Bochum-Werne. Ein Video, das tote Fische in einem Bach in Bochum zeigt, sorgte bei Facebook für Aufsehen. Die Ursache ist nun geklärt: menschliches Versagen.

Ein Video, das bei Facebook verbreitet wurde, hat viele Naturfreunde in Bochum aufgeschreckt. Die Aufnahme zeigt den Harpener Bach in Bochum-Werne, der zwischen Werner Hellweg/A 43 und Industriestraße verläuft. In ihm treiben viele tote Fische. „Ein, zwei Tage vorher sei alles noch okay gewesen in dem Bachlauf, der von den Harpener Teichen kommt“, schreibt Sandra Hecker, die beim Gassigehen plötzlich bemerkte, dass der Bach wenig Wasser führt. „Viele Fische waren da schon tot oder zappelten noch.“ Hecker sieht einen Zusammenhang mit der benachbarten Baustelle – und landet damit letztlich einen Volltreffer.

Bochum: 100 Fische sterben in einem Bach – wegen eines Fehlers

Denn es ist letztlich menschliches Versagen, das zum Tod der Fische geführt habe. Auch die Stadt Bochum war über den Facebook-Beitrag auf die toten Fische aufmerksam geworden, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger auf WAZ-Anfrage mit. „Daraufhin wurde das Tiefbauamt über mehrere Stellen, etwa die Untere Wasserbehörde und die Untere Naturschutzbehörde, kurzfristig informiert und hat umgehend gehandelt.“

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Sprenger erklärt, dass die Arbeiten im Zuge der Baumaßnahmen zur ökologischen Verbesserung des Harpener Baches stattfinden. Dieser kommt von Norden und wird unter anderem von den Harpener Teichen gespeist, in die Grubenwasser der früheren Zeche Robert Müser einfließt.

Tote Fische schwimmen im Ölbach in Bochum-Werne

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    Um den Bach komplett sauber zu bekommen, sollten laut Stadt in zwei bestehende Gewässerdurchlässe Rohre zur separaten Ableitung von eben jenem Grubenwasser eingebracht werden.

    Baustelle neben dem Harpener Bach in Bochum. Dieser soll vom Grubenwasser befreit und somit sauberer werden. Dafür müssen auch Rohre verlegt werden.
    Baustelle neben dem Harpener Bach in Bochum. Dieser soll vom Grubenwasser befreit und somit sauberer werden. Dafür müssen auch Rohre verlegt werden. © Gernot Noelle

    Bei vorbereitenden Arbeiten zur Wasserhaltung (Trockenlegung der Durchlässe) sei deshalb ein Absperrdamm mit eingebautem Rohrdurchlass errichtet worden. „Dieser Damm sollte auf der einen Seite den Hauptzufluss von den Harpener Teichen zurückhalten und zum anderen einen Mindestabfluss im Gewässer sicherstellen, um Fischen eine schadlose Abwanderung im Gewässer zu ermöglichen“, erklärt Thomas Sprenger.

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    Doch leider, so die Stadt, „stellte sich die weitergeleitete Wassermenge als nicht ausreichend heraus, zumal sich im Gewässer abflusslose Stillwasserbereiche einstellten, die so nicht erwartet worden waren“. In der Folge verendeten die Fische, wie man in dem Video bei Facebook erkennen konnte. „Nachdem der Missstand festgestellt wurde, wurde der Damm unverzüglich zurückgebaut und der Normalabfluss wiederhergestellt“, erklärt Sprenger weiter.

    Kein Grubenwasser mehr im Harpener Bach

    Der Harpener Bach wird von den Harpener Teichen und dem Ümminger See abgekoppelt und zudem auch komplett vom Grubenwasser befreit, damit er sauberer wird. Bislang fließt er durch die beiden Stillgewässer hindurch. Das gilt als ökologisch sinnvoller, zumal das Grubenwasser, das auch weiterhin in die Harpener Teiche abfließen wird, den Harpener Bach als Fließgewässer offenbar sehr schädigt.

    Mittels Wasserweichen soll der Harpener Bach künftig von dem Grubenwasser getrennt werden. Über Umgehungsrinnen wird er an den Harpener Teichen und dem Ümminger See (Westufer/Suntums Hof) vorbei zum Ölbach gelenkt, von wo es weiter Richtung Ruhr geht.

    Auch das Grubenwasser wird in Zukunft separat gelenkt. Über eine eigene Leitung fließt es in den Ümminger See und wird hinterher wieder herausgefiltert, um von dort in den Ölbach befördert zu werden.

    Nach einer ersten Rückmeldung von der Baustelle sind etwa 100 Fische gestorben. Laut Stadt dürfte es sich dabei um wie auch früher schon beobachtete Weißfischarten handeln. Generell komme Fischsterben in Fließgewässern in Bochum eigentlich nicht vor, versichert man im Rathaus. In der Vergangenheit sei allerdings vereinzelt in Stillgewässern durch Sauerstoffdefizite ein Fischsterben beobachtet worden.

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    Die Arbeiten der Stadt an dem neuen Gewässersystem rund um den Ümminger See gehen indes weiter. Allerdings gehe man nun vorsichtiger vor, versichert die Verwaltung. Sprenger: „Um die erforderliche Wasserhaltung in den Durchlässen zu installieren, wird beim nächsten Absperrvorgang die kontinuierlich weitergeleitete Wassermenge erhöht und sichergestellt, dass die in den Stillwasserbereichen verbleibenden Fische kurzfristig abgefischt und umgesetzt werden – damit sich der bedauerliche Vorfall nicht wiederholt.“