Bochum-Ost. Die Stadt Bochum überprüft die Situation an allen Grundschulen und sieht im Osten keinen akuten Handlungsbedarf. Das sehen SPD und Grüne anders.

Immer mehr Familien ziehen nach Bochum, u.a. angelockt durch neuen, attraktiven Wohnraum. Das sorgt zugleich aber auch für deutlich steigende Schülerzahlen. Eine Entwicklung, die man vor Jahren im Rathaus nicht hat kommen sehen – und zahlreiche Grundschulen schloss. An wie vielen Standorten dadurch Probleme entstanden sind, soll ein Schulentwicklungsplan für Grundschulen offenlegen, an dem die Stadtverwaltung gerade bastelt. Der aktuelle Stand wurde gerade den Bezirksvertretungen vorgestellt. Im Bochumer Osten besteht demnach in den meisten Fällen kein akuter Handlungsbedarf. Eine Einschätzung, die von SPD und Grünen allerdings nicht geteilt wird.

Alles okay an Grundschulen? Rot-Grün im Bochumer Osten widerspricht

Im Rathaus hat man sich mit jeder Grundschule beschäftigt und jeweils einen Steckbrief entwickelt. Die Dringlichkeit, vor Ort etwas tun zu müssen, wird über ein Ampelsystem signalisiert. „Rot“ haben laut Stadt vor allem Schulen in den Bezirken Wattenscheid und Mitte. Mit diesen „roten Schulen“ habe man schon direkte Maßnahmen besprochen, heißt es aus dem Rathaus. Erste Dinge werden demnach auch bereits umgesetzt.

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„Gelb“ und „Grün“ heiße aber nicht, dass nichts gemacht werden müsse – nur halt später erst. So sieht die Situation laut Schulentwicklungsplan auch im Bochumer Osten aus: kein akuter Handlungsbedarf. Das wird von der Koalition in der Bezirksvertretung allerdings komplett anders gesehen.

SPD und Grüne: Raumnot auch m Bochumer Osten groß

Generell wird der Schulentwicklungsplan für Grundschulen auch in diesem Gremium begrüßt. „Angesichts der jetzt schon in vielen Schulen bestehenden Raumnot erscheint uns die Einstufung der Grundschulen des Bochumer Ostens als mehrheitlich ,ohne Handlungsbedarf’ aber als nicht nachvollziehbar“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von SPD und Grünen.

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Aufgrund des geplanten Wohnungsneubaus im Bochumer Osten und absehbarem Zuzug von Familien aus Kriegs- und Krisengebieten sei in den nächsten Jahren eher mit steigenden als mit sinkenden Schülerzahlen zu rechnen, von denen die Stadt ab dem Schuljahr 25/26 ausgeht. „In fast allen Schulen fehlen jetzt schon angemessene Räume, z.B. für weitere Klassenräume und/oder Differenzierungsangebote“, kritisieren die Fraktionssprecher Beate Scheffler (SPD) und Detlef Kühlborn (Grüne). Die Schulen benötigten neben Klassenräumen auch Räume für Inklusion, Differenzierung und z.B. Sprachförderung in kleinen Gruppen, für persönliche Beratung, Elterngespräche, Jeki etc..

Die Amtmann-Kreyenfeld-Schule in Bochum-Werne habe jetzt schon deutlich mehr Raumbedarf, sagen SPD und Grüne im Bochumer Osten. Da müsse bei steigenden Schülerzahlen schnell gehandelt werden.
Die Amtmann-Kreyenfeld-Schule in Bochum-Werne habe jetzt schon deutlich mehr Raumbedarf, sagen SPD und Grüne im Bochumer Osten. Da müsse bei steigenden Schülerzahlen schnell gehandelt werden. © Stadt Bochum

Rot-Grün benennt auch konkrete Beispiele: In der Amtmann-Kreyenfeld-Schule etwa gebe es eine erhebliche Raumnot, die u.a. dazu führe, dass es noch nicht einmal ein eigenes Dienstzimmer für die Schulleiterin gebe. „Unter dem Dach existieren für einen Verwaltungsbereich geeignete freie Räume, für die eine Brandschutztreppe angebaut werden müsste.“ Wenn die Brandschutzsanierung der Schule nicht zeitnah erfolgen könne, soll nach Ansicht der Parteien die Errichtung einer Außentreppe zeitlich vorgezogen werden.

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Besonderer Raumbedarf entstehe auch durch die neue Aufgabe der Schule als Familiengrundschulzentrum. „Dieser Raumbedarf kann nicht in der Schule gedeckt werden“, stellen Scheffler und Kühlborn fest. Daher werde zurzeit geprüft, ob ein Teil davon im Erich-Brühmann-Haus gedeckt werden kann, wobei völlig unklar sei, wie lange das Haus von der Kirchengemeinde noch gehalten werden kann oder gegebenenfalls sogar abgerissen wird.

Auftrag an die Verwaltung

Die Schulentwicklungsplanung für Grundschulen der Stadtverwaltung wurde von der Bezirksvertretung trotz aller Kritik einstimmig. Es wird per Beschluss aber erwartet, dass die in der rot-grünen Stellungnahme aufgeführten Bedarfe für Schulen des Bochumer Ostens „grundsätzlich anerkannt, von der Verwaltung auf konkrete Umsetzungsmöglichkeiten überprüft und in Form von Einzelbeschlüssen realisiert werden“.

Eine endgültige Entscheidung über den Entwicklungsplan trifft am 15. Dezember der Rat. Aktuell werden sie noch in diversen Ausschüssen beraten.

Auch woanders gibt es laut SPD und Grünen Probleme: „Ein erstes Schuljahr der Bunten Schule muss wegen fehlender Klassenräume täglich mit dem Bus zum Teilstandort an der Hörder Straße gefahren werden.“ Und auch in der Schule am Volkspark seien die Kapazitäten zur Unterbringung eines kompletten Klassenverbandes jetzt schon erschöpft, obwohl ja mit wachsenden Schülerzahlen zu rechnen sei.

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Begrüßt wird, dass im Schulentwicklungsplan auch die Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) berücksichtigt wird. Allerdings: „Wo jetzt schon Raumnot in der OGS besteht, wird die Situation bei Umsetzung des Rechtsanspruches für Kinder und Schulen unzumutbar werden“, fürchten SPD und Grüne. Ihnen erscheint das Ziel einer 80-prozentigen Versorgung an OGS-Plätzen an manchen Standorten als zu niedrig.

Vorschläge für mehr OGS-Räume im Bochumer Osten

Da der Bedarf an Ganztagsplätzen für die Kinder jetzt schon nicht gedeckt werde, schlägt Rot-Grün einige Maßnahmen vor: Neue Räume für die OGS in der Schule am Volkspark, eine Verlegung der an die Amtmann-Kreyenfeld-Schule angeschlossene Awo-Kita, um die Räume für die OGS nutzen zu können, das Nutzen des Lehrschwimmbeckens samt Nebenräumen in der Grundschule für die OGS.

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Klassenräume bleiben für SPD und Grüne für den Offenen Ganztag tabu. „Sie sind kein Ersatz für Räume, in denen Kinder essen und spielen können“, finden Beate Scheffler und Detlef Kühlborn. „Auch Kinder haben einen Anspruch auf Trennung von Arbeit (Unterricht) und Freizeit (OGS).“