Bochum/Herne. 22 absichtliche Autounfälle soll ein Bochumer gebaut haben, um Versicherungen zu betrügen. Er steht vor Gericht. Angeklagt ist auch ein Anwalt.
22 Verkehrsunfälle binnen drei Jahren: Das soll einem 39-jährigen Bochumer widerfahren sein. Er steht seit Mittwoch vor dem Landgericht, weil er die Unfälle absichtlich herbeigeführt haben soll, um die gegnerischen Kfz-Versicherungen zu betrügen. Außer Betrug wirft ihm die Staatsanwaltschaft auch gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor – ein Verbrechenstatbestand. Die Tatorte in den Jahren 2016 bis 2019 lagen vor allem in Bochum, aber auch in Herne, Mülheim und Kamen.
Angeklagt ist vor dem Landgericht Bochum auch ein Kfz-Sachverständiger
Der Mann sitzt nicht allein auf Anklagebank, sondern ebenso ein in Herne tätiger Rechtsanwalt (45) sowie ein Kfz-Sachverständiger (51) aus dem Kreis Recklinghausen. Sie sollen bei den mutmaßlichen Gaunereien kräftig mitgemischt haben: Der Anwalt bei der juristischen Abwicklung der Schadensansprüche, obwohl er von dem Unrecht gewusst habe, der Sachverständige durch falsche Angaben in seinen Gutachten. Er soll auch solche Schäden am Auto aufgeführt haben, die schon vor dem jeweiligen Unfall entstanden waren, um die Schadenersatzforderungen in die Höhe zu treiben.
Die gesamte Tatbeute soll sich auf rund 30.000 Euro beziffern.
Geeignete Verkehrssituationen für Unfälle ausgenutzt
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Angeklagt sind auch zwei Oberhausener (35, 53). Mit ihnen soll der 39-jährige Hauptangeklagte zwei Autounfälle vorher abgesprochen haben. In fast allen anderen Fällen soll er aber geeignete Verkehrssituationen dazu ausgenutzt haben, anderen Verkehrsteilnehmern ins Auto zu fahren und es so aussehen zu lassen, dass diese die Schuld haben.
Unfallgegner wurde teilweise sogar verletzt
Unfallorte sind laut Anklage mehrfach die Dorstener Straße in Bochum, aber auch der Südring, die Wasserstraße, die Düppelstraße, der Nordring, die Annastraße, die Dr.-C.-Otto-Straße oder die Varenholzstraße. In zwei Fällen wurden Unfallgegner auch verletzt. Mehrfach mussten Unfallgegner wegen ihres vermeintlichen Fehlverhaltens 35 Verwarnungsgeld zahlen.
Nicht in allen Fällen zahlten die Versicherungen. Dann wurde - so der Vorwurf – gegen die Ablehnung vor Gericht Klage erhoben.
Der Hauptangeklagte will sich erst im Laufe des Prozesses äußern. Der angeklagte Anwalt bestreitet alle Vorwürfe, der Gutachter ebenfalls.