Bochum. Im Schauspielhaus zeigt der Foto- und Bühnenkünstler Stefan Hunstein die Installation „Salamis“. Etwas Zeit braucht es, um das wirken zu lassen.
An eine Begegnung in Westerland auf Sylt erinnert sich Stefan Hunstein besonders gern. Da stand er einmal am leeren Bahnhof und wartete auf den Zug, als plötzlich eine Frau auf ihn zukam und ihn fragte: „Bochumer Schauspieler, ne?“
Ja, als einen Bochumer Schauspieler kann man Stefan Hunstein wirklich bezeichnen. Immer wieder kehrte der 64-jährige Theaterprofi während der vergangenen Jahrzehnte ans Schauspielhaus zurück. Als junger Mann kam der gebürtige Kasselaner während der Intendanz Frank-Patrick Steckel nach Bochum.
Zu sehen bis 20. Februar im Oval Office
Die Ausstellung „Salamis“ ist bis 20. Februar im Oval Office (Schauspielhaus) zu sehen. Eintritt frei. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag von 16 bis 21 Uhr.
Am Sonntag, 20. Februar, um 11.30 Uhr hält Stefan Hunstein im Tanas (Foyer der Kammerspiele) einen Vortrag über sein fotografisches Schaffen.
Stefan Hunstein zeigt neue Ausstellung in Bochum
Nach Stationen in Berlin, Düsseldorf, Wien und vor allem in München folgte er später seinem langjährigen Weggefährten Johan Simons zurück an die Königsallee, wo er seit über drei Jahren zu einer tragenden Säule im Ensemble geworden ist: ob als Claudius im „Hamlet“, in „Ödipus Herrscher“ oder in seinem Solo „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“.
Was bei all den großen Darbietungen auf der Bühne gern übersehen wird: Stefan Hunstein ist nicht nur Schauspieler, sondern auch Fotograf und bildender Künstler – und dies nicht nur nebenbei als liebgewonnenes Hobby, sondern komplett mit Haut und Haar. „Für mich war lange unklar, ob ich nicht viel lieber Fotograf geworden wäre“, sagt er.
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Lang geplante Werkschau im Kunstmuseum war keinen Tag geöffnet
Ein großer Überblick über sein fotografisches Schaffen sollte ab November 2020 im Kunstmuseum zu sehen sein. „Gemeinsam mit dem früheren Museumschef Hans Günter Golinski habe ich dreieinhalb Jahre an dieser Ausstellung gearbeitet“, erzählt er. „Dreieinhalb Jahre! Das muss man sich mal vorstellen.“ Doch dann kam Corona mitsamt Lockdown – und keinen einzigen Tag lang war die fertig gehängte Ausstellung geöffnet. Für Hunstein bis heute ein wahnsinnig bitteres Erlebnis.
Doch jetzt bietet sich eine neue Chance, den beliebten Schauspieler von einer anderen Seite kennenzulernen. Die Multimedia-Ausstellung „Salamis“ ist soeben im Oval Office des Schauspielhauses eröffnet worden. Eigentlich ist es eher eine raumfüllende Installation, die etwas Zeit braucht, um sie komplett auf sich wirken zu lassen.
Porträts scheinen aus der Wand zu treten
Als Videoprojektionen hat Hunstein die Porträts von zwölf geflüchteten Menschen in dem abgedunkelten Raum installiert. Dies allerdings nicht in Form von Fotos, sondern gewissermaßen als lebende Porträts. Die Schwarz-Weiß-Bilder sehen auf den ersten Blick wie eingefroren aus, trotzdem blinzeln manche der Porträtierten plötzlich mit den Augen oder es weiten sich ihre Pupillen, was eine überraschende, durchaus etwas unheimliche Wirkung erzeugt.
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Man merkt, wie sie atmen. Fast scheint es, als würden sie in dem dunklen Raum wie Geister aus der Wand treten. Dazu gibt es einen Soundtrack aus Meeresgeräuschen, der darauf hindeutet, dass Hunstein seine Arbeit auch als Kommentar zum gegenwärtigen Diskurs um Flucht und Migration verstanden wissen möchte.
Kein Geschichtenerzähler
Getroffen hat er die jungen Leute bereits 2011 in einem Aufnahmelager in München. „Ich habe versucht, sie ein Stück ihres Weges zu begleiten, was eine sehr emotionale Sache für mich war“, erzählt er. Was aus ihnen geworden ist und wo sie heute stecken, weiß Hunstein nicht. Ebenso verzichtet er in seiner Videoarbeit darauf, explizit ihre Lebenswege zu erzählen. „Ich bin kein Geschichtenerzähler, ich bin Fotograf“, sagt er. „Und jedes Foto ist ein Abbild der Wirklichkeit.“