Bochum. Viele Branchen in Bochum leiden unter den hohen Kraftstoffpreisen: Spediteure, Tankstellen-Pächter und andere. Nun sollen die Taxipreise steigen.
Der Weg zur Tankstelle ist momentan alles anderes als vergnügungssteuerpflichtig. Die Spritpreise sind auf einem Allzeithoch. Für Privatverbraucher ist das ärgerlich, für nicht wenige Unternehmen sogar gefährlich. „Existenzbedrohend“, nennt Spediteur Thomas Papenbrock aus Bochum den Höhenflug des Dieselpreises. Eine mögliche Folge: Der Taxipreis könnte steigen.
Auch interessant
Diesel und Super sind bis zu 30 Prozent teurer geworden
Etwa 30 Prozent teurer als noch vor einem Jahr ist der Lkw-Sprit mittlerweile (Grafik). 1,599 Euro kostete der Liter am Mittwochmittag bei Shell an der Bernecker Straße in Wiemelhausen; der zu diesem Zeitpunkt günstigsten Diesel-Tankstelle in Bochum. Bis zu 1,729 Euro müssen Verbraucher in Bochum an diesem Tag für den Liter Diesel bezahlen. Zum Vergleich: 1,284 Euro waren es am 9. Februar 2021. Ähnlich sieht es beim Super aus.
Auch interessant
„Die Kunden sind verärgert“, erzählt Lüfti Atsan, der an der Wittener Straße eine Oil-Tankstelle betreibt. „Sie kommen an die Kasse und sagen, vor einem Jahr hätten sie für eine Tankfüllung 70 bis 80 Euro bezahlt. Und jetzt seien es 110 Euro.“ Mittlerweile werde jeder Cent mehrfach umgedreht, bevor er ausgegeben wird.
Drei Millionen Liter Kraftstoff in Bochum weniger
Und das macht sich bemerkbar. Zwischen 450.000 und 500.000 Liter Kraftstoff werden in der Regel innerhalb eines Jahres an Atsans Tankstelle verkauft. „Im letzten Jahr waren es 50.000 bis 60.000 Liter weniger.“ Wäre das ein gültiger Durchschnittswert für alle derzeit 62 Tankstellen in der Stadt, würde das bedeuteten, dass im vergangenen Jahr in Bochum etwa drei Millionen Liter Kraftstoff weniger abgesetzt wurden.
Auch interessant
Gefahrengut-Spediteur hat kaum Hoffnung auf Besserung
Transportunternehmer Thomas Papenbrock würde sich sinkende Dieselpreise wünschen. „Auch wenn ich die Hoffnung darauf fast schon aufgegeben habe“, sagt der 63-jährige Inhaber der Bochumer AGT-Logistik; einem Anbieter für Abfall-, Gefahrgut- und Transportlogistik. Seit 1989 ist er selbstständig. „Aber so eine Preisentwicklung wie jetzt habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt.“
Vor allem die Kleineren in der Branche ächzen unter der Last. Und: „Bis vor einigen Jahren hieß es noch, Gefahrgutspeditionen hätten einen guten Stand, wegen der Sicherheitsanforderungen und guten Ausbildung der Fahrer“,so der Transportunternehmer. „Aber heute zählt bei den Kunden nur noch billig. Und wenn ich billig sage, meine ich billig. Nicht günstig.“ Vor allem große Konzerne ließen nicht mit sich reden.
Auch interessant
Taxi-Verband will höhere Tarife durchsetzen
In anderen Branchen sieht es ähnlich kritisch aus. „Die Kosten explodieren“, sagt Christian Weidmann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Bochumer Taxiunternehmen. Die Erhöhung des Mindestlohns, die Umsatzeinbußen wegen Corona und nun die Spritpreise. Das alles setzt der Branche zu. Von den 103 Taxiunternehmen in Bochum mit Konzessionen für insgesamt 257 Fahrzeuge lassen etliche ihre Zulassung für derzeit 37 Autos ruhen.
Am Preis können die Taxi-Unternehmen nicht drehen. Das geht nur mit Zustimmung des Stadtrats. Der hatte 2019 zuletzt eine Anhebung der Grundgebühr von 3,30 auf 3,60 Euro und der Kilometergebühr von 1,70 auf 1,90 Euro beschlossen. „Wir werden die Tarife in diesem Jahr erhöhen müssen“, sagt Christian Weidmann und kündigt einen entsprechenden Antrag der Branche an.
Auch interessant
USB gibt 2021 insgesamt 280.000 Euro mehr für Diesel aus
Auch die Stadt und die städtischen Tochterunternehmen sind von der Preisentwicklung betroffen. Die etwa allein 260 mit Diesel betriebenen Fahrzeuge des USB verbrauchen nach Auskunft des Umweltservice jährlich 1,38 Millionen Liter Kraftstoff. Die Kosten dafür waren 2021 etwa 280.000 Euro höher als ein Jahr zuvor – wegen der CO2-Besteuerung und dem Preisanstieg.