Bochum. Ein Experte der Ruhr-Uni Bochum gibt Tipps, wie sich Städte vor Hochwasser schützen können. Das Wissen sei da, nun sei die Umsetzung nötig.

Prof. Christian Albert forscht am Lehrstuhl für Umweltanalyse und -planung in metropolitanen Räumen der Ruhr-Universität Bochum. Im Gespräch mit WAZ-Redakteurin Karoline Poll verrät er, wie Städte beim Hochwasserschutz vorsorgen sollten.

Was hat sich in Ihrer Wahrnehmung in der Diskussion um Hochwasserschutz seit der Flut 2021 getan?

Nach meinem Eindruck sind Bedeutung und Notwendigkeit von Hochwasserschutz stärker ins politische Bewusstsein gerückt. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die Warnungen der Wissenschaftler vor Extrem-Wetterereignissen leider bewahrheitet haben. Wir haben zunehmend nicht nur mit Hochwassern, sondern auch mit Starkregenereignissen zu kämpfen.

Nach der Flut ist viel wieder aufgebaut worden. Wie bewerten Sie das?

Wir müssen bei dem Wiederaufbau von Bebauung in Risikobereichen gut aufpassen. Soweit möglich sollten diese Orte von weiterer Bebauung freigehalten werden. Wir müssen bei neuer Bebauung demnächst noch kritischer prüfen, ob die Bebauung im Risikobereich vermieden werden kann - und kritische Infrastrukturen klimafest entwickeln.

Prof. Christian Albert von der Ruhr-Uni Bochum macht sich für naturbasierte Lösungen für den Hochwasserschutz stark.
Prof. Christian Albert von der Ruhr-Uni Bochum macht sich für naturbasierte Lösungen für den Hochwasserschutz stark. © Damian Gorczany | DAMIAN GORCZANY

Welche Maßnahmen halten Sie für sinnvoll?

Wir müssen die Frühwarnsysteme verbessern. Ansonsten geht es vor allem darum, dass wir den Wasserrückhalt in der Fläche stärken - also Schwammstädte und -landschaften entwickeln. Städte sollten systematisch eine Schwammfunktion haben, also in Parks oder auf Spielplätzen das Wasser aufnehmen und später langsam wieder abgeben. Außerhalb der Städte müssen Auen renaturiert werden, standortgerechte Laubwälder entwickelt und Äcker in Dauer-Grünland umgewandelt werden. Hilfreich ist es auch, wenn Dächer begrünt werden. Denn jeder Liter Wasser, der nicht in die Kanalisation kommt, der hilft. Ein weiterer Vorteil: Wenn es in den Städten mehr Grünflächen gibt, die Wasser aufnehmen, dann können diese an heißen Tagen besser zur Kühlung durch Verdunstungskälte beitragen. Es mangelt nicht an Wissen, wir müssen an die Umsetzung kommen.

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