Bochum. Der VRR spricht nach Einführung des 9-Euro-Tickets vom „Verkaufsschlager“. Die Bogestra registriert mehr Fahrten mit dem ÖPNV in der Freizeit.

Sauna-Erfahrungen, wie Kunden sie in überfüllten Regionalzügen machen, hat es nach Einführung des 9-Euro-Tickets in den Bussen und Bahnen der Bogestra nicht gegeben. Aber das Verkehrsunternehmen habe nach ersten Beobachtungen „verstärkte Freizeitverkehre“ festgestellt“, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.

Bogestra hat in einem Monat 185.000 9-Euro-Tickets verkauft

Eine nähere Auswertung darüber, ob und wie sich das Nutzungsverhalten der Kunden geändert hat, soll demnächst für den Monat Juni vorgelegt werden. Mit einigen Zahlen kann das Unternehmen aber schon jetzt aufwarten: Nach Einführung des 9-Euro-Tickets Anfang Juni wurden bis Ende des Monats etwa 185.000 dieser vergünstigten Monatsfahrkarten im gesamten Geltungsbereich der Bogestra, also in Bochum, Gelsenkirchen, Herne und Teilen des Ennepe-Ruhr-Kreises, verkauft. Zahlen allein für Bochum, liegen nicht vor.

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Das 9-Euro-Ticket ist ein vom 1. Juni bis zum 31. August befristetes Sonderangebot im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die bundesweit gültige Monatskarte kostet 9 Euro und ist damit deutlich günstiger als bislang übliche Monatskarten. Das Angebot ist als Entlastung für Vielfahrer gedacht, soll aber auch neue Kundenkreise an den ÖPNV heranführen. Die meisten verkauften 9-Euro-Tickets der Bogestra waren für Juni gültig, nämlich etwa 70 Prozent oder knapp 130.000. Etwa 20 Prozent (37.000) gelten im Juli, etwa zehn Prozent (18.500) für den Monat August. Eine Statistik für die darüber hinaus verkauften Fahrkarten liege aktuell noch nicht vor.

Wer andere Fahrkarten verlangt, wird auf das 9-Euro-Ticket verwiesen

Die Nachrichtenagentur dpa hatte im Großraum Hannover angefragt und vom Sprecher des dortigen Verkehrsverbundes erfahren, dass im Juni etwa 1800 „normale” Monatskarten verkauft wurden. Diesen Kunden müsse entgangen sein, dass es das 9-Euro-Ticket gebe, hieß es.

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Bogestra: Abos müssen nicht gekündigt werden

Abo-Kundinnen und -Kunden müssen sich nach Einführung des 9-Euro-Tickets „um nichts kümmern“, so die Bogestra.: Für die Monate Juni, Juli und August werden die monatlichen Abbuchungen auf 9 Euro pro Monat reduziert. Das Abo müsse daher nicht gekündigt werden.

Das Abo-Ticket gelte außerhalb des ursprünglichen Geltungsbereichs als persönlicher Fahrschein der 2. Klasse ohne erweiterte Regelungen. Bestehende Regelungen, beispielsweise zur Mitnahme von Personen oder Fahrrädern oder zur Nutzung der 1. Klasse, gelten weiterhin nur im ursprünglichen Geltungsbereich

In Bochum sollte das nicht vorkommen, wenn es nach der Bogestra geht. Zwar würden vereinzelt Kunden ins Kundencenter kommen und Tickets des VRR-Bartarifs verlangen. Kollmann: „Hier wird üblicherweise bei einer Beratung nachgefragt, ob sich stattdessen nicht das 9-Euro-Ticket als Alternative anbieten würde.“ Im Übrigen würden Kunden auf die Abo-Tickets hingewiesen, da deren Inhaber zusätzlich zu den Eigenschaften des 9-Euro-Tickets von den regionalen Vorteilen des jeweiligen Abos im VRR-Gebiet profitierten.

VRR verkauft allein in den ersten zwei Wochen 900.000 Tickets

Bedeckt hält sich die Bogestra mit einer Empfehlung zu einer möglichen Regelung nach Ablauf der Projektphase des 9-Euro-Tickets Ende August. Dies liege nicht auf der Entscheidungsebene des Unternehmens. Aber, so der Sprecher, die Frage nach einem passenden Tarif sei nicht zu trennen von der des zur Verfügung stehenden Netzes. So habe sich im Zusammenhang mit der Einführung des „Netz 2020“ gezeigt, „dass der damit verbundene Ausbau des Netzes von den Kunden angenommen wurde – jedenfalls bis zum Aufkommen der Corona-Pandemie.

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Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hatte nach der ersten Juni-Woche im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket von einem „Verkaufsschlager“ gesprochen. Mehr als 900.000 dieser Fahrkarten seien zwischen dem Verkaufsstart am 23. Mai und dem 7. Juni abgesetzt werden. Aus Sicht des Verkehrsverbundes ist das Ticket ein Schritt in die richtige Richtung: „Die Maßnahme der Bundesregierung zur Entlastung von Bürgerinnen und Bürgern angesichts der derzeit stark steigenden Energiepreise sieht der VRR als Chance zur Rückgewinnung von Fahrgästen und zur Neukundenansprache im ÖPNV“, heißt es.