Bochum. Der Handel ächzt unter hohen Energiekosten. Erste Läden schließen früher. Der Ruhrpark in Bochum stellt den „langen Freitag“ ein.

Niedrigere Temperaturen in Läden, Abschalten der Leuchtreklame in der Nacht, Umstellung auf LED-Beleuchtung. Der Einzelhandel reagiert mit verschiedenen Maßnahmen auf die steigenden Energiekosten. Auch verkürzte Öffnungszeiten sind im Gespräch, die Möbelhaus-Kette Poco hat sie bereits für zwei Drittel ihrer 126 Häuser in Deutschland umgesetzt. Andere große Häuser sprechen sich für kürzere Ladenzeiten aus. Der Einzelhandel in Bochum hat dazu eine klare Position.

City-Läden, Ruhrpark und Hannibal-Center Bochum halten an Öffnungszeiten fest

Er hält flächendeckend und branchenübergreifend vorerst an den bisherigen Öffnungszeiten fest. „Wir wollen den Kunden den gleichen Service bieten wie bisher“, sagt Stefan Lenk, Inhaber von neun Rewe-Supermärkten in Bochum und Umgebung. Diese haben weiterhin von Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr geöffnet. Auch im Ruhrpark, im Hannibal-Center und in der Bochumer Innenstadt sind vorerst keine Veränderungen geplant. Die Eigentümer von Immobilien und Inhaber von Geschäften unternehmen vielmehr andere Anstrengungen, um der Energiekrise zu begegnen. Mehr als zehn Prozent Energie will der Ruhrpark allein in diesem Jahr durch verschiedene Maßnahmen sparen, wie es heißt.

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Ruhrpark verzichtet auf den „langen Freitag“

„Wir sind Verfechter von einheitlichen Öffnungszeiten“, sagt Christina Jordan von der Initiative Bochumer Ciy (IBO). Montags bis freitags sind die Läden in der Innenstadt von 10 bis 19.30 Uhr, samstags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Unterschiedlich sind die Ladenöffnungszeiten im Hannibal-Center. Sie liegen zwischen 8 und 22 Uhr. Im Ruhrpark öffnen die Läden von Montag bis Samstag von 10 bis 20 Uhr. „Kurzfristig sind keine Änderungen geplant“, so eine Sprecherin des Einkaufscenters. Aktionen wie der „lange Freitag“ (Shoppen bis 21.30 Uhr) werden aufgrund der aktuellen Lage vorerst aber nicht wieder eingeführt. Sparen werden das Center auch bei der Weihnachtsbeleuchtung und Dekoration.

Die Liste der Maßnahmen in Deutschlands größtem Open-Air-Shoppingcenter reichen ansonsten von der reduzierten Parkhausbeleuchtung über die verkürzte Laufzeit von Außen- und Werbebeleuchtung bis zu einer geringeren Ladentemperatur. Auch die Mieter seien aufgefordert, „eigene Anstrengungen zur Einsparung auf ihren Mietflächen zu unternehmen“, heißt es.

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PV-Anlage hilft Hannibal-Center beim Energiesparen

Auch im Hannibal-Center wird gespart. „Wir haben die Vorlauftemperatur der Heizanlage für die Geschäfte verringert“, sagt Geschäftsführer Christian Uhle. Gar kein Gas für die Heizung werde mehr im Verwaltungsgebäude mit seinen 1000 Quadratmetern Bürofläche benötigt. Gekühlt und erwärmt werden die Räume ausschließlich über die Klimaanlage, deren Energiebedarf aus der großen Photovoltaikanlage (PV-Anlage) gespeist wird, die auf den Dächern des Centers installiert ist. Es heiße, bundesweit könnten in Gewerbegebäuden zwei Prozent Energie eingespart werden, so Uhle. „Ich glaube, wir schaffen mehr.“

Supermärkte haben hohe Stromkosten

Auch Stefan Lenk verweist auf die zahlreichen Maßnahmen und Investitionen in seinen Läden. Dazu gehört die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Und: „In Läden mit moderner Kühltechnik müssen wir nicht mehr mit Gas heizen. Das passiert dann ausschließlich über die Abwärme der Kühlanlagen.“ 30 Prozent weniger Strom verbrauchen die modernen Anlagen, die bereits in einigen Filialen eingebaut sind. Dennoch rechne er mit weiter steigenden Stromkosten im nächsten Jahr – trotz des sinkenden Verbrauchs. Ohnehin sei Strom in Supermärkten im Vergleich zur Heizenergie der größere Kostenfaktor. Unverändert bleiben die Temperaturen in den Märkten. Sie liegen bei 19 Grad Celsius und im Kassenbereich bei 21 Grad Celsius.

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Poco Bochum kürzt die Öffnungszeiten nicht

Die Möbelkette Poco kündigt derweil an, die Temperatur in ihren Märkten auf 20 Grad zu senken. Außen gehen die Lichter nun früher aus: Die Außenbeleuchtung erlischt nicht wie bisher um 22 oder 23 Uhr, sondern bereits eine halbe Stunde nach Ladenschluss. Zwei Drittel der Poco-Märkte schließen nun um 19 Uhr, samstags um 18 Uhr. „Die Öffnungszeiten wurden bei den Märkten gekürzt, bei denen wir dadurch keine starken Umsatzeinbußen befürchten müssen“, sagt Volker Matzke, Vertriebsgeschäftsführer Süd der Möbelkette. In Bochum-Hofstede, dem Markt mit der größten Verkaufsfläche unter allen Poco-Filialen, bleibt es allerdings bei den üblichen Zeiten, 10 bis 19.30 Uhr an sechs Tagen in der Woche.