Bochum. Mit dem Titel „Vorbildliche Bauten“ wurden 30 Gebäude aus ganz Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Auch ein Bochumer Dauersieger ist wieder dabei.
Die Landesregierung hat auch in diesem Jahr 30 Bauwerke in NRW als „Vorbildliche Bauten“ ausgezeichnet, die als richtungsweisend für die Architektur am Anfang des 21. Jahrhunderts stehen. Aus Bochum sind das Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr und das Justizzentrum am Ostring unter den Prämiierten.
„Alle ausgezeichneten Bauwerke haben eine stadtbildprägende Wirkung und zeugen von der hohen Baukultur in unserem Land“, erklärte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung anlässlich der Preisverleihung im Düsseldorfer Kunstmuseum K 21.
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Am Marienplatz ist die neuerliche Auszeichnung mit Genugtuung aufgenommen worden. „Natürlich ist der Preis etwas Besonderes, und wir freuen uns sehr darüber. Aber in der Vergangenheit sind wir ja schon vielfach für das Musikforum ausgezeichnet worden“, so die Sprecherin der Bochumer Symphoniker Christiane Peters auf WAZ-Anfrage. Tatsächlich ist der jetzt vergebene NRW-Preis „Vorbildliche Bauten“ die bereits siebte Auszeichnung mit der sich das von den Architekten Bez + Kock (Stuttgart) entworfene Musikhaus schmücken kann.
Sieben Architekturauszeichnungen seit 2017
Als da wären: German Design Award 2018; Belobigung Deutscher Städtebaupreis 2018; Best Architects Winner 2018, Fritz-Höger-Preis 2017; BDA Architekturpreis NRW 2018; BDA Regional Winner Auszeichnung guter Bauten 2017; Auszeichnung Vorbildliche Bauten NRW 2020.
Was macht das Gebäude, das in den vier Jahren seines Bestehens zu einer veritablen Bochumer Marke geworden ist, so besonders? Vor allem ist es die Idee der Architekten, Gestern und Heute zu verbinden, sprich: den Altbau der Marienkirche als gleichberechtigten Baukörper in den Neubau integriert zu haben.
„In einer Fülle an Details zeigt die Architektur des Musikforums, wie stark Bez + Kock eine gewisse Achtung vor dem Kirchenbau bewahren und gleichzeitig das Gebäude, das einst einer in sich gekehrten Gemeinde vorbehalten war, zu einem zeitgenössischen, öffentlichen Raum für Musik aufbrechen konnten“, notierte das Fachmagazin bau.net.
Weißes Ziegelmauerwerk für die Gebäudeflügel
Der Bauentwurf folgt einem grundsätzlichen Ansatz: Zwei Gebäudeflügel aus weißem Ziegelmauerwerk flankieren das Langhaus der Kirche gerade so, dass nur der schmale Chor aus dem Ensemble heraustritt. Eben diese Konfrontation mit dem Neuen ist es, die der längst profanierten, baulich heruntergekommenen Marienkirche mit ihren neogotischen Spitzbogenfenstern die Erhabenheit zurückgibt. Die Architekten griffen damit auch eine Stimmung in Bochum auf; sehr viele Bürgerinnen und Bürger hatten sich vehement gegen den Abriss der als stadtbildprägend aufgefassten Kirche ausgesprochen. Die kupfernen Türen und Fensterrahmen des Neubaus stellen mit ihrer patinierten Oberfläche zudem einen visuellen Bezug zum Alten her.
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Zwei Konzertsäle entstanden
Im Rahmen des 2018 vom BDA Bund Deutscher Architekten verliehenen Architekturpreises urteilte die Jury: „Das alte Kirchenschiff hat ein unerwartetes Raumpotenzial entwickelt, indem aus dem bloßen Entree und Verteiler ein eigenständiger Veranstaltungssaal geworden ist, der die beiden Konzertsäle ergänzt. Der Funktionswandel vom Sakral- zum profanen Konzertgebäude hat dem ehemaligen Gotteshaus nichts von seiner Würde genommen.“
Preis auch fürs Justizzentrum
Auch das Justizzentrum am Ostring wurde für „Vorbildliches Bauen“ vom Land ausgezeichnet. Es beherbergt das Landgericht, Amtsgericht sowie die Staatsanwaltschaft.
Die Standortwahl war wegen des erforderlichen Abrisses des Gymnasiums am Ostring nicht unumstritten. Dessen historische Fassade wurde in den modernen Gebäudekomplex eines, so die Jury, „hochwertigen Gerichtsviertels“ integriert.
Bauherr war der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. Das nach Entwürfen des Büros Hascher Jehle Architekten errichtete Justizgebäude kostete annähernd 140 Millionen Euro und wurde im Oktober 2017 bezogen.
Tatsächlich war die Einbeziehung der Kirche der Schlüssel zum Gewinn des Architekturwettbewerbs, den das Büro Bez + Kock 2012 für sich entschied. Mit dem Zuschlag ging ein jahrzehntelanges Ringen zu Ende. Schon in den 1960er Jahren, begleitend zur Umbenennung des Städtischen Orchesters in Bochumer Symphoniker, wurde der Bau eines Konzerthauses erwogen, um das Schauspielhaus als Spielstätte des Orchesters zu entlasten.
Eröffnung erfolgte im Oktober 2016
Doch es dauerte noch lange, bis schließlich am 28. Oktober 2016 das Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr mit seinem Großen und Kleinen Konzertsaal eröffnet werden konnte. Der Name bezieht sich auf die WAZ-Verlegerin Anneliese Brost, deren Stiftung den Bau wesentlich unterstützte. Auf den Weg gebracht worden war das Musikforum aber in erster Linie von den Bochumer Bürger/innen, die über eine Stiftung 14 Millionen Euro einsammelten. Die weitere Ausstattung des insgesamt rund 38 Millionen Euro teuren Bauwerks übernahmen die Stadt Bochum, das Land sowie die Europäische Union.
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