Bochum. Im Oktober hat der Ruhrpark in Bochum einen neuen Chef bekommen. Lars Horn (34) aus Herne muss gleich mit mehreren Problemen kämpfen.
Die Energiekrise, eine drohende Karstadt-Pleite und die Inflation: Es sind wahrhaft keine rosigen Zeiten, in denen Lars Horn (34) aus Herne neuer Chef des Ruhrparks wird. WAZ-Redakteurin Karoline Poll hat mit ihm gesprochen.
Es rumort im Umfeld von Karstadt. Die Zeichen mehren sich, dass sich die Warenhauskette erneut in ein Schutzschirmverfahren flüchten möchte, um eine Insolvenz abzuwenden. Karstadt hat im Ruhrpark mehrere tausend Quadratmeter gemietet. Macht es Ihnen die aktuelle Situation um ihren größten Mieter Sorge?
Die Situation um Karstadt ist bekannt. Wir können sagen, dass unser Standort hier im Ruhrpark landesweit einer der stärksten und attraktivsten ist und gut für die Zukunft gerüstet ist. Wir beobachten die Situation natürlich dennoch ganz genau.
Sie sind gerade erst seit Oktober neuer Chef des Ruhrparks und müssen auch ohne Sorge um Karstadt mit vielen Krisen zurechtkommen. Was haben Sie in den kommenden Monaten vor?
Ich werde mich weiter in die vielfältigen Themen einarbeiten und möchte das Geleistete und die tollen Projekte meiner Kollegen, die hier meine Vorgänger waren, fortführen. Wir möchten künftig weiter auf die Kundenbedürfnisse eingehen und die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern noch prägnanter ausbauen. Das Ziel von mir und meinem Team ist es, den Ruhrpark weiterzuentwickeln und die Attraktivität als Einkaufs- und Erlebnisdestination nochmals zu steigern.
Was sind denn die Bedürfnisse?
Der Ruhrpark ist ja viel mehr, als ein Ort, an dem man nur einkaufen kann. Im Ruhr Park können wir die Bedürfnisse der Kunden bündeln, Erlebnisse und Events kreieren, Freizeitangebote schaffen und bieten Services wie zum Beispiel WLAN oder E-Ladestationen an. Bei uns steht nicht ausschließlich das bloße Einkaufen im Vordergrund, sondern das Shopping als Erlebnis, der Besuch als Freizeitbeschäftigung.
Sehen Sie sich denn als Konkurrenz zu den Innenstädten?
Nein. Wir sehen uns weniger als Konkurrenz, sondern vielmehr als Ergänzung. Wir möchten gemeinsam die Attraktivität der Stadt steigern.
Das sieht man in den Städten anders...
Der Wirtschaftsstandort Bochum funktioniert am besten, wenn alle zusammenarbeiten. Das ist auch unser Bestreben. Wir wollen uns nicht als Konkurrent verstanden wissen, sondern als Ergänzung zur Innenstadt, als Partner. Einige Angebote, die in der Innenstadt vorhanden sind, finden die Besucher bei uns nicht, wiederum andere gibt es nur im Ruhr Park, so wie zum Beispiel der dänische Einzelhändler Søstrene Grene oder ganz neu Kikis Kitchen.
Als der Küchen-Laden und das Café von Influencerin Kiki Aweimer Ende August eröffnete, standen die Fans Schlange. Ist das ein neuer Weg, den der Ruhrpark einschlägt? Setzen Sie lieber auf den kurzfristigen Hype von Social-Media-Stars?
Die Eröffnung des Shops und Cafés von Kiki Aweimer war ein voller Erfolg. Wir möchten in Zukunft auf einen Mix setzen. Influencer-Pop-Ups sind neue, starke Konzepte, die den Store-Mix ergänzen und kurzfristig für Abwechslung sorgen können, ohne aber den klassischen Retail zu verdrängen. Es ist wichtig mit der Zeit zu gehen und die Kunden auch mal mit einem attraktiven, neuen Konzept zu überraschen.
Haben Sie da andere Marken im Blick?
Wir sind hier fortlaufend in Gesprächen mit spannenden Personen und Marken. Aber wir werden in der nächsten Zeit schauen, welche Konzepte und welche Influencer den passenden Ansatz für den Ruhr Park haben.
Vor einer Zeit hieß es, dass der Ruhrpark im Frühjahr 2023 eine Art „Riesen-Escape-Room“ bekommen wird. Wie sieht es denn beim „Boda Borg“ derzeit aus?
Die Planungen für Boda Borg schreiten weiter voran. Wir sind aktuell noch in Gesprächen und können in den nächsten Monaten bestimmt mehr verraten.
Auch der Ukraine-Krieg und seine Folgen, etwa den Appell zum Energiesparen, trifft den Ruhrpark.
Ja, die Energiekrise betrifft uns alle. Wir haben bereits die Beleuchtung von Parkplätzen und Parkhäusern sowie die generelle Centerbeleuchtung reduziert. Früher leuchteten die Lampen bis etwa 23 Uhr, jetzt je nach Bereich bis 21 oder 21.30 Uhr. Auf die Ambiente-Beleuchtung verzichten wir derzeit komplett. 90 Prozent der Werbeanlagen sind ausgeschaltet. Außerdem haben wir die Einstellung der Heizungen nach Rücksprache mit den Mietern angepasst.
Und was ist mit der Weihnachtsbeleuchtung?
Wir werden bei der Weihnachtsbeleuchtung auf einige größere Leuchtelemente verzichten und vermehrt mit Zeitschaltung arbeiten. Ich glaube dennoch daran, dass es in diesen Monaten eine Sehnsucht nach Lichtern, nach einer gewissen Atmosphäre gibt, daher werden wir nicht komplett auf die Beleuchtung verzichten.
Neben den hohen Energiekosten macht auch die Inflation vielen Menschen Probleme. Merken Sie, dass die Kaufkraft abhandenkommt?
Man kann nicht sagen, dass von den Kunden jede Branche gleich behandelt wird. Der Blick auf Angebote ist auf jeden Fall gestiegen. Wir merken zum Beispiel auch in der Gastronomie, dass sich eine Familie lieber eine große Portion teilt, anstatt jedem eine kleine Portion zu kaufen.