erfahren, sagt Franz Löschner. Sie müssen dafür allerdings weitere Wege zurücklegen. Die nächste Kleiderkammer ist in Altenbochum, eine Sprechstunde bietet die Caritas im Bauwagen vor der St.-Marien-Kirche in Langendreer an. „Das wird für die Menschen schon schwieriger“, sagt Barbara Mönninghoff. Niederschwelligkeit sei nur mit kurzen Wegen erreichbar.
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Für die Zukunft wünscht sich Mönninghoff ein Umdenken in der Kirche. Es sei durch den Sparkurs, den die Pfarreien fahren müssten, ja vieles im Umbruch. „da müssen sich auch die verbliebenen Caritaskreise neu zusammenfinden und schauen, wo der Bedarf am größten es ist. Was hilft eine Kleiderkammer in Stiepel, wenn die Not in Werne am größten ist – nur um ein Beispiel zu nennen.“