Bochum. Mit einem Teich als Wasserspeicher wird eine große Gewerbefläche in Bochum-Werne versehen. Hier wird nach dem Schwammstadt-Prinzip gebaut.

Einen siebenstelligen Betrag nahm die Bochumer Firma Graf & Schürmann GbR in die Hand, um auf einer neu erschlossenen Gewerbefläche am Arnoldschacht das Prinzip „Schwammstadt“ zu demonstrieren. Auf dem riesigen Areal mit einer Fläche von mehr als zwölf Fußballfeldern (rund 90.000 m²) soll das Regenwasser künftig zentral gesammelt, vorgereinigt und gefiltert über ein Rohrleitungssystem in den nahen Harpener Bach geleitet werden.

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Weiteres Puzzle-Teilchen für die Schwammstadt

Für die Stadt Bochum ist diese Anlage ein weiteres Puzzleteilchen im Ausbau des Schwamm-Stadtkonzeptes. Nur das Abwasser soll in die Kanalisation gelangen. Das Regenwasser wird vor Ort über Zisternen und eine Teichanlage gesammelt, beziehungsweise in den Bach abgeleitet. An anderen Stellen wurden in der Stadt bereits unterirdische Rigolen als Wassersammler verbaut, wie etwa an der Hattinger Straße, Castroper oder Wasserstraße. Unter anderem können so Überschwemmungen verhindert und Bäume nachhaltig bewässert werden. Bewässerungsgebühren fallen somit für diese Wassermengen nicht an.

Bau- und Umweltdezernent Markus Bradtke freute sich über das unternehmerische Engagement. Er hob hervor, dass hier ohne öffentliche Fördergelder investiert worden ist. „Wir würden uns tatsächlich wünschen, dass solch kluge Konzepte häufiger umgesetzt werden.“ Es sein ein wertvoller Beitrag, um auf den Klimawandel zu reagieren, denn die Oberfläche des Teiches produziere zudem noch Verdunstungskälte.

Mit einer Wasser undurchlässigen Folie wird der Teichboden abgedichtet. So soll auch der Kontakt mit hier liegenden Altlasten verhindert werden.
Mit einer Wasser undurchlässigen Folie wird der Teichboden abgedichtet. So soll auch der Kontakt mit hier liegenden Altlasten verhindert werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Gerard Graf und sein Mitgesellschafter Jürgen Schürmann freuen sich über das nachhaltige Projekt. „Der rund 4000 m² große Teich wird in wenigen Wochen fertiggestellt sein.“ Drumherum entstehen Grünanlagen für die Beschäftigten. Außerdem sollen die Gebäude und Einrichtungen auf dem Areal Wärme vom Grubenwasser der ehemaligen Zeche Robert Müser beziehen und weitmöglichst mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden.

Der Boden des Teichs wird sorgfältig mit einer wasserundurchlässigen Folie abgedeckt. Da es sich bei dem Gelände um einen ehemaligen Zechenstandort handelt, darf das Oberflächenwasser nicht in Kontakt mit dem Erdreich kommen. Hier befinden sich noch Altlasten aus dem letzten Jahrhundert im Boden.

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Spedition Graf nutzt etwa ein Drittel der Fläche

Die Spedition Graf, die von Christian Graf als geschäftsführendem Gesellschafter geleitet wird, nutzt künftig rund ein Drittel der Fläche als Stellplatz für bis zu 150 Lastwagen. Außerdem entsteht auf dem Gelände eine Werkstatt und ein Bürogebäude. Weiter Unternehmen, so hieß es, hätten bereits Interesse angemeldet. Die gelte auch für andere Firmen in der direkten Umgebung, die sich über die Möglichkeit des Heizens mit Grubenwasser über einen Wärmetauscher freuen würden.

Eine kleine Anekdote berichtete Gerard Graf von der Anlage der Wildblumenböschung auf dem Gelände. „Offensichtlich sind auch etliche Samen für Tomatenpflanzen in die Mischung geraten, was die Spaziergänger gefreut hat.“ Diese können, solange der Vorrat reicht, nun die leckeren Tomaten am Wegesrand im Vorbeigehen ernten.