Witten. Annika Büsings Debüt-Roman „Nordstadt“ zieht weiter Erfolgkreise: Nun wurde ihr dafür bei einer Gala in Witten der Literaturpreis Ruhr verliehen.

Welch ein Debüt! Annika Büsing hat mit ihrem viel gelobten, schlanken Liebes-, Unglücks- und Selbstbehauptungsroman „Nordstadt“ nun auch den Literaturpreis Ruhr gewonnen: Am Donnerstagabend erhielt sie die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung bei einer Gala in der Werkstadt Witten.

Das Buch von Annika Büsing, die als Arbeiterkind im Revier zur Welt kam, eine Verlagsausbildung absolvierte und heute am Bochumer Hildegardis-Gymnasium Deutsch und Religion unterrichtet, hat sich damit unter 54 Nominierungen gegen Romane bekannter Literaturgrößen wie Jan Weiler („Der Markisenmann“) und Hilmar Klute („Die schweigsamen Affen der Dinge“) durchgesetzt. Vielleicht auch deshalb, weil es nicht nur mit seinen beiden armutsgeprägten Zentralfiguren, sondern auch mit seinem trockenen, prägnanten, lakonisch-witzigen Stil das Revier verkörpert, ohne in Ruhrseligkeit zu verfallen. „Bei Büsing“, lobt die Jury die Geschichte der Bademeisterin Nene und des arbeitslosen, behinderten Boris, „sitzt jedes Wort, sie seziert die Verhältnisse messerscharf und erzählt mit Humor und mit großer Empathie für die, denen von Anfang an wenig gegeben und viel genommen wird. Eine schnelle, raue Liebesgeschichte von robuster Sensibilität und mit Zuversicht.“

Annika Büsings Vorliebe für Punk und Bücher

Annika Büsing sagt über sich, sie sei im Ruhrgebiet „aufgewachsen, mit einer ausgeprägten Vorliebe für Punkrock und Bücher“. Sie hat eine Weile in Island gelebt und ihr Referendariat in Hamburg absolviert, lebt aber heute in mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen wieder in Bochum. Und: „Die Liebe zu Punkrock und Büchern ist geblieben.“

Der Jury gehörten neben der Essener Literaturprofessorin Alexandra Pontzen die Kulturpolitikerin Christa Becker-Lettow, die WDR 4-Moderatorin Cathrin Brackmann, der Buchhändler Patrick Musial sowie die Literaturbloggerin Karla Paul an.

Murat Kayi erhält den Förderpreis, die Bibliothekarin Ursula Friebel den Ehrenpreis

Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis ging an Murat Kayi aus Dortmund, der auch als Musiker, Songwriter, „Geierabend“-Komiker und als Moderator der WDR-Radiosendung „Liederlounge live“ bekannt ist. Seine satirische Geschichte „Walfred Zobel“, eine fiktive Biografie über den „Entdecker der Zukunft“, erschien in der vom Netzwerk Literaturgebiet.ruhr herausgegebenen Anthologie „Wie weiter? 25 literarische Aussichten zum Ruhrgebiet“. Den Ehrenpreis des Literaturpreises Ruhr erhielt die Moerser Stadt-Bibliothekarin Ursula Friebel. Sie organisiert etwa das Krimifestival Moers, hat im Pandemiejahr 2021 das Projekt „Corona – Moers schreibt ein Buch“ intensiv betreut und ist aktiv in der Moerser Literaturgesellschaft.