Bochum. Die Bochumer Lehrerin wird für ihren ersten Roman „Nordstadt“ mit dem Literaturpreis Ruhr geehrt. Ihre warme Liebesgeschichte berührt die Leser.

Was für ein Debüt! Direkt mit ihrem ersten Roman „Nordstadt“ sorgt die Bochumer Autorin Annika Büsing für Furore in der Literaturszene. Das Presseecho ist groß, die Kritikerstimmen überschlagen sich. Vor wenigen Wochen erhielt sie völlig verdient den Literaturpreis Ruhr. Am 10. November kann sie sich in München einige Hoffnungen bei der Vergabe des Bayerischen Buchpreises machen. „Das sind schon aufregende Zeiten“, sagt die Autorin, die mit diesem Erfolg selbst nicht gerechnet hätte.

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Autorin aus Bochum überzeugt mit ihrem Romandebüt

Bemerkenswert ist dies vor allem, da Annika Büsing die Schriftstellerei eher als liebgewonnenes Hobby betreibt und nie ernsthaft versucht hat, davon hauptberuflich zu leben. Die Mutter zweier Söhne (10 und 13 Jahre) ist gut ausgelastet, arbeitet als Lehrerin für Deutsch und Religion am Hildegardis-Gymnasium. „Dabei begleitet mich das Schreiben schon mein ganzes Leben“, erzählt sie.

Zweiter Roman erscheint im Februar

Vom großen Erfolg des Debüts angespornt, hat Annika Büsing ihren zweiten Roman bereits fertiggestellt. Erscheinen soll er im Februar. Den Titel und den Inhalt mag die Autorin noch nicht verraten, nur dies: „Er wird deutlich anders werden als mein Erstling, aber ich werde jetzt garantiert keinen Krimi schreiben.“

Eine Lesung führt sie am Donnerstag, 17. November, um 20 Uhr in die Ruhrwerkstatt nach Oberhausen (Akazienstraße 103, Eintritt: acht Euro).

Die meisten Texte verfasste sie allerdings eher für sich selbst und für die Menschen in ihrer nächsten Nähe, statt sie der breiten Öffentlichkeit zu zeigen. „Ich habe nie verstanden, warum von einem Autor immer erwartet wird, dass er sofort alles veröffentlichen soll“, sagt sie. „Wer ein Instrument lernt und anfängt, Klavier zu spielen, tritt auch nicht gleich im Konzertsaal auf.“

Renommierter Steidl-Verlag angelte sich die Bochumerin

Bei ihrer letzten Geschichte hatte sie allerdings direkt ein bestechend gutes Gefühl: „Ich habe sofort gemerkt, das könnte etwas sein. Ich weiß nicht warum.“ Auf gut Glück steckte sie die Manuskripte in Umschläge und schickte sie an diverse renommierte Verlage, was sie vorher noch nie getan hatte. „Man rechnet natürlich nur mit Absagen, doch plötzlich meldete sich einer. Ich konnte es kaum glauben.“

Beim Steidl-Verlag in Göttingen, bei dem schon Günter Grass seine Bücher verlegte, konnte Annika Büsing ihren Erstling an den Start bringen. „Nordstadt“ ist ein eher schmales Büchlein. Auf rund 120 Seiten erzählt sie darin eine wunderbar berührende Liebesgeschichte zwischen der jungen Nene, die als Bademeisterin in einem Schwimmbad arbeitet, und dem an Kinderlähmung erkrankten Boris. Mit wieviel Wärme und Sympathie die Autorin ihr ungewöhnliches Pärchen und auch die schwierige Beziehung zu Nenes Halbschwester Alma beschreibt: Das hat man lange nicht gelesen.

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Direkt der erste Satz lässt aufhorchen

Dabei geht Büsing durchaus selbstbewusst zu Werke. Direkt der erste Satz lässt aufhorchen: „Ich liebe dich“, heißt er. Manch andere Autoren würden um solch einen Einstieg einen weiten Bogen machen. „Bei meinen ersten Lesungen habe ich deswegen mit dem zweiten Kapitel begonnen, um genau diesen schweren Satz zu vermeiden“, sagt sie. „Aber mittlerweile gehe ich da recht locker mit um.“

„Nordstadt
„Nordstadt" heißt das Romandebüt der Bochumer Autorin Annika Büsing. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Trotz vielfältiger anderer Verpflichtungen ist Annika Büsing eine Autorin mit Leib und Seele, die dauernd damit beschäftigt ist, neue Figuren und Geschichten zu erfinden. „Schreiben ist ein total schöner Prozess, der mir eine große Freiheit gibt“, sagt sie. „Und es begleitet mich überall hin. Wenn ich im Supermarkt in der Schlange stehe, beobachte ich oft die Leute und frage mich: Wo kommt der eine wohl her? Was macht er gerade? Ist er wohl glücklich?“

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Die Geschichte könnte in vielen Städten spielen

Dabei zeichnet „Nordstadt“ aber nicht nur eine genaue Zeichnung der Figuren aus. Büsing beschreibt auch sehr genau das Leben im ärmeren Norden der Stadt im Vergleich zum privilegierten Süden. Sie lässt bewusst offen, in welcher Stadt genau ihr Roman spielt. „Eine Nordstadt gibt es ganz häufig. Das könnte im Ruhrgebiet genauso gut sein wie in Berlin.“

Annika Büsing: Nordstadt. Steidl-Verlag, 128 Seiten, gebunden, 20 Euro.