Bochum. Der Bau einer neuen Zentrale in Bochum ist vom Tisch. Vorerst. Dennoch sieht sich die IHK Mittleres Ruhrgebiet im Vorwärtsgang.
Sicht- und hörbarer in der Öffentlichkeit werden will die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet mit Sitz in Bochum nach ihrem Wechsel an der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Spitze vor einigen Monaten. Eine Cyber-Attacke gegen alle 79 IHK’s in Deutschland lähmt die Kammer allerdings ausgerechnet zu Beginn ihrer neuen Offensive.
Krimineller Cyberangriff trifft auch IHK Mittleres Ruhrgebiet
Details zu dem Hackerangriff will Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann zurzeit nicht nennen. Die eingeschaltete Staatsanwaltschaft Köln habe um Stillschweigen gebeten. Ein Kollege Bergmanns hat allerdings bereits verraten, dass es sich „um einen heftigen kriminellen Angriff“ handelt, wie der Südkurier den Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, Claudius Marx, zitiert.
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Die neue Offensive in Bochum startet daher unfreiwillig mit einem Rückgriff auf analoge Technik. Selbst Überweisungsträger müssen wieder hervorgekramt werden, um Zahlungen per Bankanweisung statt per Knopfdruck erledigen zu können. „Wir hoffen, dass die Systeme im September wieder laufen“, so Michael Bergmann. Derweil gehe es vor allem darum, den Kontakt zu den 30.000 Mitgliedsunternehmen zu halten.
IHK bietet Städten ein Baustellen-Portal an
Sichtbarer und kommunikativer will die IHK künftig wieder sein. Und sie will Mehrwert für ihre Mitglieder und die Städte in ihrem Wirkungsbereich schaffen. Bergmann: „Wir haben ein Baustellen-Portal angeschafft, dass wir den Städten Bochum, Herne, Witten und Hattingen anbieten.“ Gespräche darüber würden bereits geführt. Das Portal soll helfen, um Firmen, Städten, Behörden und Pendlern möglichst schnell Informationen über Baustellen und Engpässe städteübergreifend im gesamten IHK-Bezirk zur Verfügung zu stellen. Auch könnten die Verwaltungen so ihre Planungen besser koordinieren. Von den Städten und ihrer kontinuierlichen Pflege der Datenbank hänge es ab, ob und wie gut das Portal funktioniere.
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Personell wieder besser ausgestattet
Elf vakante Stellen hat die IHK Mittleres Ruhrgebiet in den vergangenen Wochen neu besetzt. Damit sieht sich die Kammer gut aufgestellt für die aktuell drängenden Aufgaben.
Der IHK-Hauptgeschäftsführer hofft nach eigenen Worten indes auch, dass ihm die Vollversammlung – das höchste ehrenamtliche Gremium – noch weiteres Personal genehmigt.
Derweil hat die hiesige IHK ein Programm „Kurs Zukunft 2022-2026“ auf den Weg gebracht. „Mit diesem Arbeitsprogramm werden in sechs Bausteinen die Herausforderungen der nächsten Jahre definiert“, so der Hauptgeschäftsführer. Es gehe um die Bereiche Mentoren-Netzwerk, Führungskräfte, Fachkräftesicherung, Nachhaltigkeit, Mobilität – aus Sicht der Kammer die großen Themen der nächsten Jahre – und wirtschaftspolitische Positionen.
Kein Zurück zu alten Strukturen, aber Anpassungen
Ungerechtfertigt sei die Behauptung, nach dem Ende der Ära von Bergmann-Vorgänger Eric Weik und dem Aus für das Projekt „Neubau einer IHK-Zentrale“ drohe ein Rückfall in alte, verstaubte Kammer-Zeiten. „Ja, wir sind eine Behörde“, so der neue Chef. „Aber die IHK ist so viel Behörde wie nötig und wenig Behörde wie möglich.“ Er stehe zu dem vor einigen Jahren begonnenen Erneuerungsprozess. Dieser werde nicht abgewickelt, sondern mit Korrekturen fortgesetzt; nicht zuletzt auch wegen aktueller Entwicklungen.
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So stehe etwa das lange Zeit hoch angesiedelte Thema „Neue Arbeitswelt“ trotz aller Bedeutung derzeit nicht ganz oben auf der Agenda – weder bei den Mitgliedsunternehmen noch bei der IHK. Nötig gewesen sei etwa auch, in Bereichen wie Prüfung und Ausbildung wieder für mehr Verlässlichkeit zu sorgen. Mit der Anpassung der Strukturen und klaren Ansprechpartnern für alle Bereiche sei dies gelungen.