Bochum. . Der Titanenwurz an der Uni Bochum soll seine Blüte am Samstag entfalten. Das seltene Schauspiel soll gegen 17 Uhr beginnen und nur ein bis drei Tage dauern.

  • Riesenblume ist bereits auf eine Höhe von 2,32 m gewachsen. Es geht aber noch mehr
  • Ruhr-Uni hat eigens dafür ein Gewächshaus umgeräumt, um der Pflanze genügend Raum zu geben
  • Für den Eintritt von 3 Euro lässt sich die seltene Pflanze in ihrer Pracht anschauen

Eine gewisse Eleganz ist dem Titanenwurz zu Bochum nicht abzusprechen, auch wenn man seinen lateinischen Namen „Amorphophallus titanum“ familienfreundlich mit „unförmiges Riesending“ übersetzen muss. Das ist ungerecht.

Mit prallem Schwung reckt sich der Blütenstand der „größten und stinkigsten Blume der Welt“ in eine Höhe von nun 2,32 Metern und dominiert sein frei geräumtes Gewächshaus im Botanischen Garten der Ruhr-Uni. Wenn Sie das hier lesen, packen Sie nochmal zwei Handbreit drauf. Der Wachstumsrekord für einen Tag liegt bei 18 Zentimetern.

Die erste Superblüte im Revier

Noch ist die Blüte geschlossen. Aber wenn sie sich voraussichtlich am Freitag oder Samstag öffnet, ist das für Pflanzenfreunde ein „spektakuläres Ereignis“, erklärt Professor Thomas Stützel. Denn der Titanenwurz blüht nur alle fünf bis zehn Jahre und dann nur für ein bis drei Tage. In Deutschland gibt es zudem nur wenige Exemplare, die Uni hat ihres erst vor drei Jahren aus Frankfurt bekommen. Die nächsten Superwurze gedeihen in Bonn, wo die seltenen Blüte-Spektakel stets tausende Besucher anziehen.

Diese Titanenblüte wird laut Uni die erste sein im Revier.

Der Weltrekord liegt bei 3,10 Metern. So groß wird der Bochumer Wurz nicht mehr werden.
Der Weltrekord liegt bei 3,10 Metern. So groß wird der Bochumer Wurz nicht mehr werden. © Ingo Otto

Und so bereitet man sich auch in Bochum auf einen Ansturm vor, während die Besucher sich fassen sollten auf ein Erlebnis für alle Sinne. Noch hält das Hochblatt den Kolben fest umwickelt, aber an den Rändern färbt es sich bereits. Wenn es sich entfaltet, wird es die rotbraune Farbe von Fleisch imitieren, erklärt Dr. Wolfgang Stuppy, den der Botanische Garten als wissenschaftlichen Leiter aus den Londoner Kew Gardens abwerben konnte, Brexit sei Dank. Entsprechend stinkt der Wurz. Stuppy beschreibt seinen „grässlichen Körpergeruch“ als „eine Mischung aus Limburger Käse, verfaulendem Fisch und verschwitzten Socken“.

Eine gigantische Duftlampe

„Chemisch passiert dann das gleiche wie in Muskeln“, erläutert Stützel, „nur dass die Energie hier in Wärme umgesetzt wird.“ Der Kolben erhitzt sich um bis zu fünfzehn Grad. „Er funktioniert wie eine gigantische Duftlampe.“ Allerdings will die „Leichenblume“ in ihrer dschungeligen Heimat Sumatra Aasfliegen anlocken.

Dekoriert ist die Halle übrigens mit kleineren „Amorphophalli“, die gerade nicht blühen. In dieser Phase sehen sie ganz anders aus, wie Bäume. Nur wer genau hinschaut, sieht: Stamm, Äste und Blätter sind tatsächlich nur ein einzelnes Blatt. Jede Saison welkt der Wurz bis auf die Knolle. Und jedes Jahr schauen die Gärtner gespannt darauf, was sie nun austreibt – Blatt oder Blüte? Welch seltsame Blume! Will meist ein Baum sein, aber heute spielt sie für uns Tier.

>> Info: Was Besucher wissen müssen

  • Ob der Titanenwurz schon blüht, erfahren Sie aktuell unter www.boga.ruhr-uni-bochum.de .
  • Freitag, Samstag und Sonntag verlängert der Botanische Garten der Ruhr-Uni seine Eintrittszeit bis 24 Uhr. Letzter Einlass ist 23 Uhr. Um den Aufwand abzudecken, nimmt der Garten 3 Euro Eintritt, Kinder bis 12 Jahre müssen nicht zahlen. Navi-Adresse: N-Südstr., Bochum. Von dort ist der Titanenwurz ausgeschildert.