Bochum-Querenburg. Die Entwicklung des Uni-Centers in Bochum gerät ins Stocken. Die Stadt will den Niedergang stoppen – und greift nach dem letzten Strohhalm.

Die Lage ist verzwickt. Die Stadt Bochum würde gerne viel, viel mehr unternehmen, um den Niedergang des Uni-Centers zu stoppen und die Entwicklung des Einkaufszentrums in unmittelbarer Nähe der Ruhr-Universität voranzutreiben – doch sie kann nicht. Denn das Uni-Center gehört nicht ihr, sondern Aroundtown aus Berlin. Zuletzt schien sich alles zum Guten zu entwickeln. Doch dann sei der Kontakt vonseiten der Eigentümergesellschaft schlagartig wieder abgebrochen worden, teilt Stadtbaurat Markus Bradtke auf WAZ-Anfrage mit. In ihrer Not greift die Stadt nun nach dem letzten Strohhalm.

Niedergang des Uni-Centers – so reagiert die Stadt Bochum

Der bauliche Bestand des Uni-Centers weise eine Reihe von Defiziten auf, die die Attraktivität des Centers als Einzelhandels- und Dienstleistungs-Standort einschließlich seiner Wohnbebauung und ergänzenden Nutzungen beeinträchtigten, heißt es aus dem Rathaus. Gemeint sind vor allem die vielen Leerstände und der Sanierungsbedarf der Ladenlokale und Wohnhäuser, auch von Angsträumen ist die Rede. Um die Bereiche von Verwaltung, Bürgerbüro und Bezirksvertretung sei es ebenfalls nicht gut bestellt.

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Es schien sich auch schon etwas zu tun. Markus Bradtke berichtet davon, dass ein Vorstandsmitglied von Aroundtown im vergangenen Jahr plötzlich Kontakt zur Stadt Bochum aufgenommen habe, um die Kommunikation und Kooperation in Sachen Uni-Center zu verbessern. In der Folge wurden von beiden Seiten Planungen zur Entwicklung des Uni-Centers in Auftrag gegeben. „Die Entwürfe lagen auch gar nicht so weit auseinander“, sagt der Stadtbaurat. „In einem letzten Schritt sollte eine einheitliche Plangrafik erstellt werden. Doch dann wurden schlagartig alle Termine abgesagt.“ Weitere Versuche, wieder Kontakt aufzunehmen, seien im Sande verlaufen. Wie schon zuvor all die Jahre.

So würde sich die Stadt eine Umgestaltung des Uni-Centers vorstellen. Ein Bebauungsplan soll die Grundlage für künftige Veränderungen in diese Richtung absichern.
So würde sich die Stadt eine Umgestaltung des Uni-Centers vorstellen. Ein Bebauungsplan soll die Grundlage für künftige Veränderungen in diese Richtung absichern. © Denise Ohms Funkegrafik NRW | FUNKEGRAFIK NRW Denise Ohms

Somit stand die Stadt wieder vor der Frage: Was tun? „Wir haben fast keine Möglichkeiten“, erklärt Markus Bradtke. „Für eine Enteignung gibt es keine rechtliche Grundlage, auch mit Sanierungs- und Bauordnungsrecht kommen wir nicht weiter.“ Die Eigentümergesellschaft tue immer das Nötigste, um sich nicht angreifbar zu machen, sagt der Stadtbaurat und meint damit Mängel in Sachen Brandschutz und Rettungswegen, die dann behoben würden.

Was wird aus der Verwaltungsstelle?

Ein Kauf des Uni-Centers sei unrealistisch, sagt Stadtbaurat Markus Bradtke. „Das überfordert eine Kommune. Wir trauen uns höchstens zu, im Notfall eine Problem-Immobilie zu kaufen.“

Was mit der Verwaltungsstelle im Uni-Center wird, lässt Bradtke offen. Ein Auszug sei schon diskutiert worden, „er hat aber nicht nur Vorteile“. Von Immobilienseite her könne man sich nur verbessern, so der Stadtbaurat. „Aber welches Signal senden wir damit?“ Das könne fatale Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Einkaufszentrums haben und potenzielle Interessenten an Ladenlokalen noch weiter abschrecken.

Nun soll ein neuer Bebauungsplan (Nr. 1032) aufgestellt werden. „Das ist das wenige, was wir in unserer Hilflosigkeit tun können, um die Eigentümergesellschaft eventuell auf den Weg der Kooperation zurückführen zu können“, sagt Markus Bradtke. Am jetzigen Zustand des Uni-Centers wird das nichts ändern. Denn es gilt ja ein Bestandsschutz. Und es werde auch in drei Jahren nicht in neuem Glanz erscheinen, so Bradtke.

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Doch der Bebauungsplan gebe der Stadt zumindest künftig die Möglichkeit, bei baulichen Veränderungen ein Mitspracherecht zu haben. „Wenn also ein Bauantrag eingereicht wird, muss der Bebauungsplan beachtet werden.“ Dieser beinhaltet, wie sich die Stadt die städtebauliche Entwicklung des Uni-Centers vorstellt. Vor allem mit mehr Grün zwischen den Wohnblöcken und neugeordneten Erdgeschosszonen. Zwischen dem Uni-Center und dem früheren Netto-Ladenlokal würde ein Grünstreifen entstehen und das Gebäude abgerissen und mit einem veränderten Grundriss neu gebaut werden – wenn der Bebauungsplan zum Tragen kommt. Zwischen Uni-Bad und dem aktuellen Netto-Standort soll für diesen Fall der Platz aufgewertet werden.

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„Wir sind zu jeder Zeit offen für weitere konstruktive Gespräche“, äußert sich die Eigentümergesellschaft in Sachen Uni-Center. „So ist beispielsweise auch bereits ein weiterer Termin im November anberaumt“, teilt Sprecherin Teresa Staill mit. Ein derartiges Gesprächsangebot bestätigt auch Stadtbaurat Bradtke. Bleibt nun abzuwarten, ob es auch zustande kommt.

Der Bebauungsplan für das Uni-Center ist auch Thema in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Süd am Dienstag, 20. September, um 15.30 Uhr im Sitzungssaal im Uni-Center (Ebene II). Die Sitzung ist öffentlich.