Bochum. Bochum ächzt unter der Rekordhitze. Die Krankenhäuser melden Dutzende Hitze-Patienten. Derweil strömen Tausende Besucher in die Freibäder.
Bochum ächzt unter der Rekordhitze. Vor allem ältere Menschen leiden unter der anhaltenden Hitze. Das macht sich in den Krankenhäusern bemerkbar: Sowohl das Katholische Klinikum als auch die Augusta-Klinik verzeichnen deutlich steigende Aufnahmezahlen.
Dutzende Patienten (allein 30 am Mittwoch) suchen derzeit in der Notaufnahme des St.-Josef-Hospitals Hilfe. „Durch die extreme Hitze treten Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit auf, was häufig zu Stürzen bis hin zu Oberschenkelhalsbrüchen führt“, berichtet Kliniksprecher Jürgen Frech. Auch Blutdruckabfälle, schlimmstenfalls ein Kreislaufkollaps müssen behandelt werden. Bezeichnend die Situation am Donnerstagmittag: 39 Grad zeigte das Thermometer an, als fünf Rettungswagen nahezu zeitgleich in der St.-Josef-Ambulanz eintrafen. Dort hat man sich mit Elektrolyt-Lösungen stärker als sonst bevorratet.
Patient in Wattenscheid rang mit dem Tod
Hohe ärztliche Kunst war im Martin-Luther-Krankenhaus gefragt. Der Zustand eines schwerkranken Patienten mit einer akuten Infektion hatte sich durch die Hitze massiv verschlechtert. „Das hätte fast zum Tod geführt“, heißt es in Wattenscheid. Inzwischen sei der Mann außer Lebensgefahr.
Angespannt ist die Situation in der Augusta-Klinik. Auch hier ist die Aufnahmestation voll. Flüssigkeitsmangel und Kreislaufbeschwerden sind die Hauptursachen. „Lebensbedrohliche Erkrankungen sind bisher zum Glück aber nicht dabei“, so ein Sprecher. Bei den stationären Patienten bestehe ein hoher Bedarf an Infusionen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und ein Austrocknen zu verhindern.https://www.waz.de/staedte/bochum/sengende-sonne-und-duerre-lassen-die-landwirtschaft-leiden-id226584479.html
Warnung vor Sonnenstich
Derweil richtet man sich auch im Knappschaftskrankenhaus Langendreer verstärkt auf Hitze-Opfer ein. Dabei seien längst nicht nur Senioren gefährdet, weiß Sprecherin Bianca Braunschweig. Immer wieder müssen auch jüngere Patienten versorgt werden, die einen Sonnenstich erlitten haben oder beim Radfahren und Inline-Skaten vor Erschöpfung stürzen und sich verletzen.
Im Altenheim wird Wasser mit Pfefferminze gesprüht
Körperliche Anstrengungen vermeiden, sich nicht der Sonne aussetzen und trinken, trinken, trinken: Das gilt gerade für älteren Patienten, bei denen Flüssigkeitsmangel schnell zum Nierenversagen führen kann. Überall herrscht derzeit „Wasser-Pflicht“. Im Seniorenzentrum Stella Vitalis an der Dorstener Straße genießen die 92 Bewohner eine zusätzliche Kühlung. „Wir füllen Wasser und Pfefferminz in eine Flasche und sprühen die Flüssigkeit direkt auf die Haut der Bewohner. Das wirkt wunderbar erfrischend“, schildert Pflegedienstleiterin Jennifer Großer. Kalte Fußbäder machen die Hitze zudem erträglich. Duschen ebenso. Gern auch mehrmals am Tag. Nicht umsonst meldet Stadtwerke-Sprecher Christian Seger aktuell einen deutlich erhöhten Wasserverbrauch in Bochum.
Mächtig Durst haben jetzt auch die Bäume. Viele Naturfreunde ergreifen die Initiative und bewässern nicht nur ihr eigenes Grün, sondern auch die Bäume und Sträucher an Straßen und auf Gehwegen. So wie die Kinder der Kita Gänseblume an der Herner Straße, die in der heißen Jahreszeit fleißig jeden Tag den Baum vor ihrem Kindergarten gießen.
Tierschützer raten zu Gassi-Gängen am Morgen und Abend
Wohl dem, der sich in den Freibädern der Stadt abkühlen kann. Die Wasserwelten GmbH als Betreiber freut sich mit: Nach dem ersten Ansturm am Mittwoch waren auch am Donnerstag die Wiesen und Becken knackevoll. Dazu trägt der Ferienpass bei, mit dem die Schulkinder für 10 Euro in den kompletten Ferien so oft sie wollen in die Bäder kommen dürfen.
Mehr als 10.000 Besucher in den Bädern
10.257 Besucher wurden allein am Mittwoch in den städtischen Freibädern gezählt, die meisten (3529) im Wellenbad in Wattenscheid, gefolgt von Hofstede (2657), Langendreer (1748), Linden (1491) und Querenburg (832).
Der Jahresrekord liegt bei 12.602 Besuchern, aufgestellt am 26. Juni.
Alle Bäder-Infos auf www.wasserwelten-bochum.de.
Tierisch viel Spaß haben die Schüler allemal. Anders als viele Vierbeiner, denen die Hitze weniger gut tut. Die Tierschutzorganisationen Tasso empfiehlt Hundebesitzern, ihre Gassi-Gänge in die kühleren Morgen- und Abendstunden zu verlegen. „Nutzen Sie am besten Feld- oder Waldwege. Denn asphaltierter Boden heizt sich in der Sonne auf sehr hohe Temperaturen auf“, so Sprecherin Lisa Frankenberger.
Katze müsste man sein...
Für Katzen ist die Gefahr nicht ganz so groß. „Da sie sehr selbstständig sind, entscheiden sie einfach, sich nicht zu viel zu bewegen. Dadurch sind sie jetzt tagsüber eher träge und dösen“, weiß Tasso. Nicht das schlechteste Rezept für diese Hundstage.