Bochum-Weitmar. Bochumer Anwohner haben mit städtischer Unterstützung eine bienenfreundliche Wildblumenwiese gepflanzt. Warum sie sogar eine eigene Website hat.

Das kann man getrost einen Farbentraum nennen: Roter Klatschmohn, blaue Kornblume, lila Natternkopf und weiße Schafgarbe wachsen dicht an dicht. Auch kleine Gänseblümchen und knallige Ringelblumen haben sich dazwischen gemogelt.

Der Sound des Blumenmeeres: Kein Wellenrauschen, sondern Bienensummen. "Wir haben bewusst insektenfreundliche Pflanzen ausgewählt", sagt Volker Bölling. Knapp 200 Meter lang und zwei Meter breit ist der farbenfrohe Wiesenstreifen an der Waldenburger Straße in Bochum Weitmar. 

Stadt Bochum trägt Kosten hälftig

Bölling ist Eigentümer in der dortigen Gemeinschaft und hat die Idee mit auf den Weg gebracht. Er erklärt: "Wir wollten die leeren, riesigen Rasenflächen aufhübschen und dabei noch etwas Gutes für die Umwelt tun. Die Stadt hat 50 Prozent der Kosten übernommen." 

Die anderen Eigentümer der insgesamt 36 Wohneinheiten in drei Doppelhäusern waren schnell überzeugt. "Alle haben ja gesagt", berichtet Bölling. Im Winter vergangenen Jahres begann die Idee in seinem Kopf zu reifen, im Frühjahr folgte dann die Eigentümerversammlung und kurz darauf rückten an der Waldenburgerstraße schon Radlader und Fräse der Firma Kleinert an. 

Insektenfreundliche Arten

Bei der Stadt hatte die Gemeinschaft vorab einen Antrag auf hälftige Kostenübernahme gestellt - mit Erfolg. "Zuerst wurde die Grasnarbe abgetragen und dann mit einer Fräse der Boden gelockert", erinnert sich Bölling, der bei der Baustelle dabei war. 

"Dann konnten wir gärtnerisch tätig werden", sagt er weiter. Mit weiteren Eigentümern säte er jede Menge Blumensamen aus. Welche Arten für Insekten geeignet sind, darüber hat sich Bölling vorab im Internet schlau gemacht. Dort hat er gelernt: Kornblume, Wiesensalbei und Nickendes Leimkraut locken Insekten an und bieten beispielsweise Hummeln und Schmetterlingen Nahrung.

Tipps aus dem Netz

Denn in der städtischen Umgebung mangelt es ihnen an Nahrung und Lebensraum. Der Einsatz von Pestiziden und die wachsende Verarmung der Landschaft machen es den Insekten zusätzlich schwer. Die Auswahl der Pflanzen ist nicht schwierig, im Netz gibt es jede Menge Listen mit Anregungen.

Frühblüher wie Märzenbecher und Schneeglöckchen sind für viele früh fliegende Insekten überlebensnotwendig. Von Pflanzen, die auch für uns essbar sind, hat nicht nur das Auge etwas: Zum Beispiel Vogelkirsche, Schwarzer Holunder, Katzenminze, Weißdorn und Veilchen. Nützlich für Insekten sind außerdem Kugelblume, Moschusmalve, Leimkraut und Hornklee.

Neuanlage im Herbst 

"Wir haben für das Saatgut ungefähr 100 Euro ausgegeben", sagt Bölling. Der kleinste Posten der Rechnung: Knapp 4000 Euro kostete das Aufbereiten der Rasenfläche. Eine große Entlastung also für die Eigentümergemeinschaft, dass die Stadt die Hälfte trägt.

Die Neuanlage einer Wiese, wie es an der Waldenburger Straße passiert ist, erfolgt aus Expertensicht am besten im Februar und März oder im September und Oktober. Dabei priorisieren die meisten den Herbsttermin, denn durch die sich häufenden Dürreperioden im Frühjahr sind die Ergebnisse nach Märzeinsaat oft unbefriedigend.

Website gegründet

"Nach den Arbeiten der Gartenfirma war es tatsächlich erst einmal trocken, aber die Aussaat hat trotzdem geklappt, nun blüht es wunderschön", sagt Bölling. Menschen, die vorbeikämen, bewunderten die Blumenwiese. Bölling empfiehlt ein solches Projekt auch anderen Eigentümergemeinschaften.

"Für uns war es der Anstoß, eine Website ins Leben zu rufen und neue Ideen anzustoßen", erzählt er. Auf der Website können sich Anwohner über Aktionen und Termine informieren und den Stand der Blumenwiese verfolgen. Im Fokus steht eine klimagerechte Gestaltung der Gärten im Wohnviertel. 

Neue Ideen schon gesammelt

"Zur Senkung der Finanzierungskosten nehmen wir Sachspenden, wie etwa Stauden und Samen, an", erklärt Bölling. Die Website (www.waldenburgerbochum.com) bietet zudem Kontaktmöglichkeiten für alle, die bei gärtnerischen Aktionen mitmachen wollen.   "Das unterstützt die eigene Gesundheit und die Gesundheit der gesamten Nachbarschaft", ist sich Bölling sicher.

Einen großen Aufwand bedeutet die Blumenwiese aus seiner Sicht nicht, gerade, wenn alle an einem Strang ziehen. "Man muss nicht täglich gießen, je nach Wetterlage reicht es ein paar Mal pro Woche", sagt er. Selbst die Temperaturen von fast 40 Grad in der Hitzewelle hätten die Pflanzen überlebt. "Es gibt auch bereits weitere Ideen, um die Waldenburgerstraße noch weiter mit Pflanzen zu bereichern", berichtet Bölling. Ein Rondell mit Lavendel ist ebenso in Planung wie das Anpflanzen von Obstbäumen.

Förderung durch Stadt

Die Stadt versucht, mit verschiedenen Programmen klimagerechte Bepflanzung zu fördern. Im Rahmen des Blühstreifenprogramms sind Wiesen etwa An der Holtbrügge, im Naturschutzgebiet Oberes Ölbachtal, an der Engelsburger Straße, an der Ruhraue Stiepel und an der Sudholzstraße entstanden.

Die Stadt hat außerdem Samenmischungen von Wildblumen verteilt. Infos zu Förderungen gibt es beim Grünflächenamt.