Bochum. Der Botanische Garten der Ruhr-Uni Bochum verfügt über die größte Orchideen-Sammlung in NRW. Sogar “Angela Merkel“ heißt ein Exemplar.
Das vom Namen her berühmteste Exemplar heißt "Angela Merkel". Es steht in einem von vier Gewächshäusern des Botanischen Gartens der Ruhr-Uni Bochum, in denen tropische Orchideen aus der ganzen Welt wachsen. Es ist die umfangreichste Orchideensammlung von allen Botanischen Gärten in NRW und ein wahrer Schatz.
Wer sich stark für Pflanzen interessiert und besonders für Orchideen, dem gehen in den Gewächshäusern die Augen über angesichts der Schönheit, Vielfalt und Seltenheit der Exemplare. Der Laie kennt meist nur europäische Orchideen, die aus dem Gartencenter oder dem Baumarkt stammenm und weiß manchmal nicht, ob er die empfindliche Orchideen zu viel oder zu wenig gegossen hat. Im Botanischen Garten jedoch arbeitet mit dem 30-jährigen Lukasz Wisniewski ein Spezialist, der sich mit Orchideen so auskennt wie nur wenige und dem Fehler wie falsche Bewässerung niemals passieren.
Lukasz Wisniewski ist ein "extrem begabter junger Orchideengärtner"
"Wir haben einen extrem begabten jungen Orchideengärtner, der dabei ist, ein sehr spannende und wertvolle Sammlung hier am Botanischen Garten aufzubauen", sagt der wissenschaftliche Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Wolfgang Stuppy.
Zurück zu "Angela Merkel": So hatte der Botanische Garten in Singapur eine selbst gezüchtete Orchideenhybride zu Ehren der Kanzlerin getauft. Der Botanische Garten ist neben dem in Berlin - und Singapur - der einzige auf der Welt, der ein Exemplar aus dieser Züchtung besitzt. Stuppy nennt sie "eine zwar nicht botanische, dafür aber kulturelle Besonderheit in unserer Sammlung".
Optisch freilich ist sie äußerst unauffällig, zumal sie jetzt wie fast alle Orchideen nicht blüht. Ebenfalls aus Singapur stammt eine Orchideenhybride, die ihre Schöpfer "Frank Walter Steinmeier" genannt haben und die nun auch in Bochum weitergedeiht. Die beiden Pflanzen haben Stuppy und Wisniewski 2018 persönlich aus dem Inselstaat in Asien mitgebracht.
Derzeit umfasst die Bochumer Sammlung 1148 Arten aus 190 Gattungen. "Wir haben auch begonnen, seltene Orchideen unter sterilen Bedingungen im Labor selbst aus Samen zu vermehren", berichtet Stuppy.
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Wisniewski und seinen Kollegen stehen vier Gewächshäuser für die Orchideen zur Verfügung. Anders als die europäischen Orchideen wachsen dort fast nur tropische - und diese natürlicherweise nur an Baumstämmen, nicht in Erde. Tausende kleine Naturhölzer hängen an Drahtgitterwänden über- und nebeneinander. Viele stammen aus Südamerika, aber auch aus anderen Kontinenten wie Afrika und tragen Namen wie zum Beispiel "Bulbophyllum apetalum" (Uganda). Zahlreiche Exemplare sind so unscheinbar, dass man sie auch für Schnittlauch halten kann. Andere hingegen sind regelrechte Kunstwerke in ihrer Farbenpracht und ihrer Gestalt.
Alle haben einen hohen wissenschaftlichen und morphologischen Wert; die Sammlung sichert die Artenvielfalt. Wisniewski teilt jede einzelne Orchideenart aus seinem gläsernen Reich immer in mindestens drei einzelne Individuen, damit er zur Sicherheit keine Art verliert, falls eines der grünen Schützlinge einmal ein Opfer von Pilzkrankheiten oder Schädlingen wie Schnecken wird. "Es ist sehr viel zu tun", sagt er - täglich wässern (mit besonders reinem Osmosewasser), dann auch düngen und pflegen in vielerlei Art.
In den vier Gewächshäusern herrschen jeweils andere klimatische Verhältnisse
Die Gewächshäuser unterscheiden sich in Temperatur und Luftfeuchtigkeit, auch jeweils tags und nachts. Orchideen aus heißen Tropen werden anders gehalten als solche aus dem Hochland wie dem Himalaya und den Anden oder aus Australien. Auch eine Nebelanlage kommt zum Einsatz, um die Luftfeuchtigkeit hochzuhalten, was nicht leicht ist. Bis zu 90 Prozent werden dort nachts geschaffen, damit sich die Pflanzen gut fühlen. Das ist ihnen auch anzusehen: Fast nirgends braune Stellen, die Blätter und alle anderen Pflanzenteile sind kerngesund und kräftig.
Insgesamt sind im Botanischen Garten der Universität fast 40 Gärtner beschäftigt. Nach der Coronakrise bietet der Garten für speziell Interessierte auch Führungen durch die Orchideensammlung an. Wegen des Lockdowns ist der Garten zurzeit für die Öffentlichkeit geschlossen.
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