Bochum: Top-Linien sind das Rückgrat des neuen Busnetzes
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Bochum. Am 15. Dezember stellt die Bogestra um auf das „Netz 2020“. In Bochum kommt es bei den Bussen zu zum Teil großen Veränderungen. Ein Überblick.
Lothar Schildhauer hat einen dicken Hals. „Der 356er fährt demnächst nicht mehr“, sagt 63-jährige Bochumer. „Jedenfalls nicht von Stiepel bis in die Innenstadt. Es ist genau der Bus, den der schwerbehinderte Stiepeler bislang genommen hat. Die Alternativen, etwa die Fahrt mit dem 370er und dem Umstieg an der Ruhr-Uni, dauern länger und seien beschwerlicher für ihn.
Tatsächlich bringt die größte Netzumstellung in der Geschichte der Bogestra viele Veränderungen mit sich. Vor allem die mehr als 1000 Kilometer Busstrecken werden neu sortiert. Vom 15. Dezember an gibt es neue Strecken, neue Bus- und Bahnnummern, neue Tarife und – erstmals – ein Farbleitsystem für die Bahnlinien. Zusammenhängende Linien haben ähnliche Farben (z.B. dunkel- und hellblau).
140.000 Kunden täglich
Beinahe alle Strecken sind von dieser Neugestaltung betroffen. Sie sorgen für Verunsicherung und Verärgerung bei vielen Kunden. Und sie bescheren dem Nahverkehrsunternehmen den vielleicht größten Erklärungsauftrag seit seiner Gründung vor 123 Jahren. „77 Prozent aller Befragten wissen mit dem Begriff Netz 2020 schon etwas anzufangen“, sagt Bogestra Sprecherin Sandra Bruns. Die Bogestra hatte vor einigen Tagen eine nicht repräsentative Befragung an ihren Haltestellen durchgeführt.
77 Prozent. Das ist ordentlich, aber eben längst nicht genug. Offenbar sind viele der täglich 140.000 Bus- und Bahnnutzer in der Stadt noch nicht informiert. Aber auch die Informierten sind entweder nicht glücklich mit den neuen Lösungen oder fühlen sich unzureichend vorbereitet.
Drei zusätzliche Bahnlinien
Wie groß dieser Erklärungsauftrag ist, verrät allein der Blick auf das neue Liniennetz, das wirkt wie eine Mischung aus einem Schnittmuster für extravagante Kleidung und einer Vorlage für Malen nach Zahlen. Schön bunt, aber weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick leicht zu erfassen.
Versuchen wir es mit dem dritten Blick.
Wenig ändert sich auf den Bahnstrecken. Kunststück. Es gibt 126 Kilometer Schiene. Und bis auf die veränderte Linienführung der 310 in Langendreer und den für die nächsten Jahre geplanten Stich der 302/310 auf das Gelände des früheren Opel-Werks zum Zentrum des Hightech-Gewerbegebiets Mark 51/7 in Laer bleibt alles beim Alten. Fast alles.
Statt der bislang sechs Bahnlinien, gibt es demnächst neun. Im Bochumer Norden und Osten fahren zu Stoßzeiten drei zusätzliche Bahnen: die 305 (Langendreer S-Bahnhof – Höntrop Kirche), die 309 (Langendreer S-Bahnhof – Heven Dorf) und die 316 (Wanne-Eickel Hauptbahnhof – Gerthe). Reduziert wird in den meisten Fällen der Takt von 15 auf 7,5 Minuten, weil sich häufig zwei Linien überlagern.
Bei den Bussen wird es kompliziert. Etliche Linien heißen künftig anders, verlaufen anders, sind entweder jetzt Direktverbindungen oder aber künftig mit Umstiegen versehen. Wie im Fall Stiepel. Wer Richtung Innenstadt fährt, der muss künftig am Uni-Center umsteigen. Und wer künftig in den 356er einsteigt, der pendelt eben nicht mehr zwischen Innenstadt und Stiepel, sondern fährt von der Ruhr-Uni zum Hauptbahnhof. Die 3-5-6 ist sozusagen zur Neben- oder Erweiterungslinie degradiert.
„Das Ergänzungsnetz besteht aus 28 Buslinien, die die Flächenerschließung und Verteilung der Fahrgäste übernehmen“, erklärt Bogestra-Sprecherin Bruns. Das Hauptnetz besteht zukünftig aus acht Straßenbahnlinien und der U35-Campuslinie sowie aus zwölf Hauptbuslinien, die die Hauptachsen mit der stärksten Fahrgastnachfrage bedienen; die sogenannten Top-Linien.
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