Bochum. Wegen der Trockenheit wird im Botanischen Garten in Bochum so viel gewässert wie nie. Sorgen bereiten vor allem Bäume. Sie könnten absterben.
Schwenkregner, Kreisregner, Sektorregner, Vierecksprenger, Bewässerungsbrausen, jede Menge Schläuche und die gute alte Gießkanne: Hilfsmittel wie diese zählen zurzeit zu den wichtigsten Ausstattungen im Botanischen Garten der Ruhr-UniversitätBochum. So viel gewässert werden musste bisher noch nie, sagen Marco Mendrina, Technischer Leiter des Gartens, und Wolfgang Stuppy, der wissenschaftliche Leiter. Die Bewässerungssysteme wurden mit Blick auf den Klimawandel deutlich aufgerüstet.
Hobbygärtner wissen, welche Anstrengungen die monatelange Trockenheit abverlangt, um die durstigen Pflanzen einigermaßen bei Laune zu halten. Auf dem 13 Hektar großen Gelände des Gartenparadieses an der Südseite der Uni sind die Herausforderungen um ein Vielfaches höher. 16 Beschäftigte arbeiten im Freiland, vier in den Gewächshäusern, wo es unter dem Dach bis zu 60 Grad heiß wird.
Ein Kubikmeter Wasser kostet in Bochum 1,85 Euro
Die Aufgaben haben sich wegen der Dauerhitze verlagert. Das Wichtigste ist jetzt die regelmäßige Bewässerung, das Jäten von Wildkraut etwa rückt aus Zeitgründen in den Hintergrund. Hinzu kommen gestiegene Wasserkosten: Ein Kubikmeter (1000 Liter) kostet in Bochum 1,85 Euro brutto.
Vor allem die Pflanzen in Kübeln (etwa die aktuelle, noch bis 30. September laufende Chili-Ausstellung) müssen täglich per Handbrause bewässert werden. Kübelpflanzen haben besonders viel Stress bei Hitze: Die Topfflächen heizen sich auf, und die Wurzeln haben weniger Platz zum Wassersaugen als im freien Erdreich. Ohne Wasser kann eine Kübelpflanze, die morgens noch gewässert wurde, abends schon wieder die Blättern hängen lassen.
Vor allem junge Pflanzen brauchen besonders viel Wasser
Der Botanische Garten der Uni Bochum vertrocknet teilweise
Aber auch Pflanzen im Freiland, besonders wenn sie jung sind wie im neuen prächtigen Staudenbeet, brauchen sehr viel mehr Wasser als üblicherweise.
Der Botanische Garten reagiert auf den Klimawandel. Stuppy: „Speziell bei den Zierpflanzen wie im Staudenbeet gehen wir zu trockenresistenten Arten über. Da bieten sich viele nordamerikanische Präriepflanzen an, wie Sonnenhüte.“ Die Auswahl der jeweiligen Gewächse, und auch die Standortwahl wird wichtiger denn je werden. Nicht nur für Profigärtner. Ansonsten können Hobbygärtner sehr viel Geld verbrennen, weil die neuen Errungenschaften ganz schnell schlapp machen.
Vor allem die Buchen bereiten Sorgen
Ob alle Pflanzen im Botanischen Garten gut durch den Sommer kommen, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Auf jeden Fall kritisch sieht die Situation bei Bäumen aus. Ein ausgewachsener Baum kann pro Tag je nach Art und Wurzelumfang mehrere Hundert Liter saugen. Mit künstlicher Bewässerung ist dies nicht leistbar. Vor allem die Buchen bereiten Sorgen – hier und da sind Kronen viel zu schütter, zudem sind Rinden aufgeplatzt. Einige Exemplare wird der Botanische Garten wohl verlieren, heißt es. Ein geschwächter Baum sei wie ein geschwächter Körper, sagt Mendrina: Er werde schneller anfällig für Krankheiten.
„Der deutsche Wald, wie wir ihn kennen, wird sich ändern“
Botanischer Garten wird häufig erwähnt
Der Botanische Garten der Ruhr-Uni taucht nach Auswertung des Internet-Reiseportals „Kurz-mal-weg“ in den Top 10 von Deutschlands beliebtesten Schaugewächshäusern auf der Foto-Plattform Instagram auf.
Um das auszuwerten, wurden rund 40 (botanische) Gärten mit Gewächshäusern auf ihre Instagram-Beliebtheit untersucht. Mit so genannten „Hashtags“ werden dort hochgeladene Fotos verortet. Auf Platz 1 sind laut Online-Portal die Herrenhäuser-Gärten in Hannover gelandet mit 48.564 Hashtags. Der Grugapark Essen landet mit 44.261 Instagram-Hashtags auf dem zweiten Platz.
Der Botanische Garten landet auf Platz 10. Er wurde insgesamt 3608 Mal auf Instagram erwähnt.
Wolfgang Stuppy sagt voraus, dass mehrere trockene Sommer nacheinander für einige Waldbäume „natürlich tödlich“ seien. „Der deutsche Wald, wie wir ihn kennen, wird sich ändern.“ Man werde wie bei den Zierpflanzen zu mehr trockenresistenten Arten übergehen: mehr Eichen etwa, weniger Buchen.
In dieser Woche noch soll es endlich mal wieder regnen. Am besten wäre ein tagelanger langsamer Landregen, kein kurzer und heftiger. Dann würde das Wasser auf der vertrockneten Oberfläche nur ablaufen und nicht in den Wurzelbereich einsickern.
Einen Vorteil hat die Trockenheit im Garten aber doch, so Stuppy: Wildkraut wuchert nicht mehr so stark durch die Beete und Wege.