Bochum. Die Taxibranche ächzt unter steigenden Kosten. Auch in Bochum. Dort soll es nun einen gepfefferten Anstieg des Taxitarifs geben.

Zigtausende Fahrgäste steigen jedes Jahr in Bochum in ein Taxi. In Zukunft werden sie dafür voraussichtlich viel tiefer in die Tasche greifen müssen. Bochum plant eine heftige Anhebung des Taxitarifs. Um 23,9 Prozent teurer soll Taxifahren werden.

103 Unternehmen mit 257 Taxis in Bochum

Ein happiger Sprung. Das wissen auch die 103 Unternehmen, die derzeit eine Konzession für insgesamt 257 elfenbeinfarbige Fahrzeuge in der Stadt haben (Stand Februar 2022). „Und mit Sicherheit werden einige Kunden nach der Preiserhöhung abspringen“, sagt Michael Rübenstahl, Vorstandsmitglied der Genossenschaft Taxi Bochum, der etwa 60 Unternehmen angeschlossen sind. Aber die Branche sieht keine andere Chance.

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Sie hat beantragt, dass zum 1. Oktober die Taxifahrt erst um 18 Prozent steigen und sechs Monate später noch einmal ein Nachschlag folgen soll. 23,9 Prozent wird der Preisanstieg dann vom 1. April 2023 an nach Angaben der Stadt betragen – in zwei Etappen. Sogar 25 Prozent sind es, wenn der aktuelle Grundpreis (3,60 Euro) mit dem von April 2023 an gültigen Grundpreis (4,50 Euro) verglichen wird. Der Stadtrat wird in seiner nächsten Sitzung am 25. August darüber entscheiden.

80 Prozent der Kosten für Personal und Kraftstoff

Schon Anfang des Jahres hatte Christian Weidmann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Bochumer Taxiunternehmen, angesichts von Corona-bedingten Umsatzeinbußen, der Anhebung des Mindestlohns und der stark steigenden Spritpreise den Antrag auf eine Tarifanpassung angekündigt. Die letzte Anpassung hatte es im Juni 2019 gegeben. Vor Corona.

Nun sind nicht nur die Pandemie und ihre Auswirkungen dazugekommen. Nicht zuletzt die Inflation treibt die Kosten in vielen Bereichen auch für die Unternehmen in die Höhe. Vor allem die größten Kostenfaktoren der Unternehmen, 50 Prozent für Personal und 30 Prozent für Kraftstoff, seien drastisch nach oben gerückt. Das sei nur durch eine Tarifanhebung zu kompensieren.

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Mehr als 30 Taxis bleiben derzeit in der Garage

Das Urteil der Branche über die angestrebte Anhebung steht noch aus. AG-Sprecher Weidmann hat einen Fragebogen an alle Unternehmen geschickt und wartet auf Antworten. Aber so viel ist sicher: „Wir sind großer Hoffnung, dass es zu der Preiserhöhung kommt“, so Michael Rübenstahl. Sonst könnte es schwierig werden.

Auch andere Städte heben Taxitarif kräftig an

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet hält eine Anpassung des Taxitarifs „für zwingend geboten“. Die Rede ist von einem „sinnvollen Ausgleich zwischen den Interessen der Verbraucher und des Taxigewerbes“.

Auch in der Bochumer Nachbarschaft hatte es zuletzt deutliche Preisanstiege für eine Taxifahrt gegeben: in Bottrop und Gelsenkirchen um 21 Prozent, in Dortmund und Herne um 22,7 Prozent, im Kreis Recklinghausen sogar um 28,9 Prozent.

Auch Bochums größer Anbieter, die Taxi eG, bekommt die schwierige Marktsituation zu spüren. „Momentan fahren 80 bis 82 Fahrzeuge bei uns“, so Rübenstahl. Früher seien es um die 90 gewesen. Vor allem kleinere Firmen mit einem oder zwei Autos tun sich schwer. Stadtweit bleiben derzeit mehr als 30 Fahrzeuge (Februar 2022) in der Garage.

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Krankenfahrten lohnen sich nicht

Erschwert wird die Lage nach Auskunft der Branche auch durch den aus ihrer Sicht nicht mehr auskömmlichen Tarif für Krankenfahrten. „Wir haben manchmal Schwierigkeiten, alle Krankenfahrten zu besetzen“, sagt Michael Rübenstahl. Einige Unternehmer weigerten sich, für den aktuellen Tarif zu fahren.

Bislang wurden für fünf Kilometer eine Pauschale von 11,05 Euro bezahlt, für jeden weiteren Kilometer kamen 1,80 Euro dazu. Zwar gelte seit kurzem ein neuer Tarif, 11,15 Euro (Pauschale) plus 1,82 Euro je weiteren Kilometer. Aber auch das reiche nicht. Taxibranche und Krankenkassen sind derzeit in Gesprächen über eine weitere Anhebung.