Bochum-Ost. Spaziergänger haben am Ümminger See in Bochum den Tod hunderter Fische beobachten müssen. Die Stadt kennt den Grund dafür - und greift ein.

Spaziergänger machen am Wochenende am Ümminger See eine beunruhigende Beobachtung. Zahlreiche tote Fische werden aus dem Wasser gezogen. Die Stadt Bochum bestätigt auf Anfrage eine sich zunehmend verschlechternde Wasserqualität an dem See – und alarmierend niedrige Sauerstoffwerte.

Karpfen sterben im Ümminger See: Stadt Bochum startet Abfischung

„Schon früh am Morgen wird am Ümminger See tatsächlich gearbeitet. Und diesmal geht es nicht um Müll. Sondern um das Fischsterben“, postet Facebook-Nutzerin Ruth Sonntagfrüh. Gegenüber des Parkplatzes am Ümminger See habe sie beobachtet, wie eine Gruppe mit einem Boot stellenweise hundert Fische aus dem Wasser zog. „Tote sowie lebendige, die dann auf andere Seen und private Teiche verteilt werden“, so die Bochumerin.

Bei der Umsiedlung der Fische aus dem Ümminger See nahm Bochumerin Ruth dieses Foto auf.
Bei der Umsiedlung der Fische aus dem Ümminger See nahm Bochumerin Ruth dieses Foto auf. © Facebook | Ruth Schindel

„Leider verzeichnet der Ümminger See eine zunehmende Verschlechterung der Wasserqualität“, bestätigt Stadt-Sprecherin Sarah Schmuttermair auf Anfrage, „Dieser Umstand wird akut verstärkt durch die verminderte Einleitung aus dem Harpener Bach, den Starkregenereignissen der vergangenen Wochen sowie nicht zuletzt der steigenden Temperaturen.“

Sauerstoffwerte liegen deutlich unterhalb der „fischkritischen Grenze“

Diese Negativ-Entwicklung habe ein „Teichmonitoring“ am Ümminger See zu Tage befördert, welches die Bauarbeiten zwischen den Harpener Teichen und dem Ümminger See überwacht. „Der Gewässerunterhaltung des Tiefbauamts ist diese Problematik bekannt, weshalb es diesen Trend genau beobachtet und um eigene Messungen, im Rahmen von turnusmäßigen Kontrollen, ergänzt hat“, so Schmuttermair.

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Bereits am 14. Juni seien deutlich zu niedrige Sauerstoffwerte festgestellt worden. „Diese lagen je nach Messstelle im Bereich von etwa 1 mg/l gelösten Sauerstoff und damit deutlich unterhalb der fischkritischen Grenze von 3 mg/l“, gibt die Stadtsprecherin an. Dabei seien leider auch tote Karpfen entdeckt worden – weshalb die Stadt kurzfristigen Handlungsbedarf sah. „Präventiv hat unser Tiefbauamt daher umgehend die Abfischung des Ümminger Sees beauftragt, um einem größeren Fischsterben vorzubeugen.“

Gewässersystem wird umgestaltet

2019 begann die Planung der Stadt, um das Gewässersystem im Bereich Harpener Teiche, Ölbach und Ümminger See „komplett neuzuordnen“. Das zuständige Planungsbüro teilte zu jener Zeit mit, durch die Umgestaltung werde sich der Sauerstoffgehalt im Ümminger See deutlich erhöhen – um die Fische müsse man sich keine Sorgen machen.

In den Ümminger See wird das Grubenwasser der ehemaligen Zeche Robert Müser geleitet.

Fischpopulation soll „auf ein Minimum“ reduziert werden

Die gefährdeten Fische seien in Richtung Niederrhein nach Hamminkeln und in umliegende Gewässer umgesiedelt worden – mit dem Ziel, „die Populationsdichte an Fisch auf ein Minimum zu reduzieren“, so Sarah Schmuttermair. „Maßnahmen, wie partielle Belüftung durch Sprudler oder ein wieder erhöhter Zufluss aus dem Harpener Bach in den Ümminger See würden das Problem nicht lösen. Eine Reduzierung der Fischfauna ist somit, auch im Hinblick auf einen zukünftig-nachhaltigen Betrieb der Teiche, die Konsequenz daraus“, betont die Sprecherin.

Tote Fische in Folge von Sauerstoffmangel wurden in der Vergangenheit immer wieder in verschiedenen Gewässern entdeckt – auch im Ümminger See, beispielsweise in der Sommerhitze 2018. Im Juni 2020 retteten Mitarbeitende des Bochumer Tiefbauamts Fische aus einem wasserarmen Teich in Bockholt und siedelten diese dann um – in den Ümminger See und die Harpener Teiche.