Bochum-Querenburg. Viele Möglichkeiten, bei der Entwicklung des Uni-Centers einzugreifen, hat die Stadt Bochum nicht. Was sie nun plant, stößt vor Ort auf Skepsis.

Die Stadt Bochum will beim Niedergang des Uni-Centers in Querenburg nicht weiter tatenlos zusehen. Viele Möglichkeiten, die Entwicklung des Einkaufszentrums positiv zu beeinflussen, hat die Verwaltung nicht. Doch im Rathaus will man tun, was möglich ist. Dafür soll nun ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Vor Ort allerdings ist man skeptisch, ob dieser Schritt von Erfolg gekrönt sein wird. Und es gibt auch Kritik.

Wie die Stadt Bochum das Uni-Center jetzt retten will

Klaus Kleine vom Stadtplanungsamt war bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Süd zugegen, um darüber zu informieren, was die meisten zuvor schon in der WAZ gelesen hatten. Stadtbaurat Markus Bradtke hatte dort bereits preisgegeben, was die Stadt über einen Bebauungsplan zu erreichen versucht.

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Aktuell sei im Uni-Center nichts zu machen. Doch ein neuer Bebauungsplan gebe der Stadt zumindest künftig die Möglichkeit, bei baulichen Veränderungen ein Mitspracherecht zu haben. Und nicht nur dort. Klaus Kleine geht bei seinen Erläuterungen weiter in die Tiefe. Der alte Bebauungsplan (von 1970) bleibe solange in Kraft, bis ein neuer (Nummer 1032) greift. Aber schon mit dem Beschluss, diesen neu aufzustellen, habe man Möglichkeiten, regulierend einzugreifen. „Dann können wir Bauanträge zumindest zurückstellen.“

Das Uni-Center in Bochum-Querenburg aus der Vogelperspektive: Hier wird gelebt, gearbeitet, studiert und eingekauft. Allerdings sind die Rahmenbedingungen alles andere als optimal.
Das Uni-Center in Bochum-Querenburg aus der Vogelperspektive: Hier wird gelebt, gearbeitet, studiert und eingekauft. Allerdings sind die Rahmenbedingungen alles andere als optimal. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Mit dem neuen Bebauungsplan würden die Karten neu gemischt. „Er ist in die Zukunft gerichtet“, erklärt Kleine. „Wenn Anträge gestellt werden, können wir Dinge, die mit dem Bebauungsplan nicht vereinbar sind, ablehnen. Oder wir verhängen eine Veränderungssperre.“ Kleine schränkt allerdings selbst ein: „Es wird kurz- und mittelfristig nicht alles besser werden. Wir können den Eigentümer nicht zwingen, mehr zu tun, als er tut.“

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So könne die Stadt zum Beispiel nicht dafür sorgen, dass die vielen Leerstände in der Ladenzeile mit Leben gefüllt werden. „Aber wir können Einfluss nehmen auf das, was hineinkommt. Wir wollen keine Spielhallen oder ähnliches. Nach dem altem Bebauungsplan wäre das möglich, nach dem neuen nicht.“

Stadt Bochum: Uni-Center soll nicht in Abwärtsspirale geraten

Man wolle verhindern, dass das Uni-Center noch weiter in eine Abwärtsspirale gerät, und über den neuen Bebauungsplan „einen Fuß in die Tür kriegen, um mit dem Eigentümer den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen“. Dies sei durchaus ein scharfes Schwert, aber in manchen Fällen sei die Klinge auch stumpf. Die Stadt könne „nicht einschreiten, wenn etwas nicht baugenehmigungspflichtig ist“, stellt Kleine klar. Die Gebäude hätten Bestandsschutz. „Wir können aber Baugrenzen neu ziehen.“

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Das tut die Stadt im Fall des neuen Bebauungsplans auf Grundlage des Campus-Rahmenplans, der kürzlich vorgestellt wurde. Dieser soll aufzeigen, wie das riesige Areal rund um die Ruhr-Universität zwischen Markstraße und Hustadtring, entlang der Tangente Universitätsstraße, einmal ticken soll. Eine Planung, die über einen Zeitraum von sicher mehr als 50 Jahren reicht. Und das Uni-Center ist natürlich ein wichtiger Bestandteil.

Uni-Center: Bezirksbürgermeister nennt Planung „völligen Unsinn“

Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) hält die an den Campus-Rahmenplan angelegte Planung (es werden dieselben Grafiken und Entwürfe genutzt) im Bebauungsplan für „völligen Unsinn“ und an der Realität vorbeigeplant. Da, wo Wohnblöcke vorgesehen seien, stehe das Seniorenheim der Diakonie. „Und das wird da auch sicherlich bleiben.“ Jana Schlüter (SPD) vermisst in der Planung die Straße Sumperkamp und auch die Kita.

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Klaus Kleine versucht zu beruhigen: „Der Rahmenplan Campus zeigt nur, wo die Reise grundsätzlich hingehen soll. Die Planung ist aktuell eine Vision.“

Planung fürs Uni-Center: Anwohner „beunruhigt“

Wenn es nach dieser Vision geht, hat ein Anwohner, der sich „beunruhigt“ zu Wort meldet, irgendwann kein Zuhause mehr. „Denn die Hausnummer 141, in der ich wohne, ist in dem Plan gar nicht mehr vorgesehen...“ Er empfiehlt, mehr mit den Leuten vor Ort zu reden und sie bei den Gedankenspielen mit ins Boot zu holen.

Die Aufstellung eines Bebauungsplanes finde er generell gut. Skeptisch ist er bei Veränderungssperren. „Die könnten für den Eigentümer ein Argument sein, nichts mehr zu tun.“

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Bezirksbürgermeister Breitkopf gibt zu bedenken, dass der Eigentümer durchaus etwas verändern wolle. So sei geplant, den früheren Netto für eine Nachnutzung zu verbreitern. „Doch da hat die Stadt doch keine Chance einzugreifen, wenn man sich dabei im vorgegebenen Baufeld bewegt.“ Er sieht da keine Möglichkeit, den Eigentümer dazu zu bringen, „etwas abzureißen und dann einen Platz dort zu schaffen“ – so, wie es der neue Bebauungsplan an dieser Stelle vorsieht.

Doch bei aller Skepsis: Die Bezirksvertretung Süd gibt einstimmig ihr Okay für den neuen Bebauungsplan. Das letzte Wort hat am 18. Oktober der Ausschuss für Planung und Grundstücke.